Erstellt am: 22. 12. 2010 - 15:54 Uhr
Alle Jahre wieder
Weihnachten ist die Zeit des Komparativs. Alles ist ein bisschen mehr als sonst: alles ist bunter, hektischer, gefühlsduseliger. Man kauft mehr, isst mehr, trinkt mehr. Aber auch Umweltprobleme wie Energieverbrauch oder Müllaufkommen steigen zu Weihnachten. Doch diese negative Nebeneffekte lassen sich reduzieren.
Die Wahl des Christbaums

dierk schaefer
Die Nordmanntanne ist die beliebteste, weil sie den Vorteil hat, dass ihre Nadeln nicht stechen. Deswegen ist sie die beliebteste Weihnachtsbaumart. Allerdings muss die Nordmanntanne oft erst quer durch Europa reisen, bevor wir sie kaufen können. Der Umwelt zuliebe sollte man die pieksenden Nadeln beim Schmücken des Weihnachtsbaums einfach in Kauf nehmen. Dass ein Baum bei uns gewachsen ist, kann man an der Herkunftsschleife erkennen.
Noch besser wäre es, sich einen Bio-Christbaum zuzulegen. Bei der herkömmlichen Baumzucht werden giftige Chemikalien verwendet, um das Unkraut zu vertilgen. Bei der Zucht von Bio-Christbäumen hingegen, lässt man einfach Schafe zwischen den Bäumen weiden.
Wer überhaupt vermeiden will, dass ein Baum umgesägt wird, kann sich auch einen künstlichen Weihnachtsbaum zulegen. Der nadelt wenigstens nicht. Und man kann ihn jedes Jahr wiederverwenden, was auf den ersten Blick recht umweltfreundlich wirkt. Allerdings gilt es hier darauf zu achten, dass der Baum kein PVC enthält. Polyvinylchlorid ist in der Herstellung giftig, biologisch so gut wie nicht abbaubar und wenn es verbrannt wird, wird ätzender Chlorwasserstoff freigesetzt. Wenn man sich also einen künstlichen Weihnachtsbaum anschaffen möchte, sollte man darauf achten, dass er zumindest weniger umweltschädliche Kunststoffe enthält.
Eine dritte Variante stellt der lebende Weihnachtsbaum dar. Den kauft man bereits im Topf, schmückt ihn zu Weihnachten und wenn man ihn brav gießt kann man ihn nach den Feiertagen ins Freie setzen, wo er sich auch noch CO2-bindender Weise nützlich machen kann. Klingt alles super, gelingt aber nur so ab, wenn man dem Baum die Chance gibt, sich von der Kälte im Garten langsam an die Zimmertemperatur zu gewöhnen, indem man ihn einige Zeit in einem kühlen Raum zwischenlagert. Und bevor man ihn nach draußen bringt, braucht der Baum wieder diese Übergangsphase, sonst geht er am Temperaturschock ein. Außerdem sollte der Baum bereits im Topf aufgewachsen sein. Wurde er nämlich einfach nur ausgegraben und eingetopft, so hatte er keine Möglichkeit Mikrowurzeln zu bilden und hat deswegen schlechte Aussichten, den Winter im Freien zu überstehen.
Leute, die einen Kamin oder Holzofen besitzen, haben die Möglichkeit, dem Christbaum nach den Feiertagen noch einen Nutzen zu geben, indem sie ihn verheizen. Die meisten entsorgen ihren Baum allerdings oder bringen ihn zu den dafür vorgesehenen Sammelstellen. An diesen Bäumen hängen allerdings oft noch Lamettafäden aus bleihaltigem Staniol oder die Bäume sind mit Glitzer- und Schneespray besprüht. Das alles belastet die Umwelt und ließe sich einfach vermeiden.
Außerdem werden jedes Jahr in der Zeit nach Weihnachten Unmengen von Lebensmitteln entsorgt, die schlecht geworden sind. Schlecht geworden sind sie allerdings, weil viel zu viel eingekauft wurde.
Advent, Advent ein Lichtlein brennt

stefanweihs
Zu Weihnachten werden sämtliche Geschäfte, Einkaufstraßen, Hausfassaden und Wohnungen hell erleuchtet mit bunten Lichterketten, blinkenden Schneemännern und glimmenden Rentiernasen. Das kostet unheimlich viel Energie. 15 000 durchschnittliche Haushalte könnten mit dieser Energie ein Jahr lang problemlos versorgt werden. Und die Verbrauchsmenge wird immer mehr, da die Tendenz, das eigene Haus auf Las Vegas zu trimmen, von Jahr zu Jahr steigt. Der Umwelt (und den Augen) wäre ein großer Gefallen getan, wenn man die Beleuchtung zu Weihnachten reduzieren würde und statt Glühlampen LEDs verwenden würde. Die leben länger und verbrauchen weniger Energie, was ja nebenher auch Kosten spart. Außerdem sollte man eine Zeitschaltuhr verwenden, wodurch die Beleuchtung auf die Zeit begrenzt werden kann, wo sie auch tatsächlich jemand sieht.
Abgesehen vom Stromverbrauch stellt die Weihnachtsbeleuchtung auch ein Problem für die Tierwelt dar. Nicht nur wir schlafen schlechter bei hellem Licht, sondern auch Tiere. Im Winter ist der Schlaf allerdings besonders wichtig für sie, da ihr Energievorrat ohnehin eingeschränkt ist. Nachtaktive Tiere werden in ihrem natürlichen Verhalten gestört, das an die Dunkelheit der Nacht angepasst ist.

ConstructionDealMkting
Schöner als solche Candela-Orgien ist ohnehin eine simple Kerzenbeleuchtung. Aber Kerze ist nicht gleich Kerze. Manche Kerzen enthalten Paraffin und können beim Brennen Schadstoffe abgeben. Diese Kerzen sind schlecht für uns. Dann gibt es noch die Kerzen, die schlecht für die Umwelt sind. Viele Kerzen werden mit Palmöl hergestellt. Um dieses Palmöl zu gewinnen, wird großflächig Regenwald abgeholzt.
Alles im Eimer
Und hier nochmal auf einen Blick ein paar einfache Richtlinien, mit denen man der Umwelt zu Weihnachten etwas Gutes tun kann:
Do’s
- Lebend-Christbäume langsam an Temperatur gewöhnen
- Kerzenschein statt opulenter Lichtdeko
- Geschenkpapier wiederverwenden
- Nur soviel Lebensmittel kaufen, wie man essen kann
- Bei Schokolade auf FairTrade achten
Don’ts
- Nordmanntanne als Weihnachtsbaum
- Künstlichen Weihnachtsbaum und Schmuck mit PVC
- Lebende Tiere verschenken
- Palmöl-Kerzen kaufen
- Bleihaltiges Staniol-Lametta verwenden
Um ein Drittel mehr Müll gibt es zu Weihnachten. Einen großen Teil davon machen Verpackungen aus. Das umfasst einerseits die Schachteln, in denen man Produkte aus dem Geschäft erhält plus dem Papier in das wir die Geschenke noch einwickeln. Besonders unökologisch sind die metallisch glänzenden Verpackungsfolien. Diese sind Aluminium-bedampft, sehr energie-aufwendig in der Herstellung und sie verrotten nicht. Man kann der Umwelt einen riesigen gefallen tun, indem man Geschenkpapier ganz weglässt oder es zumindest wiederverwendet.
Futtern und Schmausen
Weihnachten ist jedes Jahr eine Zeit, in der man die Grenzen der magentlichen Dehnbarkeit ausgelotet werden. Bei manchen gibt es am Weihnachtsabend Fleisch, bei anderen Fisch. Von allen Fleischarten hat Rindfleisch den größten ökologischen Fußabdruck, braucht also in der Herstellung am meisten Ressourcen. Hinzu kommt der hohe Methanausschuss, den die Rinderzucht verursacht und der das Klima stark belastet (übrigens handelt es sich hierbei nicht um die Pupse, sondern um die Rülpser der Rinder). Auch bei Fisch gilt es, auf die Sorte zu achten. Durch die Überfischung der Meere gingen die Bestände von besonders beliebten Speisefischen bereits um 90% zurück. Das umweltfreundlichste tierische Gericht wäre der Bio-Karpfen aus österreichischer Zucht. Dieser wird gentechnikfrei und mit genügend Platz in Teichen gezüchtet.

lejoe
Nach dem Weihnachtsessen gibt es natürlich was Süßes. Und vorher auch. Und eigentlich ja während der gesamten Adventzeit. Wir Österreicher verzehren pro Kopf und Jahr durchschnittlich 11 kg Schokolade im Jahr und stehen damit am zweiten Rang weltweit (nur übertroffen von der Schweiz, klischeehafterweise). Es fällt mir, als langjährige Schokoholikerin, besonders schwer das hier jetzt zu schreiben, aber leider ist fast jede Schokolade, die wir so im Handel kaufen können, böse. Und zwar richtig böse, sonst würde ich das hier nicht äußern.
Die Kakaoproduktion passiert großteils in armen Ländern und beinhaltet Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft und Kinderarbeit unter unerträglichen Bedingungen. Das Fett für die Schokolade ist häufig Palmöl, von dem wir bereits weiter oben festgehalten haben, dass es ein ökologisches No-no ist. Und das Trockenmilchpulver kommt meistens von Kühen, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden, was die Hersteller nicht extra auf ihren Verpackungen ausweisen müssen. Die traurige Bilanz – die einzigen Schokis, die weder umweltschädlich sind noch auf Ausbeutung gründen, sind solche, die mit dem Fairtrade, EZA oder Hand in Hand-Siegel gekennzeichnet sind. Hier gibt es eine Liste von Schokoriegeln, die auf Ökologie, Tierschutz und soziale Kriterien überprüft wurden. Das Gute an der Sache – wenn man so einen Schokoriegel isst, kann man so ein gutes Gewissen haben, dass er gleich nochmal so gut schmeckt.