Erstellt am: 22. 11. 2010 - 18:30 Uhr

Querverweise unvermeidbar

Das Autumn Leaves Festival und das Blue Bird teilen dieselben musikalischen Vorlieben. Und so spielen diese Woche Hüsker Düs Grant Hart und Chris Garneau auch in Graz.

Jeder kennt jeden über 6,6 Ecken. Nicht nur in kleinen Städten und virtuellen Netzwerken, nein, weltweit sei das so. Was der amerikanische Psychologe Stanley Milgram bereits in den Sechziger Jahren proklamiert hat, sei aus aktuellem Anlass in dieser Woche voll Indie-Folk (in Wien und Graz) bis Arcade Fire (am Sonntag in München) kurz bewiesen.

Zu Arcade Fire käme Michael Pelitz von der Singer-/Songwriterinitiative Platoo über die Achse Bell Orchestre, der Grazer hat letzten Herbst den Tourbus der KanadierInnen gelenkt. Equipment geschleppt. Und war mit ihnen am Oktoberfest. So einen Tratsch mag ich, auch wenn die Anekdote Arcade Fire wiederum keinen Tourstopp näher an Österreich führt. Aber weil die These mit den Ecken eine runde Sache ist und die MusikerInnen von Arcade Fire Freunde haben, die auch Musik machen, spielen eben diese des öfteren in Graz. Snailhouse war inzwischen schon zwei Mal da: für einen der gemütlichen, schönen Clubgigs von Platoo, die Michael Pelitz regelmäßig gemeinsam mit Burkard Poschinger organisiert.

Höhepunkt des herbstlichen Konzertreigens ist das Autumn Leaves Festival, das am 25. November in Graz beginnt. In Wien startet am selben Tag das Blue Bird Festival. Mit dabei ist u.a. Sweet Sweet Moon, der heute in Graz die montägliche Clubreihe von Platoo beschließen wird. Wem jetzt bereits schwindelt: die Kreise drehen sich noch weiter. Zwischen dem Blue Bird und dem Autumn Leaves geht es hin und her. Die Line-Ups der beiden Festivals sehen einander ähnlich: man teilt die musikalischen Vorlieben. Und das freut nicht nur Michael Pelitz.

Für Grant Hart, den man von Hüsker Dü kennen könnte, muss man sich nicht eigens über den Semmering schwingen. Auch der hierzulande noch eher unbekannte Singer-Songwriter James Vincent McMorrow und Chris Garneau sind da wie dort zu erleben. Herr Garneau könnte Sufjan Stevens' Zwillingsbruder sein, They Shoot Music sind mit ihm schon mal ins Kaffeehaus gegangen und und angeblich arbeitet er derzeit mit Caralee McElroy zusammen, die bei Xiu Xiu-Konzerten entzückte. Oft braucht es nicht einmal sechs Ecken.

Hazelwood Promotion

Klassische Fotolocation für Indiefolkpartien: The Great Bertholinis im Anzug mit schmaler Krawatte, in der Natur.

Nun anderswo

Drei Tage mit jeweils drei Konzerten umfasst das Autumn Leaves Festival, das heuer erstmals im kleinen Saal des Orpheums stattfindet. Die Protestant Work Ethic, die sich die junge österreichische Band namentlich vorgeschrieben hat, ist da ein guter Zugang für den ersten Festivalabend. Gut möglich, dass um die Wette gefolkt werden wird.

Michael Pelitz und Burkard Poschinger von Platoo geht es stets darum, auch unbekanntere Bands nach Graz zu holen und österreichischen Singer-SongwriterInnen eine Plattform in Form von Konzerten zu bieten. Die achtköpfige Truppe The Great Bertholinis kommt mit Posaunen und Trompeten. Der Bandname weckt Reminiszenzen an fliegende Artisten, die Deutschen verpacken Polka und Popmelodien in Songs, sind aber auch für rockigeren Folk zu haben. Da tut auch der Steirer Stefan Wedam gut daran, mit Verstärkung in Bandform anzutreten.

Julia Grandegger

Garish machen glücklich.

Schließlich reiht sich Mika Vember als "Our lady of the loops" am 27. November mit ihrem neuen, zweiten Album perfekt in den Reigen ein. "Komme nie zu spät" ist ein guter Tipp von Garish, die am selben Abend aufspielen werden. Wenn sich Thomas Jarmer das Akkordeon umschnallt, könnte der Platz vor der Bühne eng werden. Es hat sich längst herumgesprochen, dass Konzerte von Garish glücklich machen. Jacken an der Garderobe abgeben zu müssen macht ausnahmsweise garantiert Sinn: der "Orpheum eXtra"-Saal verfügt über keine extra Lüftungsanlage - abgesehen von den Ein- und Ausgangstüren und verhangenen Fenstern.