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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

10. 12. 2010 - 17:07

Something For The Weekend

Someone Still Loves You, Niki Berlakovich.

Neues aus dem Gaga-Land: Die Cancún-Klimakonferenz hat es tatsächlich auch bei uns in die Unterhaltungszeitungen geschafft.

Und unglaublich: Niki Berlakovich kriegt dabei endlich seine öffentliche Schelte.

Österreich ist Schlusslicht in der Umsetzung der Kyotoziele. Laut Kyoto-Protokoll hätte Österreich seinen CO2-Ausstoß ab 1997 um 13 Prozent reduzieren sollen. Was ist passiert? Das Alpen-Heimat-Wellness-Wunderland bläst 12 Prozent mehr CO2 in die Luft als 1997. Warum ist das nicht auf den Titelseiten?

Aber halt! Um Klimaziele, die Erwärmung der Erde und Kohlendioxidaustoß gehts dabei gar nicht? Nicht darum, dass das Super-Mega-Bio-grüne-Almen-zurück-zur-Natur-bei-meiner-Ehr-Sissi-Alpen-Heimat-Wellness-Musterland seit Jahren die Kyoto-Ziele mit Füßen tritt? Nicht darum, dass sich der so genannte Umweltminister (der möglicherweise in Wahrheit der Vertreter der hochsubventionierten Agrarindustrie in der Regierung ist) seit Jahren genau null darum kümmert, dass Österreich auch nur im Ansatz irgendetwas tut, um seinen Teil zu den weltweiten Klimazielen beiträgt. Von mir aus Luftballons steigen lassen! Oder Schuhplatteln! Oder beten! Einfach irgendwas, was sich zumindest als gut gemeint interpretieren ließe!

Der langen Rede kurzer Sinn. Ich freu mich, dass Minister Berlakovich jetzt eine auf den Deckel kriegt. Allerdings irritiert mich das "warum" jetzt umso mehr.

Es gibt natürlich gute Gründe, Dinge wie "Gemeinwohl" zu hinterfragen. Und warum das "Gemein-" sich zunächst immer auf ein nationalstaatliches Ganzes bezieht. Ja eh.

Denn: wozu gibt es Wirtschaftsvertretungen, Landwirtschaftsvertretungen, Fremdenverkehrsvertretungen in aller Welt? Wozu leisten wir uns (ja, du, ich, ganz Österreich) einen solchen Apparat, wenn nicht deswegen, damit er in der ganzen Welt für das einsteht, was wir (ja, du, ich, ganz Österreich) für wichtig erachten? Und wenn der (zumindest auf dem Papier) oberste österreichische Vertreter für Klimapolitik zur größten Weltklimakonferenz des Jahres reist, dann ist das wichtig.

Was die Unterhaltungsmedien jetzt machen, indem sie den Minister für seinen Unmut über seine Behandlung in Paris demontieren, ist nichts anderes als pure Verachtung demokratischer Grundsätze. Der Skandal an der Geschichte ist ja nicht, dass Berlakovich fordert, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit er rechtzeitig zur Klimakonferenz kommt. Der Skandal ist, dass es genau für solche Fälle einen gutbezahlten Apparat gibt, dem seine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber aber offensichtlich noch wurschter ist, als dem Berlakovich das Klima.

Und ja, der Staat an sich ist eigentlich eine recht coole Erfindung.

Zumindest theoretisch.

Da gibts Leute, deren Job es ist, dass du Geld bekommst, das dir zusteht. Die darauf achten, dass dir keiner ein Braunkohlekraftwerk direkt vor die Haustür baut, dessen Schlot in dein Schlafzimmer ragt. Die sich drum kümmern, dass du Bildung und Ausbildung bekommst. Die Krankenhäuser finanzieren, für den Fall, dass es dir mal nicht so gut geht. Zumindest theoretisch.

In der Praxis hast du das Gefühl, dass prinzipiell alle besser behandelt werden wie du. Dass du ein lästiger Bittsteller bist, und dass der Staat als nächstes wohl am liebsten dich selbst einsparen würde, weil er dann weniger Stress hätte.

Worauf ich eigentlich hinaus will: Natürlich sollte alles passieren, damit der Minister rechtzeitig bei seiner Konferenz ist. Genauso wie es eigentlich selbstverständlich sein sollte, dass der Staat nicht deine langjährigen Nachbarn aus ihrer Wohnung zerrt und ins Ausland verschleppt. Dass der Staat ernsthaft über die enormen Herausforderungen der globalen Mobilität nachdenkt. (Und nein, Festungen zu bauen ist nicht die einzige Antwortmöglichkeit. Und nochmal nein, Geld an nordafrikanische Diktatoren zu bezahlen, damit die auf fluchtwillige Menschen besser aufpassen, auch nicht.)

Jedenfalls wünsch ich dem Minister eine gute Heimreise. Und wenn er wieder am Flughafen festsitzt, dann schick ich ihm vielleicht folgende SMS.

Umweltminister Nikolaus Berlakovich

.flickr.com/photos/e-connected

Freitag / disko4+4 / Dorian Concept etc. / Niesenberger / Graz

OMG, nikiman, die disko404 ist schon 8 jahre alt. und so ein saustall!! aber trotzdem tanzen alle. und anstellenmüssen hab ich mich auch! so wie ganz normale partybesucher!! um deinen best western gutschein beneid ich dich, aber egal - jetzt kommt gleich der dorian. bussi, arthur

Wer bei diversen Mitgliedern der Bundesregierung nur auf die Mobilbox kommt, kann auch uns schreiben. Wir freuen uns sehr. (Besonders über Termine und ankündigungsvorschläge): update.fm4@orf.at

Samstag / Club PoPo / Happy Kids / rhiz / Wien

na, gut geschlafen im touristenhotel? du, wenn du das nexte mal irgendwelche attachees zur sau machst: kannst du die auch gleich fragen, warum die die happy kids so total schlecht promoten. BESTE BAND WIENS im moment, ich schwöre. heute bringen sie ihre erste 7inch raus. vielleicht krieg ich im rhiz noch eine, ist aber leider limitiert. hab schon gelesen, dir hat die stimmung in cancun getaugt. prost, du partytiger!