Erstellt am: 6. 11. 2010 - 20:34 Uhr
Volbeat im Wiener Gasometer
![© Patrick Wally Michael Schøn Poulsen, Volbeat](../../v2static/storyimages/site/fm4/20101144/_MG_1928_body_small.jpg)
Patrick Wally
Selten habe ich den Werdegang einer Band so intensiv und begeistert verfolgt wie den von Volbeat, jenen vier Dänen, die bis vor nicht all zu langer Zeit als das best gehütete Geheimnis des Rock 'n' Roll galten. Mich hat diese Mischung aus Metal, Country, Blues und eben bereits erwähntem Rock'n'Roll vom ersten Akkord ihres zweiten Albums Rock The Rebel/Metal The Devil so dermaßen gepackt, dass ich mir vor vier Jahren sofort ein Ticket für das Volbeat Konzert im Berliner "Kato Club" besorgen musste. Bis dato steht dieser Auftritt in meiner persönlichen Hitliste aller besuchten Konzerte ganz weit oben, in meiner Volbeat Konzert-Hitparade gar auf Platz 1.
Katastrophaler Sound bei Entombed
Man möge mir nun verzeihen, wenn ich mich über die erste Vorband namens "The Kandidate" ausschweige. Ich würde mich gerne auf den so genannten "Raucherbereich" im Gasometer rausreden, den zu verlassen ob der regelrechten Einpferchung (lacht nur voller Schadenfreude, militante Nichtraucher) draußen zwar schwierig war, aber nun doch keine halbe Stunde brauchte. Ich war aber einfach zu spät da, aber immerhin noch rechtzeitig in der Halle für die legendären Haudegen Entombed aus Schweden.
Zu deren Auftritt kann man eigentlich nur sagen, dass der katastrophale Sound einfach ein sehr schlechter Witz war. Es mag an meiner Platzwahl schräg rechts vor der Bühne gelegen haben, aber zum Teil waren die Songs überhaupt nicht zu erkennen. Nur "Chief Rebel Angel" vom Album "Morning Star" vermeinte ich wegen des recht ruhigen Intros vernehmen zu können, aber selbst da bin ich mir offen gesagt inzwischen nicht mehr ganz sicher.
"Tanz der Ritter" statt "End Of The Road"
![© Patrick Wally Volbeat im Wiener Gasometer](../../v2static/storyimages/site/fm4/20101144/_MG_1965_body.jpg)
Patrick Wally
Um Punkt 22 Uhr war es dann aber soweit. Das Licht ging aus, auf einem schwarzen Vorhang vor der Bühne erleuchtete riesengroß der Totenkopf mit der Elvis Frisur und es ertönten lautstark die Klänge von Sergei Prokofjews "Tanz der Ritter", die den ersten Song "The Mirror And The Reaper" einläuteten.
Das war in dieser Form übrigens erst einmal neu, denn auf meinen bisher besuchten Konzerten der vier Dänen wurde selbiges entweder mit dem Intro von "The Human Instrument" oder "End Of The Road" eingeläutet.
Nur Sunn O))) sind wahrscheinlich lauter
![© Patrick Wally Anders Kjølholm, Volbeat](../../v2static/storyimages/site/fm4/20101144/_MG_1942_body_small.jpg)
Patrick Wally
Nicht nur das war neu an diesem Volbeat Auftritt im Wiener Gasometer, auch an der aufwändigen Bühne mit einem inklusive hinten um den Schlagzeuger nach oben verlaufenden Laufsteg und den Beleuchtungseffekten konnte man merken, dass diese Band nun eine Treppe in der Karriereleiter nach oben geklettert ist. Das alles dann auch in einem Sound, an dem es zwar klanglich nichts zu meckern gab, von der Lautstärke allerdings so brachial war, dass nur noch Sunn O))) das toppen könnten.
Alles sehr OK und sehr professionell, so weit, so gut. Nichtsdestotrotz muss ich anmerken, dass die erste halbe Stunde auf mich eine Spur zu professionell wirkte (Geschmacksache) und ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass die Band irgendwie ausgelaugt wirkte bzw. manchmal nicht mit vollen 100 Prozent bei der Sache war. Man verstehe mich nicht falsch, ein Volbeat Konzert wie dieses ist mmer noch eines der besten Liveerlebnisse, die man sich ansehen kann, bis zur Hälfte des Konzerts hatten mich die Dänen aber nicht ganz so mitgerissen wie sonst üblich und von mir erwartet.
Mit "Evelyn" und LG Petrov wieder 100 Prozent Volbeat
![© Patrick Wally Thomas Bredahl, Volbeat](../../v2static/storyimages/site/fm4/20101144/_MG_1983_body_small.jpg)
Patrick Wally
Ab jenem Moment aber, als "Evelyn" vom aktuellen Album Beyond Hell / Above Heaven angestimmt wurde, änderte sich das schlagartig. Das nicht nur deshalb, weil die Hälfte des Songs im Original von Barney Greenaway (Napalm Death) gesungen wird und das daher sehr überraschend war, auch der Gastauftritt des Entombed Sängers Lars-Göran Petrov, der absolut amtlich die Greenaway Growl-Parts übernahm, gab dem Konzert in diesem Moment einen ordentlichen Schub.
Vielleicht lag es auch an den darauf folgenden Songs, die man schon etwas länger kannte und speziell Herr Poulsen sowie Gitarrist Thomas Bredahl wirkten lockerer. "Mary Ann's Place", "Sad Man's Tongue" (inkl. Widmung an Johnny Cash und Ronnie James Dio), das Dusty Springfield Cover "I Only Want To Be With You", "Pool of Booze, Booze, Booza" und angedeutetem "Boa [JDM]", Volbeat-Fan, was willst du mehr? Nur einer oder eine war später vielleicht noch glücklicher, als der zwischendurch sogar ausgelassen crowdsurfende Herr Poulsen einen Papierflieger ins Publikum schoss, für den man sich dann ein Gratis T-Shirt am Merchandising Stand holen durfte.
Auch wenn die zwei sonstigen Fixpunkte "Radio Girl" und die Kurzversion von Slayer's "Raining Blood" ausblieben, nach dem für Volbeat etwas ungewohnt müde wirkendem Beginn waren das ab der zweiten Hälfte wieder genau jene vier Dänen, die aus meiner Sicht den Rock 'n' Roll des 21. Jahrhunderts definieren. Wir alle haben einmal Tage, an denen wir nicht zu 100 Prozent gut drauf ist. Das ungeachtet dessen frenetische Publikum (Hut ab vor den begeisterten Damen und Herren) sowie meine Wenigkeit nahmen das der Band allerdings nicht übel, denn solche Tage mag man auch der besten Metal 'n' Roll Band dieses Planeten nachsehen.
![© Patrick Wally](../../v2static/storyimages/site/fm4/20101144/_MG_1969_body.jpg)
Patrick Wally
Alle Fotos: Patrick Wally