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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

6. 12. 2010 - 16:05

Fußball-Journal '10-66.

Die Awards der Herbstsaison 2010, Teil 1. Vom Hannes-Kartnig-Gedächtnis-Preis bis zum Hans Krankl-Award.

Meisterschaft und Cup, das europäische Geschäft, das Nationalteam, der Nachwuchs, aber vor allem auch das hiesige Medienverhalten und die Wahnsinnigkeiten im Umfeld: das Fußball-Journal '10 begleitet die Saison ungeschönt.

Heute mit Teil 1 der Preisträger für die bedeutsamsten Aktivitäten der Fußball-Herbstsaison 2010.

Teil 2, die Verleihung des Paul Gludovatz-Taktik-Awards erfolgt dann morgen Dienstag.

Hier noch das Fußball-Journal-Fazit des ÖFB-Jahres, Teil 1 zum A-Team, Teil 2 über die Jugendarbeit.

Die Herbstsaison der Bundesliga ist ausgespielt (eine vorgezogene Frühjahrsrunde folgt noch, am nächsten wieder mit Wintersport-Übertragungen zugeschütteten Wochenende), die unteren Ligen sind längst in der Winterpause, und in der Euro-League wird noch eine für die beiden heimischen Vertreter nicht sehr wesentliche Runde ausgespielt (die sie dementsprechend wenig ernst nehmen werden; in Verkennung der Bedeutung der erringbaren Punkte für Vereins- bzw Landes-Koeffizienten - was dann wieder zu Gegreine bei der nächsten Auslosung wegen schlechter Setzlisten-Werte führt. Bringt eine Nominierung für den Hans-Krankl-Award).

Es lassen sich also problemlos bereits heute die Auszeichnungen der Herbstsaison vergeben. Wie immer erfolgte diese Wahl des Fußball-Journal '10-Teams nach langer Überlegung, strikt objektiven Kriterien und einstimmig; der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Der Conan, der Zerstörer-Preis

...geht an Frank Stronach, der nach der Austria, der Liga, der Akademie Hollabrunn und Schwanenstadt jetzt in der Winterpause den SC Wiener Neustadt im Regen stehen lassen wird, um sich seinem nächsten Opfer, dem SK Sturm zuzuwenden.
Die Sturm Graz-Verantwortlichen wurden deshalb auch für den Hans Krankl-Award (siehe dort) nominiert.
Die Bundesliga, die dieser Verfälschung der Meisterschaft wieder einmal ohnmächtig gegenübersteht, erhält

Die Joseph Blatter-Würdigung

... für schönfärberische Verschleierung.
Die Liga unter Hans Rinner ist auch ein weiteres Jahr nicht imstande, ihre Mitglieder dazu zu bringen, sich auf professionelle Beine zu stellen, anstatt mit der provinziellen "Gemeinnützigkeit" von Profiabteilungen in Sportvereinen weiterzufahren.

Apropos:

Der Hannes-Kartnig-Gedächtnis-Preis

... für das präsidiale Zutodereiten eines Vereins geht an PM Reichel, den Big Boss beim LASK. PMs interessante Fan-Behandlung und PMs interessante Personal-Politik, die eine einstellige Punktezahl nach 18 Runden nach sich zogen, waren unschlagbar.

Der BP-Sonderpreis

... für lobbyistisches Schönreden von Grauslichkeiten geht an Josef Hickersberger, der den Golf-Monarchien, in denen zivile und politische Rechte keine Gültigkeit haben, permanent verbale Persilscheine ausstellt. Klar: Wes Brot ich eß, des Lied ich sing. Aber: So plump und so unaufgefordert wie Hicke seine Vocals anstimmt, so tönt es sonst bei den Leider-Neins der Helden von Morgen.

Und auch der Gerhard Schröder("was interessiert mich meine Zusage von gestern!")-Award, formerly known als Kollegenschwein-Preis, geht an Hickersberger. Und zwar für seine spontane, durch monetäre Verlockungen verursachte Kündigung seines Vertrag mit Bahrein, um nach Abu Dhabi zurckkehren zu können, wobei der die sofortige Fristlose (samt würdeloser Abschiebung) für seine drei uninformiert im Stich gelassenen Mitarbeiter Zellhofer, Almer und Schmidt lächelnd in Kauf nahm.

Der Mike Tyson-Sonderpreis

...geht an Ilco Naumoski, der Herausforderlosen.

Die Turgay Bahadir-Trophäe

... für vom ÖFB wegen Inkompetenz an ausländische Verbände verlorene Jung-Talente bekommt der gerade noch 17jährige Moritz Leitner, der bei Borussia Dortmund auf dem Wunschzettel steht, zugesprochen. Leitner debütierte nach wenig Beachtung durch die ÖFB-Nachwuchbetreuer jüngst für Deutschland.

Der Hans Krankl-Award

... für offensichtliche Blindheit gegenüber der Realität geht an "die Red Bull Familie", die sich (wieder einmal) Minderleistungen als kalkulierte Cleverness schönredet; allen voran aber an Huub Stevens, der annimmt, er und seine antiquierte Philosphie sowie seine Van Gaalschen Ausfälle würden so etwas wie internationale Klasse verströmen.

Der Lazarus-Preis

... für die unerwartetste Auferstehung geht an den Euro 08-Sturm, nämlich Roland Linz und Roman Kienast. Beide wurden nach der EM für sportlich tot erklärt, beide sind in diesem Herbst von der Toten wieder auferstanden.

PISA-Schüler des Jahres:

Die Verantwortlichen bei Red Bull Salzburg und der Bundesliga, die grobe Probleme mit den Grundrechnungsarten aufweisen.

Der Dritte Liga-Award

... geht an die SV Ried, den SCR Altach und Wacker Innsbruck.

Diese drei Vereine bzw ihre Stützen Guillem, Carril, Nacho (Ried), Inaki Bea (Wacker), sowie Cabrera, Tomi und Jesus Brenes (Altach) haben bewiesen, dass drittklassige Spieler aus dem Land des Welt- und Europameisters locker dazu ausreichen um in Österreich vorne mitzuspielen.
Alle erwähnten Akteure waren vor ihrem Ö-Engagement in der Segunda Divison B tätig, der viergeteilten dritten Liga Spaniens (also einer Art Regionalliga), Nacho kam sogar aus der Tercera División, also der vierten Klasse.

Der Andreas Heraf-Gedenk-Award

...für die perfideste Schuldzuweisung nach einer Niederlage geht an Peter Pacult. Pacult hatte, wie seinerzeit Heraf, das Elend eines bedeutenden Spiels öffentlich an einem Auswechselspieler festgemacht anstatt Selbstkritik zu betreiben. Während Christoph Knasmüllner (zwischenzeitlich bereits auf die Bayern München-Bank befördert) bei Heraf seinerzeit zumindest eine Hälfte lang spielen durfte, ehe die Niederlage an ihm allein festgemacht wurde, reichte Pacult im Heimspiel gegen Porto eine Einwechslung in der 83. Minute umd Andreas Dober anschließend öffentlich zur Sau zu machen.

Der Andreas Dober-Preis

... für die Überlegung gefälligst drüber nachzudenken ob man im richtigen Beruf ist (nach einem Zuruf von Peter Pacult an den Nämlichen enstanden) geht ebenfalls an Peter Pacult.
Der muss sich überlegen, ob das, was er anstellt (Null Kommunikation mit Spielern und Umfeld, dürftiges taktisches Wissen, keinerlei Matchpläne, Desinteresse am jeweiligen Gegner) dem entspricht, was ein Chef-Coach einer international aktiven Profi-Mannschaft im 21. Jahrhundert leisten soll.

Bestes Team 2012

Schnelles Kombinations-Spiel, Einmal-Berühren, Bekenntnis zu hochwertiger Technik, moderne Interpretation des 6ers, der Außenspieler, der Angreifer - die österreichische Mannschaft, die diesbezüglich am deutlich weitesten ist, ist Karl Daxbachers Austria Wien.
An dieser Tatsache kommen auch die Gegner nicht vorbei,
Das Innen-Karree mit Lindner, Dragovic, Magreitter oder Ortlechner ist das vielversprechendste seiner Art, das Mittelfeld mit Stankovic, Baumgartlinger, Junuzovic, Liendl eine Sensation.

Noch kann das Team seine deutliche Überlegenheit (wie etwa in der 1. Halbzeit im jüngsten Derby, als Rapid vorgeführt wurde) nicht immer in Resultate übersetzen - langfristig ist hier aber etwas im Entstehen; auch weil - seit langer langer Zeit erstmalig in Österreich - so etwas wie eine Spiel-Philosophie wächst.

Spieler der Herbstsaison 2010:

Julian Baumgartlinger.
Backbone dieses Austria-Teams, der Fernando Redondo unserer Liga.

Boys II Men-Mannschaft der Saison

Heinz Lindner.
Sharifi, Dragovic, Dibon, Hinteregger.
Christoph Kröpfl (Gatt), Farkas, Klem (Kainz), Royer (Elsneg).
Michale Gregoritsch, Alar (Tadic).

Das Boys II Men-Team der Saison umfasst alle Spieler, die 20 oder jünger sind und sich auffallend in Szene gesetzt haben.
Bemerkenswert ist die hohe Anzahl von Kapfenberg-Spielern (fünf) in diesem Kader.
Deshalb geht der

Herbergs-Vater der Saison-Award

auch an Werner Gregoritsch.

Das Secondos-Ligateam der Saison

Kuru.
Tanju Kayhan, Dragovic, Hadzic, Palla.
Kavlak (Stankovic), Pehlivan, Simkovic (Prokopic), Junuzovic (Bukva).
Nuhiu, Alar.

Das Legionärs/Problembären-Team der Saison

Cavlina.
Troyansky, Chinchilla, Dudic, Perthel.
Vorisek (Augustinussen), Duro, Kolousek.
Zickler, Schumacher, Boghossian (Alan).

Am Gegenmodell wird allerdings eh brav gearbeitet.

Das Auslands-Österreicher-Team der Saison

Gspurning (Macho)
Garics, Stranzl (Prödl), Pogatetz (Markus Berger), Fuchs (Ibertsberger).
Arnautovic, Scharner, Ivanschitz, Alaba.
Harnik, Janko (Maierhofer).

Das Austro-Junioren-Auslands-Team der Saison

also künftige heiße Aktien.

Strebinger.
Traunmüller (Petrovic), Schimplsberger, Summer, Holzmann.
Holzhauser, Krisch, Knasmüllner (Gucher), Büchel.
Djuricin, Weimann (M. Sutter).

Morgen in Teil 2: der alljährliche Paul Gludovatz-Taktik-Award
samt einer lobenden Erwähnung.