Erstellt am: 29. 10. 2010 - 17:14 Uhr
Das digitale Spielbrett
Je schlauer und vielseitiger unsere Handys und Smartphones werden, desto begeisterter und länger starren wir auf ihre kleinen Bildschirme. Durch iPhone und iPod Touch hat Apple den Markt der kleinen, kostengünstigen und leicht zugänglichen App-Games begründet, auf dem sich nun immer mehr Anbieter tummeln. Das Potenzial ist groß und geht weit über das Prinzip des "Casual Game" hinaus, das Nintendo 2006 mit der Wii losgetreten hat. Auch Browser- und Facebook-Spiele haben nicht so eine Durchdringung wie Mobiltelefone. Quasi jeder hat eines und es gibt kaum jemanden, der nicht zumindest einmal die paar werksseitig in jedem Gerät installierten Spiele probiert hat.
Die Dazwischengröße
Das iPad ist seit dem vergangenen Jahr eine weitere, schlaue Ergänzung zum Smartphone-Markt. Es ist ein Hybrid zwischen Handy und Computerbildschirm, intuitiv und handlich in der Bedienung und dennoch groß genug, dass es auch als vollwertiger mobiler Computer und als Spielkonsole durchgeht.
Seit der Einführung des iPad wird der von Apple dominierte Apps-Spielemarkt um einen weiteren Bereich ergänzt. Viele Titel sind zunächst bloß fürs iPad kompatibel gewesen - meist wurde die Darstellung einfach vergrößert. Als jedoch vereinzelte Entwickler begonnen hatten, exklusive iPad-Versionen zu basteln, kam langsam das Potenzial des digitalen Spielbretts zu Tage. Das kleine Spielchen für zwischendurch ist ab sofort nicht mehr nur etwas für einsame Zugfahrten oder langweilige Wartezeiten am Amt oder beim Arzt, sondern kann auch sehr gesellig sein.
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Fingerlab
Lokale Mehrspielerpartien
Die Palette der ausgewiesenen iPad-Partyspiele ist derzeit noch recht eingeschränkt, die momentane Auswahl bietet aber schon ein gutes Startpaket und einen Ausblick auf die Software, die in diesem Bereich in den kommenden Jahren folgen wird. Es gibt Autorennen, Variationen diverser Retrogames, virtuelle Brettspiele und digital erweiterte Varianten von Gesellschaftsspielklassikern.
Allgemein fällt positiv auf, dass die meisten dieser Games nicht den Fehler machen, klassische Videospielspielsteuerungen wie Steuerkreuz und Analogstick auf den Touchscreen zu übertragen. Stattdessen sind etwa die Tasten beim Seifenkistenrennen "Danger Derby" - links, rechts, Gas geben, Bremsen - an den Ecken des iPads gut platziert.
Action-Spiele, bei denen ständig hektische Bewegungen an unterschiedlichen Punkten am Bildschirm stattfinden, funktionieren weniger gut. Vor allem wegen des hohen Reibungswiderstandes des iPad kommt es bei Spielen wie "Ploid" stellenweise zu Chaos und spielerischen Beliebigkeiten. Bunte Steine schwimmen in der Mitte des Bildschirms und jede/r Spieler/in muss möglichst wertvolle Kombinationen dieser Steine in ihre/seine Ecke ziehen. Bei so viel Gewische und Geziehe kommt auch das Gerät selbst ziemlich in Bewegung.

Cobra Mobile Ltd.
Mehrspielervariationen des Videospiel-Klassikers "Pong" sind trotz zeitintensiver Action meist gelungen und übersichtlich. Beim "Space Invaders" meets "Arkanoid"-Spiel "PongVaders" spielt man zusammen, um die Aliens in der Mitte des Bildschirmes zu verjagen. Bei "Multipong" wiederum können sich bis zu vier Spieler/innen mit ihren Schlägern gegenseitig die Bälle um die Ohren hauen.
Wesentlich ruhiger geht es bei digitalen Brettspielen zu. In "Honey, That's Mine" steuert man Bienen als Spielfiguren über sechseckige Waben, auf denen Honigtropfen liegen. Wer am Ende den meisten Honig hat, gewinnt. Auch Brettspiele, die es in der physischen Welt schon viele Jahre gibt, werden fürs iPad neu umgesetzt. Etwa der Klassiker "Risiko", der hier "Conquist" heißt.

Koduco Inc.
Nach drei Stunden gemeinsam Welt erobern, Seifenkistenrennen, Honigsammeln und Bälle herumschlagen erweist sich das iPad als kurzweiliger Partyspaß, der jedoch nicht abendfüllend ist. Aufgrund der beschränkten Auswahl an guten und für diesen Zweck geeigneten Games greift man im Zweifel derzeit lieber noch ins Brettspielfach. Wer allerdings ohnehin wenig Platz daheim hat und unterwegs nicht viel mitschleppen möchte, kann sich mit dem iPad bereits jetzt eine gelungene Sammlung an digitalen Gesellschaftsspielen zulegen.