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Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

24. 10. 2010 - 15:41

Song Zum Sonntag: No Age

Anpirschen, ein Versuch: Life Prowler

Mir reicht einmal, um zu sehen, dass meine Arbeit erledigt ist. Und wenn ich in mich gehe, kommt meine Vergangenheit ans Licht

Cover von No Age Everything in Between

onethirtybpm.com

Er hat keine Zeit, keine Zeit für dich übrig. "Prowling", das der Protagonist dieser Nummer betreibt, ist das was Löwen tun, wenn sie auf der Jagd sind: Geduckt schleichen, langsam anpirschen um dann zuzuschlagen. Es gibt nur einen Versuch, sonst ist die Beute weg und die restliche Herde alarmiert. Eine Jagdmetapher als Gleichnis für das, was dem bei No Age monoton besungenen "Life" vorangeht: Die Jugend, das Spiel, das Versuchen und Probieren, die Anbahnung in der Liebe, das Vortasten in gesellschaftlichen oder familiären Dingen - weiter kommt man nicht, das Pirschen ist vorbei, die Herde gewarnt, es gab nur eine Chance. Der Rest ist dann "life".

Der Song zum Sonntag erscheint auch in der Presse am Sonntag, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.

Bei AC/ DC kommt diese Jagdmetapher zum ersten mal ans Pop Licht - Bon Scott als "Night Prowler" gibt den unheimlichen, sich anschleichenden Messerstecher, der zu "dir" ins Schlafzimmer kommt - ein düsterer 12/8 Blues mit einer sexuell aufgeladenen Tiermetapher, modelliert nach Jagger/ Richards "Midnight Rambler". Von dieser Nummer hatte sich dann auch prompt ein satanistischer Sexualverbrecher namens Richard Ramirez zu seinen Streifzügen "inspirieren" lassen.

FM4 Newsjournalistin Julia Barnes versichert mir, dass ein "Prowler" (sofern kein Tier gemeint ist) jemand sei, der es darauf anlege, in "fremde Schalfzimmer zu schauen, um jemanden nackt zu erblicken" - ein "Spanner" also.

Termintipp:

  • No Age spielen am 26.10. in der Wiener Arena (Support: Abe Vigoda)

Der "Life Prowler" von den SubPop-Wunderkindern No Age hat dem "prowlen" jede sexuelle Konnotation genommen. Hier wird nicht das Anpirschen vertont, sondern eher der Moment des Erlegens, nachdem das Anpirschen vorbei ist. Der steht dann wohl für das ganze restliche Leben. Dieses untermalt eine steigernde Elektronik und Leadgitarren Kaskade und im Intro das alle 4 Schläge betonende 4/4 Schlagzeug von Mo Tucker auf Velvets' "Waiting for my man" (sic!)