Erstellt am: 29. 3. 2011 - 15:22 Uhr
Chengdu Campusleben
Ich bin zu Gast auf dem Campus der Universität von Chengdu.
axel stockburger
Chengdu ist die Hauptstadt der Provinz Sichuan. 2008 war diese Provinz am stärksten von den Erdbeben betroffen. Ich hatte nicht den geringsten Plan was mich hier erwarten würde. 10 Millionen Menschen leben in Chengdu.
nat
Die Luft ist grau. Härtester Smog. Auf allen Autos, Pflanzen, Kleidern liegt eine dicke Staubschicht.
axel stockburger
Die Innenstadt ist ein dichtes Gewühl von Menschen. Aus jedem Eingang plärrt in voller Lautstärke die Sichuan Version von Eurotrash-Mucke.
axel stockburger
Da Shopping auch hier Krieg bedeutet, sitzen Aufpasser auf Hochsitzen die die Wühltische genau im Auge behalten.
axel stockburger
Mitten drinn im Shoppingwahnsinn Quadratkilometer große Baustellen.
axel stockburger
Alles wird platt gemacht, um neue Hochhäuser zu bauen.
axel stockburger
Auf den Baustellen und in den halb ausgehöhlten Hausskeletten leben Menschen. Mitten im Schutt spielen sie Karten, trinken Tee oder suchen nach Wiederverwertbaren.
axel stockburger
Ein junger Mann mit Brecheisen inspiziert seine neuen Kreditkarten
axel stockburger
Vor ein paar Wochen wurde die U-Bahn eröffnet. Auf jedem Bahnsteig stehen mehrere Einweiser, die den Fahrgästen resolut erklären, wie sie die U-Bahn zu benützen haben: nicht drängeln, sich auf alle Türen verteilen, zuerst die anderen aussteigen lassen.
Wenn sich Touristen hierher verirren, dann nur, um ein Pandareservoir, oder wie in meinem Fall, einen Freund zu besuchen.
axel stockburger
Die Universität von Chengdu gilt als eine der besten Chinas. Die StudentInnen bezahlen selbst für europäische Einkommensverhältnisse hohe Summen, um hier zu studieren.
natalie brunner
Mir wurde erzählt, dass sich die offiziellen Studiengebühren durch Zuwendungen der Eltern an die Professoren teilweise verdoppeln. Als Indikator wurde mir der aus dem Westen importierte Fuhrpark der Lehrerschaft gezeigt.
axel stockburger
Der Campus ist das ideale Model einer chinesischen Stadt, so wie im Idealfall alle leben würden. Es gibt Kindergärten und Krankenhäuser, kleine Plätze mit auf Kongresse und Veranstaltung hinweisenden Transparenten, ein Erholungsgebiet mit einer Lagune und Internetcafes.
axel stockburger
Und nicht zu vergessen:
natalie brunner
Die Mensa.
natalie brunner
Die StudentInnen wohnen am Campus in Zimmern mit Stockbetten. Sechs Mann bzw. Frau pro Zimmer. Die Duschen sind draußen in kleinen Betonverschlägen.
natalie brunner
Jede Studentin hat Anspruch auf 90 Sekunden heißes Wasser pro Tag. So gegen fünf Uhr Nachmittags sieht man Schaaren von Mädchen rosa Plüsch-Hausschuhen und Hello-Kitty- oder Winnie-the-Pooh-Pyjamas zu den Duschen ziehen.
nat
Überall am Campus sind Telefonnummern an die Wände geschrieben bzw. gestempelt. Ruft man die Nummern an, erwartet einen kein Sex sondern, wieder gegen entsprechende Gebühr, Prüfungsergebnisse.
Sex und Liebe muss heimlich bzw. in den Stundenhotels rund um den Campus vonstatten gehen. Die Zimmerpreise starten bei drei Euro sechzig Cent.
Denn jegliche Art von sexueller Beziehung wird mit einen Verweis bestraft - wenn die wachsamen Augen des Gesetzes etwas mitbekommen.
axel stockburger