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Mari Lang

Moderiert, beobachtet und probiert aus – neue Sportarten, Bücher und das Leben in der Ferne. Ist Ungarn-Fetischistin.

25. 11. 2010 - 14:42

Überraschendes Indien

Die Sammlung Essl gibt Einblick in eine junge Kunstszene, die mit den Klischeebildern über Indien größtenteils aufräumt.

Bereits zum zweiten Mal holt das Museum in Klosterneuburg zeitgenössische Kunst aus Indien nach Österreich und gibt Einblick in eine pulsierende Kunstszene.

Prajjwal Choudhury Fotonachweis: Mischa Nawrata, Wien

Lange hat der Westen kein wirkliches Interesse an der Kunst aus dem zweitbevölkerungsreichsten Land der Erde gezeigt. Doch mit der allmählichen Integration der indischen Wirtschaft in die Weltwirtschaft in den 1990er Jahren hat auch die Kunstszene neue Befürworter gefunden, sowohl im Westen, als auch am Subkontinent. Die boomende indische Mittelschicht investiert vermehrt in zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen und seit ein paar Jahren eröffnen immer mehr Galerien und private Museen in den Großstädten wie Mumbai und Neu Delhi. Im Jahr 2013 soll in Kolkata das "KMOMA", das erste große Museum für Moderne Kunst in Indien, entstehen. Die breitere öffentliche Anerkennung und die Globalisierung der Kunstszene hat auch die Kunst selbst verändert. "DIe Künstler und Künstlerinnen wollen nicht mehr nur als indische Künstler wahrgenommen werden. Sie wollen als artists of the world gesehen werden", sagt die Kunsthistorikerin Alka Pande, die die Ausstellung "India Awakens" kuratiert hat. "Zuerst sollten sie sich aber mit ihren Wurzeln und der eigenen Identität auseinandersetzen. Dann können sie in jedem Fall die Welt erobern."

Bild aus der Ausstellung "India Awakens"; Mann im Schneidersitz

Mahua Sen

Logo des Museum Essl

Museum Essl

India Awakens – Under the Banyan Tree 26.11.-27.02.2011 im Essl Museum

Die 34 Künstler und Künstlerinnen, deren Werke derzeit in der Sammlung Essl ausgestellt sind, sind auf dem besten Weg dazu. Auffallend ist, dass Identität tatsächlich ein Thema ist, das sich durch viele der Arbeiten zieht. Gleich neben dem Eingang im kleinen Saal des Museums liegen zwei riesige grüne Birnen aus Fiberglas. Darüber hängt eine überdimensionierte Chili. Die Künstlerin Kristine Michael aus Neu Delhi verknüpft verbreitete Obst- und Gemüsesorten mit dem Stammbaum ihrer Familie und fragt, was in der Welt heute überhaupt noch ursprünglich und traditionell ist.

Auch die 33-jährige Siri Khandavilli, die heute in den USA lebt, hinterfragt in ihrem Video "Eat" ihre eigene Identität. Man hört laute Schmatzgeräusche und sieht die Künstlerin Unmengen von Papiergeld in Form von Insekten verschlingen. "Meine Eltern haben mich immer gelehrt bescheiden zu sein. Aber ich lebe nun mal in einer modernen Welt, und ich liebe Shopping. D.h. ich bin da hin und hergerissen und wollte diese Dualität ausdrücken", so Khandavilli.

Skulpturen stehen neben Malereien, Videos neben Fotografien. Traditionelle Elemente aus dem Hinduismus findet man neben modernen Grafiken; Materialien wie Naturpigmente und klassische Stoffe neben Leuchtröhren und Plastik. Die Auswahl der Kunstwerke spiegelt die Vielfältigkeit Indiens und seiner jungen Kunstszene wieder. "Ich wollte Künstler zeigen, die noch nicht so bekannt sind, das zeitgenössische Indien in all seinen Nuancen zeigen", beschreibt Kuratorin Alka Pande die Auswahl der ausgestellten Arbeiten.

Ayesha Kapur

Bei einigen wenigen Kunstwerken, wie den im Stil von traditionellen Miniaturen gemalten Bildern von Viren Tanwar, findet man das für das westliche Auge "typisch Indische" – Menschen in diversen Yoga-Positionen, Tiger und starke, leuchtende Farben. Und auch Ayesha Kapurs Bollywood Fotos rufen Erinnerungen wach. Man hat das Gefühl in ihnen das bekannte Indien wiederzuerkennen.

Doch sobald man sich umdreht, wird man eines Besseren belehrt. Die alten Bürsten und Wecker von Prajakta Potnis aus Westindien, die auf schwarzen Tischen ausgestellt sind, würde man genauso im Westen verorten. Die auffallende Originalität und die Nicht-Einordenbarkeit der meisten Werke springt ins Auge. So kommt es nicht von ungefähr, dass sich der Subtitel der Ausstellung "India Awakens - Under the Banyan Tree" auf den Banyanbaum bezieht, dem in der indischen Kulturgeschichte eine wunscherfüllende Kraft zugesprochen wird. Und unter ihm soll Siddharta Gautama, der später als Buddha in die Geschichte einging, erleuchtet worden sein. Im Rahmen der Ausstellung im Essl Museum steht der Baum für die Innovation der jungen indischen Kunst, die vielleicht nicht gleich zur Erleuchtung, aber zumindest zu diversen Überraschungen führt.

George Martin Fotonachweis: Mischa Nawrata, Wien

FM4 Kultur unter Freunden“ – India Awakens

FM4 Klup Mitglieder erhalten bei der Kassa einen Ausstellungskatalog "Indian Awakens" gratis (solange der Vorrat reicht). Einfach eine FM4 Kluppe oder eine gelbe Wäschekluppe anstecken und schon bist du FM4 Klup Mitglied.

Wir verlosen 5x2 Plätze für einen exklusiven Nachmittag im Essl Museum und der Ausstellung "India Awakens".
Der Gewinn beinhaltet:

  • 1 Std. Sonderführung durch die Ausstellung
  • Anschließender Bollywood Cooking-Kurs im angeschlossenen Restaurant "Hollerei" mit gemeinsamem Abendessen der selbsgekochten indischen Gerichte. Dauer: ca. 3 Std.

Am 4.12.2010, Treffpunkt: 15.00 Uhr beim Essl Museum (Anreise zB. mit dem Shuttlebus des Essl Museums möglich; Haltestelle: Albertina, Wien)

Wer an der Verlosung der Plätze für diesen exklusiven Nachmittag teilnehmen möchte, muss nur folgende Frage richtig beantworten: Welches Tier ist am Wappen Indiens zu sehen?

Die richtige Antwort: Löwe

Die GewinnerInnen wurden bereits via E-Mail verständigt

Einsendeschluss ist der 2.12.2010, 11.00 Uhr.