Erstellt am: 27. 11. 2010 - 06:30 Uhr
Stirn Prumzer Exklusiv
Vernissage vs. Ausstellung
Stirn Prumzer Experikrement
27.11.2010, 20 Uhr
Ankerbrot Expedithalle
Puchsbaumgasse 1C, 1100 Wien
Kunst und Schickimicki, das schizophrene Geschwisterpaar, es läuft Woche für Woche Hand in Hand durch die Ländereien und verteilt Flyer und Facebook-Einladungen. Während die Ausstellung alleine nur einen Raum mit vier weißen Wänden mit zur Schau gestellten Objekten, in weiterer Folge eine intime und konzentrierte Tätigkeit der BesucherInnen beschreibt, lockt die Vernissage mit sozialem Partytum, mit gratis Wein, mit der Aussicht auf Gesehenwerden. Die Vernissage bietet, was die Ausstellung nicht bieten kann, und die Ausstellung erfüllt wiederum jenen Zweck, weshalb man, so mögen Zyniker meinen, eigentlich gekommen ist. Wegen der Kunst. Dass sich diese Geschwister prächtig verstehen aber nicht unbedingt ständig zusammenkleben müssen, ist wichtig. Die einen gehen nur zur Vernissage, die anderen lassen sie aus und warten auf den konzentrierten Besuch der Ausstellung.
Diese Trennung wird jedoch völlig zerstört, wenn die Eröffnung zum eigentlichen Teil der Ausstellung wird. Und das versucht der Stirn Prumzer mit seinem Experikrement am Samstag, den 27.11. Er macht Hedonismus und Partykultur zur Art-Show, die Eröffnung wird zum eigentlichen Teil der Ausstellung. Die Expedithalle einer aufgelassenen Brotfabrik in Wien Favoriten wird zum Austragungsort dieser...ja, was ist es nun? Performance? Der neue Wiener Aktionismus? Oder einfach nur Party?
Stirn Prumzer
Stirn Prumzer im Kurzinterview
Kurze Fragen, kurze Antworten. Geführt am 26.11. während der Aufbauarbeiten.
Wer ist Stirn Prumzer?
Meistens er selbst, viel wichtiger ist aber, was er macht.
Was kann man am 27.11. erwarten?
Ein Ausstellung, die Clubkultur ins Konzept integriert. Eine Gesamtcollage, die auch den Betrachter zum Teil der Ausstellung macht. Weiters gibt es eine erfrischende Eröffnungsrede vom großartigen Univ. Prof. Mario
Terzic, einen Stirnmarsch mit Blasmusikkapelle, ein polarisierendes, aber sehr feines Line Up, sowie hunderte Bilder einer enstirnten Galaxie in einer der schönsten Industriehallen Wiens.
Ist das nicht alles eine Fortsetzung vom Wiener Aktionismus?
Eigentlich nicht, aber Dankeschön.
Wie oft hat Stirn Prumzer in den letzten Tagen vor Eröffnung geschlafen?
Manchmal, aber immer nur kurz.
Stirn Prumzer
Parallelen zu einer anderen Kunstfigur
Den Lebenslauf von Stirn Prumzer gibt es nicht, es ist ein alter Ego, hinter dem mehrere Künstler stecken. Ein wenig fühlt man sich an monochroms Georg Paul Thomann erinnert, an einen Künstler, den es nicht gab, der aber als Repräsentant für Österreich zur Biennale nach Sao Paolo geschickt wurde. Das muss man sich erst einmal im Mund zergehen lassen.
Thomann war Kritik, Satire und Persiflage auf den Kunstbetrieb mit all seinen Vernissagen und Kontakten. Dem Wert der Kunst, sogar für einen Staat. Sie stellten diesen Kunstbetrieb in Frage, obwohl monochrom selbst immer mehr Teil dieses Kunstbetriebs wurde, quasi live während Thomann. Das ganze war 2002; ich bezweifle, dass Thomann direkt Stirn Prumzer beeinflusst hat, denn da liegen die Wirkungsplätze von monochrom und dem Prumzer zu weit auseinander.
Aber wer mit eigenen Worten die Clubkultur ins Konzept integriert, die Party anschütten will, sich selber feiert und ankotzt, die BesucherInnen feiert und ankotzt, der will etwas damit sagen. Vielleicht den Spiegel vorhalten, allen anderen und sich selber. Und trotzdem feiern. Die Party allein reicht nicht aus, die Vernissage allein reicht nicht aus. Stirn Prumzer, der Thomann der Hipster.
Die Party
Um es anders auszudrücken: Auf Facebook haben am Vorabend der Eröffnung schon über 1000 Leute auf Attending geklickt. Live spielen bzw. auflegen werden Fuckhead, Patrick Pulsinger, Apparat, Nitro Mahalia, Jakuzi's Attempt und noch mehr.