Erstellt am: 4. 11. 2010 - 15:51 Uhr
Vlog #14: Licht aus!
Mein letzter Film ist Special Effects, es ist die "Red Light"-Vorführung des Festivals, der allerletzte Flug gen Traumland, der noch abhebt. A Film by Larry Cohen: ich weiß, ich bin schon im Himmel, wenn ich diese Zeilen nur lese. Ich hab die letzten zwei Wochen hinweg schon oft genug über den US-Ausnahmeregisseur schwadroniert, über seine Filme geschwärmt. Gestern also meine vorerst letzte Kino-Begegnung mit ihm: ein Film wie ein Spiegelkabinett. „Special Effects“ beginnt wie so viele Cohen-Filme mit einem ikonischen Bild: dem von einer attraktiven Blondine (die unantastbare, leider viel zu früh verstorbene Zoë Tamerlis, bekannt aus Abel Ferraras ebenfalls unantastbarem Früh-Meisterwerk "Ms. 45"), die nackt in einem nachgebauten Oval Office tanzt, dabei fotografiert wird. Plötzlich drängt sich ein junger Mann in die Szene und löst sie auf, indem er die Fotografen attackiert, die junge Frau, seine Freundin, flüchtet.
www.zoelund.com
Es kommt zu einer kurzen Auseinandersetzung, vor allem geht es um einen Regisseur, mit dem die junge Frau zusammen arbeitet. In dessen Luxus-Penthouse in SoHo angekommen, wird die Gute allerdings beim Liebesspiel erdrosselt, der Mordverdacht vom Regisseur (der kann ja gut inszenieren) hingegen auf ihren Ehemann gelenkt. Ausgangspunkt für ein feistes Spiel mit Schein und Sein: der Regisseur überzeugt die Polizisten (als Detective glänzt der großartige Kevin O’Connor!), das Leben der Toten als Film nachzudrehen, währenddessen sich allerdings die Beziehungen zwischen Wirklichkeit und Fiktion schleichend umkehren. Regie-Maestro Cohen führt leichthändig, beinahe verspielt durch den anfänglich bedrohlich labyrinthischen Plot; das ist auch das Geheimnis, weswegen "Special Effects", ungleich ähnlich gelagerter Meta-Thriller über das Filmgeschäft und seine Manipulationen der Wirklichkeit, federleicht, softerotisch, neonfarben und verspiegelt, allerdings nie krampfhaft oder überbedeutet wirkt.
Welche Viennale-Filme wann anlaufen, findet man auf orf.at
Aber jetzt genug von mir: ich hab mir die vergangenen zwei Wochen die Finger wund geschrieben. Über die Viennale, ihre Filme und alles drum herum. Jetzt brauch ich eine Pause. Luft rauslassen. Langsam wieder einatmen. So ein Festival füllt an und macht leer gleichzeitig. Mir hat’s Spaß gemacht. Sound off in the commentaries below! Bin irrsinnig gespannt, wie eure Viennale war. Ich bin müde. Auf’s nächste Jahr!