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16. 11. 2010 - 14:03

Depression - eine Krankheit

Depression, ein Wort, das im Alltag häufig verwendet wird. Doch was heißt es eigentlich, "depressiv" zu sein?

Ein Beitrag von Rat auf Draht 147

Seit einer knappen Woche befinden wir uns in der Herbstdepression, um Weihnachten rum in der Winterdepression, die dann von der Frühjahrsmüdigkeit und schließlich von einer generell schlechten Stimmung, weil man trotz Freibadwetter arbeiten muss, abgelöst wird.
Die Depression wird ein bißchen inflationär gebraucht. Einerseits. Denn auf der anderen Seite ist sie immer noch eine Art Tabu.

In Österreich geht man von um die 800.000 Menschen aus, die in ihrem Leben einmal von einer Depression betroffen sind - wegen der hohen Dunkelziffer ist diese Zahl aber eine reine Vermutung.

Zu einer echten Depression steht kaum jemand, selbst enge Freunde sprechen darüber nur, wenn sich die Depression nicht mehr verbergen lässt. Für viele ist sie ein Zeichen der Schwäche, die man sicher nicht in der Arbeit und auch nur schwerlich sich selbst gegenüber eingesteht.

Dazu kommt, dass die Grenzen zwischen einer Phase der Traurigkeit oder Niedergesschlagenheit und einer Depression fließend sind. Trotzdem gibt es einen großer Unterschied zwischen "Mir geht es gerade nicht so gut" und einer Depression - einer ernstzunehmenden Krankheit.

Depression - Was ist das wirklich?

Verzweifelte junge Frau

surpasspro - Fotolia.com

Depression im eigentlichen Sinne steht für eine Krankheit. Eine Depression ist eine Erkrankung, die das Gefühlsleben unserer Seele betrifft. Das klingt jetzt vielleicht kompliziert, aber mit ein paar Beispielen, kannst du dir sicher gleich mehr darunter vorstellen:

Bei einer Depression kommen verschiedene Krankheitsmerkmale zusammen. Die häufigsten Merkmale sind dabei: Deutlich herabgesetztes Interesse an Freunden und Familie, wenig Selbstvertrauen, grundlose Schuldgefühle, Gefühl wertlos zu sein, Unruhe, Schlafschwierigkeiten, Energielosigkeit, kein Appetit, man weint schnell oder wird schnell wütend (= geringe Frustrationstoleranz), fühlt sich ohne konkreten Anlass oft traurig, Konzentrationsprobleme und manche denken sogar an Selbstmord.

Wie gesagt, jeder von uns fühlt sich einmal eine zeitlang traurig und hat zu nichts Lust. Von einer Depression spricht man erst dann, wenn mehrere dieser Merkmale über Wochen nahezu täglich zu beobachten sind.

Depression bei Jugendlichen

Nur zwischen 0,3 und 2,5 Prozent der Kinder zeigen depressive Symptome - ab dem zwölften Lebensjahr steigt diese Zahl jedoch - je nach Studie auf bis zu 13 Prozent.

Früher ging man davon aus, dass nur Erwachsene diese Krankheit bekommen können. Heute weiß man allerdings, dass auch Kinder und Jugendliche davon betroffen sind. Gerade da ist es aber noch viel schwieriger zu unterscheiden, ob es jemandem einfach nur mal nicht besonders gut geht oder ob jemand wirklich an einer Depression erkrankt ist.

Denn bei Jugendlichen äußert sich die Krankheit oft ein wenig anders. Jeder zeigt unterschiedliche Symptome. Ein Merkmal alleine reicht auch nicht für eine Diagnose aus. Wenn allerdings mehrere der in der Folge aufgezählten Merkmale zutreffen, sollte man zumindest einen Experten aufsuchen.

Auf dich treffen seit mehreren Wochen mehrere dieser Merkmale zu? Sprich mit jemandem darüber! Zum Beispiel mit Rat auf Draht unter der Telefonnummer 147

  • Traurigkeit ohne einen wirklichen Grund
  • Rückzug von Freunden und Familie
  • Schwierigkeiten in der Schule
  • Unbegründete Schuldgefühle
  • Andauerndes Gefühl von Hoffnungslosigkeit ("Es ist doch eh alles egal!")
  • Immer wieder Gespräche über Selbstmord
  • Fehlendes Selbstvertrauen
  • Schlafschwierigkeiten
  • Appetitlosigkeit
  • Probleme beim Konzentrieren
  • Selbstverletzungen
  • Das Gefühl keine Kraft zu haben

Ab der Pubertät bekommen doppelt so viele Mädchen und Frauen wie Burschen und Männer eine Depression. Es könnte aber auch sein, dass Männer einfach seltener Hilfe suchen. Schließlich werden drei Viertel aller Selbstmorde von Männern begangen. Eine unbehandelte Depression führt zu einem drei- bis vierfach höheren Suizidrisiko und führt auch sonst zu einem höheren Sterberisiko. Depression ist somit eine lebensgefährliche Erkrankung und stellt die Hauptursache für Suizide dar.

Selbst betroffen?

Erkennst du dich in den Beschreibungen oder hast du das Gefühl, dass das auf Freunde von dir zutrifft, dann wende dich an Erwachsene, denen du vertraust, oder an eine Beratungsstelle.

Hol dir Hilfe, denn eine Depression kann man sehr gut behandeln und eine Behandlung ist dringend nötig.

Ursachen

Am Dienstag in FM4 Connected: Depression als Krankheit auch bei Jugendlichen. Und in der FM4 Homebase: Burnout als neue Zivilisationskrankheit

Man nimmt an, dass die Neigung zur Depression zum Teil vererbbar ist. Wichtig, nicht die Depression direkt wird vererbt, sondern ein erhöhtes Risiko eine Depression zu entwickeln.

Mittlerweile weiß man, dass der Ursprung der Depression im Gehirn liegt. Depressive Menschen haben einen gestörten Gehirnstoffwechsel. Im Vergleich zu gesunden Menschen, haben Depressive weniger Serotonin und Noradrenalin (das sind Überträgerstoffe). Diese fehlenden Balance im biochemischen Gleichgewicht ist eine Erklärung für das Entstehen einer Depression. Das Nervensystem ist "aus dem Lot" und eben dieser Mangel an Botenstoffen im Gehirn, macht sich durch seelische Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit und Leistungsdefizit bemerkbar.

Hat man bereits einmal eine Depression durchlebt, so besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Krankheit erneut auftritt.

Hilfe!

Natürlich ist Rat auf Draht unter der Nummer 147 zu diesem Thema immer für dich da. Psychologinnen und Psychologen beantworten deine Fragen und beraten dich bei Problemen. Rund um die Uhr, anonym und ohne Vorwahl zum Nulltarif aus ganz Österreich.

Psychologische Beratungsstellen finde ihr in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland, in der Steiermark, Oberösterreich, Salzburg, in Kärnten, Tirol und Vorarlberg. Die Sigmund Freund Privatuniversität in Wien hat ebenfalls eine psychotherapeutische Ambulanz, auch für Kinder und Jugendliche.