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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

5. 11. 2010 - 10:02

Something For The Weekend

Sieben Strategien gegen den Basiswappler in dir.

Das ist Something For The Weekend, der als Fortgehkolumne getarnte Lebenshilferatgeber. Der FM4-Club in München am Samstag wird ziemlich dope - alle anderen Termine gibts auf termine.orf.at/fm4

Nach der Angst, dass dir der Himmel auf den Kopf fällt, der Angst vorm Ozonloch, der Angst vor dem Fremden und der Angst um den Arbeitsplatz wird rund um die Regierungsbildung im Bundesland Wien aktuell eine neue Angst heraufbeschworen: die Angst vor dem Basiswappler.

Erfunden hat das Wort wahrscheinlich irgendein Bonze, dem direkte Demokratie (beziehungsweise das, was er darunter versteht, beziehungsweise das, was er meint, dass potenzielle Regierungspartner darunter verstehen) suspekt ist.

Tatsächlich ist die Angst vorm Basiswappler (wie jede Angst) rational nicht begründbar. Allerdings solltest du vor Basiswapplern auf der Hut sein.

Basiswappler sind nämlich (wurscht, was dir Synästhetiker erzählen) nicht grün, sondern kommen in jeder Farbe und jeder Form in der freien Wildbahn vor.

Der Basiswappler ist in seinem Horizont ziemlich eingeschränkt. Dafür verhält sich seine Sturheit und die Überzeugung von sich selbst umgekehrt proportional zu seinem Horizont. Die allerwichtigste Fähigkeit des Basiswapplers, seine stärkste Waffe, aber auch seine Achillesferse, ist sein Hausverstand.

Sprich: wenn der Onkel Günter aus dem Nachbarort erzählt, neuerdings kämen immer wieder Braunbären, die seinen Weinkeller ausräumen, dann weiß der Basiswappler: Braunbären sind böse. Wenn die Nachbarstochter sich drei Wochen lang aus Liebeskummer nicht blicken lässt, weil ein Emo sie sitzen hat lassen, dann weiß der Basiswappler: Emos sind böse.

Und wenn das Fernsehen und der junge Arbeitskollege tausend Mal erzählen, Braunbären wären eigentlich voll kuschilieb, und wenn die Wissenschaft zehn Mal beweisen würde, Emos wären relativ verantwortungsvoller als andere Jugendliche: dem Basiswappler wäre es egal. Sein Hausverstand ersetzt seinen Verstand. Sein Hausverstand hat ihn noch nie getäuscht. Sein Hausverstand sagt ihm, welchen Medien er vertrauen darf.

Medien, das sind die so genannten Medien genauso wie dein Sitznachbar, deine Kusine, der Demagoge, der Geistliche, die dir völlig unbekannte Bloggerin und das, was der Sänger von den Wavves so twittert.

Solche Basiswappler findest du überall. In der Schule, in der Arbeit, beim Fortgehen und im Wahllokal. Vielleicht sogar in deiner Familie. Und vielleicht ertappst du dich sogar selbst manchmal beim Basiswappeln.

Weils ja auch furchtbar schwer ist, deinen Horizont ständig möglichst weit offen zu halten, und dabei trotzdem dich selbst nicht zu verraten (was auch immer das heißen mag).

hmmm

Basiswappler?

zu den Terminen fürs Wochenende:

Deswegen: bitte scheiß doch dieses Wochenende drauf, auf die coolste Party der Stadt zu gehen. Geh nicht aufs Konzert, wo du weißt, dass auch der/die XY hingeht, der/die dir ständig so freshe Kommentare postet und der/die vermutlich ziemlich heiß ist. Und beachte vielleicht die sieben Strategien gegen den schleichenden Einzug des Basiswapplers in dich selbst.

Copyright-Anwältinnen, A380-Pilotinnen und Partyveranstalterinnen wenden sich bitte an update.fm4@orf.at, das Postfach des Vertrauens.

Geh zur Feier bei der Freiwilligen Feuerwehr, obwohl du vom Hörensagen weißt, dass Feiern der Freiwilligen Feuerwehr irgendwie letztklassig sind.

Geh in das schäbige Lokal zwei Gassen weiter, wo auch um 2 in der Früh noch Balkanmusik läuft, die dich nervt, weil du eigentlich schlafen willst.

Geh aufs Konzert einer Band, die Pitchfork verrissen hat.

Spiel mit deinen Eltern Uno, oder frag sie irgendwas, das du über sie nicht weißt.

Lies ein Buch, das du eigentlich lieber nicht lesen würdest.

Wenn dir der (zugegeben durchaus grausliche) Typ mit dem Sprachfehler aus der Vorlesung am Donnerstag tatsächlich noch mal eine Freundschaftsanfrage schickt, nimm sie an.

Geh am Samstag zum FM4-Club in der Roten Sonne in München, selbst wenn du findest, dass FM4 irgendwie kommerz ist, und dass früher alles besser war.