Erstellt am: 9. 12. 2010 - 17:06 Uhr
Fab und fröhlich

Robert Glashüttner
Schade, dass Herbert "Happy" Hörtlehner die aktuellen Debakel und Debatten rund um die österreichische Bildungspolitik nicht mehr miterlebt. Der ehemalige HTL-Lehrer (Wien Spengergasse) ist 2005 im Alter von 62 Jahren unerwartet verstorben. Seine Methode gegen Lernverdruss war so unorthodox wie effektiv: Statt ausschließlichem Frontalvortrag in der Schule hat er seine Eleven nach dem Unterricht gerne auch in seine als Labor eingerichtete Wohnung zum Weiterlernen und selbst Ausprobieren eingeladen.
Auch nach 2005 lebt Hörtlehners Idee weiter - in dem nach ihm benannten "HappyLab". Das "HappyLab" ist eine offene High-Tech-Werkstatt im Nordosten von Wien. Nach den ersten Jahren auf engem Raum im 20. Bezirk sind die Bastler/innen nun in neue, größere Räumlichkeiten umgezogen. Auf 250 Quadratmetern nahe der Wiener Reichsbrücke gibt es nun frische Werkzeuge, Maschinen, Elektronikgeräte und jede Menge Platz zum Arbeiten und Basteln.
Technik für alle
Was ist ein "FabLab"?
Das "HappyLab" heißt auch "Vienna Fab Lab". "FabLabs" sind über die Welt verstreut, und dieser Name steht gewissermaßen für eine Grundausstattung einer offenen Technik-Werkstatt.
Ein Highlight des neuen "HappyLab" ist ein professioneller 3D-Drucker, der sonst nur in größeren Produktionsbetrieben verwendet wird. Beim ersten Lokalaugenschein im "HappyLab" steht ein circa 50-jähriger Modelleisenbahn-Enthusiast beim 3D-Drucker und arbeitet gerade am Produzieren kleiner Ersatzteile, die er zunächst akribisch am Computer modelliert. Andere ungewöhnliche Geräte, die zur Verfügung stehen, sind etwa ein Lasercutter, eine Fräsemaschine und ein spezieller Ofen, der bestimmte Bauteile gezielt erhitzt und wieder abkühlt.

Robert Glashüttner
Das "HappyLab" soll eine zugängliche Schnittstelle zwischen Schule bzw. Uni und Freizeit darstellen. Die verfügbaren Geräte und Werkzeuge bieten vielseitige Möglichkeiten zum gezielten Umsetzen konkreter Ideen, es wird aber jeder Gast und jedes Mitglied auch dazu ermuntert, kreativ zu sein, Experiente durchzuführen und privaten Schabernack mit den Maschinen zu treiben. Schon mit einer Schnuppermitgliedschaft für 20 Euro im Jahr kann man während der Öffnungszeiten (Dienstag bis Donnerstag, insgesamt 12 Stunden pro Woche) alle Geräte für nicht-kommerzielle Zwecke nutzen.
Meta versus Happy?

Robert Glashüttner
In den Anfangstagen hätte das "HappyLab" Teil des nahe des Wiener Rathaus gelegenen Hacker-Spaces "Metalab" werden sollen. Es wäre quasi die Hardware- und Bastel-Abteilung des "Metalab" gewesen. Man ist dann doch unterschiedliche Wege gegangen, eine Konkurrenzsituation gibt es trotzdem nicht, sagt "HappyLab"-Mitgründer Karim Jafarmadar.
Jeden Mittwoch (werktags) ist im "HappyLab" ab 18 Uhr Tag der offenen Tür.
Auch, wenn man beide Vereine nur oberflächlich kennt, bemerkt man schnell die unterschiedlichen Schwerpunkte. So ist das "Metalab" eher die informelle Hacker- und Slacker-Community, wo man sich zu Vorträgen und zum Brainstorming fürs neue IT-Startup trifft und später gemeinsam programmierend auf den Laptops übernachtet. Das "HappyLab" wirkt allgemein aufgeräumter, konzentriert sich mehr auf Robotik und Maschinenbau und ist auf fokussiertes Arbeiten mit professionellen Industrie-Geräten ausgerichtet.