Erstellt am: 22. 11. 2010 - 06:00 Uhr
FM4 für Licht ins Dunkel 2010
Immer mehr Menschen, die seit vielen Jahren in Österreich leben und sich hier integriert haben, werden von der Fremdenpolizei aus ihrer Nachbarschaft, aus ihrem Job, aus der Schule gerissen und abgeschoben. Ihre Asylverfahren haben fünf, sechs, sieben oder mehr Jahre gedauert. Die Behörden haben so lange gebraucht, um eine endgültige, negative Entscheidung zu treffen, nämlich, dass die Republik diese Menschen nicht hier haben will. Die Familien sind mittlerweile aber Teil der österreichischen Gesellschaft geworden, die Kinder wurden in Österreich groß und sprechen oft besser Deutsch als die Muttersprache der Eltern.
Das Freunde Schützen Haus
Die Entstehung des Freunde Schützen Haus
Zu Jahresbeginn wird Familie K aus dem niederösterreichischen Muthmannsdorf, die dort seit Jahren gelebt hat, in den Kosovo abgeschoben. Nachbarn und FreundInnen sind entsetzt und sammeln für ihre Internetpetition „Freunde Schützen“ 15 000 Unterschriften gegen die Abschiebung von integrierten Familien. Unter den Initiatoren ist der Immobilientreuhänder Hans Jörg Ulreich, dessen Sohn mit dem 9-jähirgen abgeschobenen Bernard im Fussballverein war. Ulreich stellt im September der Freunde Schützen Initiative ein Haus zur Verfügung. Der Verein Purple Sheep mit Obfrau Karin Klaric übernimmt die Betreuung von integrierten Familien, die dort Schutz suchen, weil ihnen die Abschiebung droht.
Seit zwei Monaten gibt es in Wien ein Haus, in dem solche Familien Schutz suchen, in der Hoffung, die Abschiebung doch noch zu verhindern: das Freunde Schützen Haus. Karin Klaric, Initiatorin vom und Rechtsberaterin im Freunde Schützen Haus, erzählt, dass das Haus eine Reaktion auf die letzte Verschärfung des Fremdenrechts war: "Seit dem neuen Asylrecht seit Jänner sind wir in eine Situation gekommen, wo man als Rechtsberater nur mehr zuschauen konnte, wie die Menschen nach so vielen Jahren abgeschoben werden. Da war mir klar, ich muss etwas tun, ich muss die Leute irgendwie schützen. Man muss was tun, man muss Österreich wachrütteln und zeigen, wie es den Leuten geht."
Pamela Rußmann
Die Betreiber des Freunde Schützen Hauses versuchen zu verhindern, dass defacto ÖsterreicherInnen aus ihrer neuen Heimat vertrieben werden. Sie fordern ein Bleiberecht. Und in einem Fall ist das fürs erste auch gelungen: die austro-kosovarische Familie Komani ist im September von ihrem Wohnort Steyr ins Haus nach Wien geflüchtet. Der Vater und die Zwillingsschwestern werden im Oktober 2010 von bewaffneten Polizisten aus dem Haus geholt, in Schubhaft genommen und dann in den Kosovo abgeschoben. Die medial dokumentierte Abschiebung zwingt Innenministerin Maria Fekter zum Einlenken. Nach einem Aufschrei der Gesellschaft und Medien lässt die Innenministerin die Komanis wieder nach Österreich. Nun dürfen sie vorerst bleiben.
Pamela Rußmann
Was wurde aus den Licht ins Dunkel Spenden vom letzten Jahr?
2009 haben FM4 HörerInnen satte 47.000 Euro gespendet und zwar an das Laura Gatner Haus im niederösterreichischen Hirtenberg – ein Diakonie Wohnheim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die Diakonie hat für die Jugendlichen Sport und Freizeitutensilien angeschafft. Das Wichtigste war es aber, das Haus selbst zu sanieren. Dank der FM4 HörerInnenschaft haben die Flüchtlinge statt der alten Bäder mit Verstopfungen, defekten Wasserleitungen und Schimmelschäden nun neue sanitäre Anlagen. Ein großer Dank an alle SpenderInnen.
Die Komanis sind eine von fünf Familien, die derzeit im Freunde Schützen Haus Unterschlupf gefunden haben. In den nächsten Wochen ziehen weitere zehn Familien ein. Österreichweit haben 50 Familien das Haus um Hilfe gebeten. "Dass die Komanis wieder zurückgekommen sind, das gibt uns Hoffnung", sagt die 18-jährige Nana, eine HAK Schülerin, die gemeinsam mit ihrem Bruder Giga und ihren Eltern mit den Komanis in einer WG im Freunde Schützen Haus lebt. Wie die Komanis hatten sie ursprünglich eine eigene Wohnung. Aber nun nach acht Jahren Verfahren in Österreich droht die Abschiebung.
Die Integration sei vorhanden, aber nicht ausreichend um das Gemeinwohl nicht zu beeinträchtigen, heißt es sinngemäß seitens der Behörden. Die meisten von Gigas Schulkameraden wissen nichts von der bedrohlichen Lage, in der er sich befindet: "Nur ein paar sehr enge Freunde kennen meine Geschichte. Ich möchte nicht bemitleidet werden. Ich möchte nicht, dass sie mich irgendwie anders anschauen. Ich möchte genauso angesehen werden wie die anderen auch." Wenn Giga das Freunde Schützen Haus verlässt, ist er nervös und fürchtet sich: "Ich schaue nach links, rechts, nach hinten und nach vorne, dass ich nicht irgendwo in eine Kontrolle gerate."
Der Vater hat ein Medizinstudium begonnen, die Mutter ist eigentlich ausgebildete Kunstlehrerin. Mangels Arbeitserlaubnis dürfen sie nur gelegentlich aushelfen und kriegen dafür eine Art Spende. Die selbsterhaltungsfähigen, beruflich gut qualifzierten Eltern werden jahrelang mit Arbeitsverbot belegt. Nana und ihrer Familie setzt das nervlich sehr zu: "Wir wollen nichts Schlechtes über den Staat sagen. Wir sind zufrieden, dass wir auch dieses Jahr hier bleiben durften. Aber ich weiß nicht, wieso man uns so lange quält. Acht Jahre. Warum kann man das nicht früher entscheiden?" Giga macht nach der Schule viel Sport, das vertreibt vielleicht auch etwas die Unsicherheit über seine Zukunft. Das Freunde Schützen Haus fängt diese Familien in einer Situation auf, in der sie quasi in einem rechtslosen Zustand und ohne Grundversorgung sind.
Pamela Rußmann
Wir wollen helfen
Pamela Rußmann
Im Rahmen der diesjährigen Licht ins Dunkel-Aktion bittet FM4 um eure Spenden für die Familien im Freunde Schützen Haus: Mit diesen Spenden richten wir einen Aufenthaltsraum her, gestalten den Innenhof neu und ermöglichen dringend notwendige Therapien für Kinder. Die im Haus untergebrachten Kinder und Jugendlichen brauchen einen Raum, in dem sie einerseits Aufgaben machen, lernen und Computer nutzen können und andererseits einfach spielen und zusammen entspannt Zeit verbringen dürfen. Diesen Aufenthaltsraum wollen wir einrichten.
Der Innenhof ist geräumig, aber desolat - er soll soweit hergerichtet werden, dass man ihn für Sport und Feste nutzen oder einen Kräutergarten anlegen kann. Für die Wohnungen im Haus fehlt noch einiges an Möbeln und elektrischen Geräten, außerdem soll eine Gemeinschaftsküche eingerichtet werden. Viele der Kinder, die im Freunde-Schützen-Haus wohnen, brauchen Therapien (so lebt zurzeit etwa ein autistischer Bub im Haus). Wir wollen diese Therapien finanzieren. Und schließlich wird ein Teil der Spenden für Lebensmittel gebraucht.
FM4 Aktionen
SMS, Telefon, Erlagschein: Alle Infos zu Spendenmöglichkeiten für Licht ins Dunkel
Der große FM4-Event für Licht ins Dunkel findet am 15.12. im Wiener Flex statt: die Live-Bands Frittenbude, Schwefelgelb und Bratze treten für die gute Sache auf, dazu ein Reigen von FM4 DJs, die sich für Licht ins Dunkel ins Zeug legen: Kristian Davidek vs. Ja!kob (Frittenbude), Madchen Brunner, Philipp L’Heritier, Eva Umbauer und Kid Q. Vor dem Flex schenken derweilen FM4-MitarbeiterInnen wie Sunny-Side-Up-Moderator John Megill und Ombudsmann Hosea Ratschiller Punsch aus. Alle Einnahmen dieses Abends gehen an das Freunde-Schützen-Haus.
- Der FM4 Stehkalender für Licht ins Dunkel
Der FM4 Stehkalender ist nicht nur ein beliebtes Weihnachtsgeschenk, sondern auch ein Beweis für die Kreativität der FM4-Hörerschaft: jedes Kalenderblatt wurde von einem/r HörerIn gestaltet. Der Erlös aus dem Verkauf kommt zur Gänze Licht ins Dunkel zugute.
- Die FM4-Auktionen für Licht ins Dunkel
Ganz spezielle Auktionsobjekte werden über FM4 an den/die Meistbietende/n versteigert: von Eintrittskarten für begehrte Konzerte über großformatige Graffitos bis zur kompletten FM4-Fußballmannschaft! Herr Hermes schwingt on air den Auktionshammer.
- FM4-DJs beim Wärmespender
Der Wärmespender bietet Suppe & Soul am Wiener Karlsplatz - sieben Spitzenköche kochen sieben Suppen, die am Wärmespender-Stand ausgegeben werden, seelenvoller DJ-Sound rundet das Geschmackserlebnis ab. Jeden Sonntag legen FM4-MitarbeiterInnen dort auf. Der Spendenertrag geht an das Freunde-Schützen-Haus!
Spenden
Wie du direkt spenden kannst, erfährst du hier. Du kannst zum Beispiel über ein Online Formular spenden auf lichtinsdunkel.orf.at.
WICHTIG: Damit deine Spende dem FM4-Projekt "Freunde-Schützen-Haus" zugeordnet werden kann, gib bitte im Feld Anmerkung "FM4 Weihnachtsaktion" ein! Ebenso, wenn du per Erlagschein spendest, bitte im Feld Verwendungszweck "FM4 Weihnachtsaktion" eintragen.
Es besteht auch die Möglichkeit der SMS- oder telefonischen Spende unter 0800 24 12 10. Du kannst ein SMS mit Fragezeichen an diese Nummer schicken, nach Antwort des Handybetreibers kannst du den Betrag der Spende SMSen. Vielen Dank!