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23. 12. 2010 - 17:27

(Außer)universitäre Forschung

Sie standen vor dem aus. Nun wird aus dem "Kahlschlag" eine "Strukturbereinigung". Über die Zukunft außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

Sie waren die ersten, die nach der herbstlichen Budgettagung der Regierung gegen Kürzungen protestiert haben. Ihnen sollte schon ab Jänner 2011, also binnen 2 Monaten, die überlebensnotwendige Basissubvention gestrichen werden. Ohne Unterschied, ohne vorherige Bestandsaufnahme, ohne Verhandlungen. Jene über 60 Einrichtungen, die unabhängig von Universitäten wissenschaftliche Arbeit leisten haben vom Kahlschlag eines ganzen Wissenschaftssektors gesprochen. Kurz nach dem öffentlichen Aufschrei hat Wissenschaftsministerin Beatrix Karl angeregt, dass einige der Institute an Universitäten Unterschlupf finden könnten.

22 Einrichtungen verhandeln gerade darüber, ob, wann und unter welchen Bedingungen sie universitiert werden können, von der Kurt-Gödel-Gesellschaft bis zum Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften, kurz IFK. Das Wiener IFK soll zum Beispiel der Grazer Universität angeschlossen werden, was auch an anderen Instituten Verwunderung auslöst. Wäre doch etwa die Wiener Angewandte räumlich, inhaltlich und strukturell naheliegender. Barbara Weitgruber, die für die Eingliederungen zuständige Abteilungsleiterin im Wissenschaftsministerium, sagt dazu: "Es gibt hier keine Vorgaben seitens des Ministeriums, sondern es gibt Angebote von Universitäten bzw. basisfinanzierte Forschungseinrichtungen haben selbst sondiert." Verschiedene Forschungsinstitute sagen aber, dass das Wissenschaftsministerium die zukünftigen Partnerunis vorgegeben hätte.

Beatrix Karl ernennt Barbara Weitgruber zur Sektionsleiterin

APA Willibald Haslinger

Barbara Weitgruber bei ihrer Ernennung zur Sektionsleiterin im BMWF

Jene eher zeitgeschichtlichen Einrichtungen, die politischen Parteien entsprungen sind, das Vogelsang-Institut oder das Kreisky-Archiv etwa, sollen in einem Netzwerk zusammengefasst werden. Wie genau diese Plattform finanziert werden soll, ist noch nicht entschieden, aber das Wissenschaftsministerium bekennt sich zu deren Relevanz und will für diese Plattform Geld zur Verfügung stellen.

Bleiben etwas mehr als die Hälfte der von den Sparplänen betroffenen Institute, die weder an Unis angegliedert werden können oder wollen, noch in das Netzwerk von Archiven passen. Sie sollen entweder auch ohne Basisförderung auskommen können oder erfolgsorientiert subventioniert werden: Je mehr Geld sie durch gewonnene Ausschreibungen aus EU-Fördertöpfen bekommen, desto mehr Geld gibt es auch vom Staat. Inwieweit das Ende Oktober verortete Sparpotential von 28 Millionen Euro zwischen 2011 und 2014 damit ausgeschöpft werden kann, ist fraglich. "Es ist noch zu früh, die konkrete Summe zu nennen, weil sie sich sicher verändern wird." Eine betroffene Institutsmitarbeiterin sagt aber bitter: "Die Sparpläne sind längst vergessen, das nennt man jetzt Strukturwandel."

Das ganze Interview mit Barbara Weitgruber vom Wissenschaftsministerium:

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