Erstellt am: 6. 11. 2010 - 13:49 Uhr
Knut hat's nicht mehr gut
Nach den Wochen im schottischen Edinburgh ist es nun wieder Zeit nach Berlin zurück zu kehren und das ausgerechnet im schönen Monat November. Das führte bereits vor der Abreise zu Phantomschmerzen und düsteren Ahnungen.
Vorbei ist es mit der britischen Freundlichkeit, dem netten Umgang untereinander. Schon am Flughafen in der Warteschlange wird man von allen Seiten gepufft und gestoßen - „Sorry seems to bet the hardest word“ für die deutschen Mitreisenden.
Ach, in Edinburgh bedankten sich die Menschen beim Busfahrer fürs Anhalten, da pflegte man die Kultur des kleinen Schwätzchens auch unter Fremden, hier in Berlin wird man blöd angeschaut wenn man „Hallo“ und „Auf Wiedersehen sagt“, und tritt einem einer auf die Füße setzt er noch ein barsches: „Pass doch uff!“ dazu. .
Aber es nützt ja nix, hier leben wir nun mal. Man muss auch Berlin immer wieder eine Chance geben, und versuchen das Gute zu sehen- Es ist immerhin warm und regnerisch, die letzten Blätter fallen. Am Schlesischen Tor in Kreuzberg hat der verhasste Subway – Imbiss, ein Zeichen der Ballermannisierung Kreuzbergs, nach zwei Jahren Graffitybearbeitung, Steinwurf und Farbbeutelbeschuss aufgegeben. Das Gute hat gesiegt!!
Rösinger
Rösinger
Rösinger
Das Tages- und Ausgehleben muss jetzt wieder selbstständig strukturiert und organisiert werden.
Es war so ein schönes geregeltes Leben als „writer in residence“: Früh aufstehen, zur Uni gehen, mit den Studenten parlieren oder übersetzen, ein bisschen schreiben. Dann aus dem Büro um sechs direkt in die Kneipe, das spezielle Pubfood einnehmen, langsam zum Trinken übergehen, dann wieder in die Pension, schlafen, aufstehen - Alles in so einfacher, schöner Regelmäßigkeit.
Hier in Berlin muss man sich als „Freiberufler„ immer wieder selber disziplinieren, aufraffen, Ziele setzen, Termine mit sich selber einhalten.
Rösinger
Drama um den Eisbären
Aber es gibt wahrlich größere Probleme, zum Beispiel ein neues Drama um Knut.
"Knut geht es nicht mehr gut!", "Knut fehlt der Mut!" titelten die Berliner Zeitungen. Der Eisbär war umgezogen und wird in seinem neuen Gehege nun von drei großen Bärinnen gemobbt und gebissen. Stundenlang kauert er auf einem Felsvorsprung! Selbst treue Fans ertragen den Anblick nicht mehr. Ein Video zeigt das Leiden des einsamen Bären, die Tierschutzorganisation Peta schaltete sich ein.
Der Umgang mit Knut spiegelt ja immer gesellschaftliche Themen und Stimmungen wieder. Und weil grade mal wieder diskutiert wird, wie arg doch die Jungs an den Schulen von den zu mädchenfreundlichen Lehrerinnen benachteiligt werden, kommt die Nachricht vom armen Prügelknaben Knut, der von drei gewaltbereiten Bärinnen drangsaliert wird, gerade recht.
Aber der Zoodirektor hat jetzt die Massen beruhigt: Rangkämpfe sind wichtig für Knuts soziale Entwicklung!