Erstellt am: 18. 10. 2010 - 11:49 Uhr
Die schwierige Nachfolger-Platte
Könnte man auf Hitparaden-Platzierungen wetten, hätten wohl viele Menschen mit den Kings Of Leon eine Menge Kohle gemacht. Denn auch wenn es manchmal seltsam ist, warum eine Indie-Band ausgerechnet mit ihrem vierten oder neunzehnten Album im Mainstream durchstartet – bei den Königen der Löwen war es ein bisschen absehbar.
Vor zwei Jahren, mit dem Album "Only By The Night", hatten sie die große Verwandlung vollzogen, in Österreich äußert sich das meist so, dass man neben den FM4 Charts, dann auf einmal auch in den Austria´s Top 40 landet. Und zwar relativ weit oben. Zwischen Lady Gaga und Shakira.
Härtere Coldplay?
Vor allem Hits wie "Use Somebody" haben die Bibel-Brüder aus den US-Südstaaten in jene Dimension katapultiert, in der man auch richtig schön abcashen kann.
Selbstverständlich hat das auch die Neider auf den Plan gerufen, plötzlich war die bis dahin extrem integere Southern-Rockband nicht mehr ganz so uneingeschränkt cool.
Und nun gibt es also endlich die enorm schwierige Nachfolger Platte "Come Around Sundown".
Schwierig deswegen: Gehen die Kings Of Leon ihren Hitparaden Weg konsequent weiter und entwickeln sich zu einer Art "härteren Coldplay"? Oder wagt man einen erneuten musikalischen Twist, auch auf die Gefahr hin, die Fan-Massen zu verlieren?
Kings of Leon
Beim Erstkontakt mit "Come Around Sundown" kann man sich schon gut vorstellen, dass diese Platte ebenfalls einen sehr prominenten Standort in den Media-Großmärkten dieser Welt bekommt, auch die erste Single "Radioactive" schlägt sich in den Verkaufscharts bis dato sehr gut.
Am Telefon, während einer ausgedehnten US-Tour, erklärt Kings Of Leon Gitarrist Matthew Followill, dass der kommerzielle Durchbruch aber keineswegs geplant und schon gar nicht auf dem Reißbrett entworfen war.
"We didn´t try to go commercial it just happened. It seemed weird to be played in the radio with all that pop music. However, it has made life easier, I´m okay with it".
KOL
Coming Home
"Come Around Sundown" ist bereits die fünfte Studioplatte der Band und jede hat ihre Bedeutung und ihren Platz. Dass der große Durchbruch eben ausgerechnet mit dem vierten Album kam, ist für Matthew reiner Zufall. Jetzt, mit der neuen Scheibe, versucht man aber nicht wie etwa die Red Hot Chili Peppers den Erfolgsweg mit aller Macht auszuwalzen, sondern möchte alles, was die Kings ausmacht, in den neuen Songs integrieren.
"Caleb sings a lot about coming home, it almost has a sort of gospel feel sometimes. But a lot of it seems kind of like back to the roots type stuff and in the record I can hear little pieces of all our albums. I can hear the raw stuff of the first album, the fun stuff of the second, the more serious stuff from the third album and kind of the poppier stuff of the fourth album, so it´s like all our albums in one."
Ziemlich große Aufregung verursachte das das Video zu "Radioactive". In einer afroamerikanischen Gemeinde, irgendwo im südlichen Bible-Belt tanzen schwarze Kinder Gottes durch eine Ortschaft, die ein bisschen was von den Baumwollpflücker-Siedlungen der Marke "Onkel Toms Hütte" hat.
Dazwischen genießt die Band die Gospel-Vibes, das alles kommt beim ersten Sehen doch ein wenig naiv-romantisch und seltsam unkritisch daher.
Laut Matthew hat man sich dabei aber nichts Böses gedacht, man wollte keine Missionierung sondern einfach die eigene Herkunft abbilden: "First of all, the idea was to have a kid´s choir to sing along with Caleb. Once we started hanging out with them we really liked them, they were really great kids. And it is kind of THE setting how we grew up, I mean, we grew up in church and that is where we learned to play our instruments. We just thought it is kind of like a homecoming video, I was surprised by some of the reactions, I don´t think a lot of people got what we were trying to give them."
Kings of Leon
Die oberste Etage
Glaubt man an die Rock´n´Roll Theorie, die Tommy Lee einst im Rahmen der Motley Crue Biographie "The Dirt" aufgestellt hat, funktioniert das Business wie Zahnräder, eine Maschine die dich raufdrückt und irgendwo wieder ausspuckt. Momentan sind die Kings Of Leon beinahe schon auf der obersten Etage, dem obersten Zahnrad.
Dort rotieren selbstverständlich derzeit noch Gestalten wie Robbie Williams oder U2. Das Potential sich auch in der kommerziellen Königsklasse durchzusetzen hat aber auch "Come Around Sundown" in Ansätzen, wenn vielleicht auch die ganz großen Hits wie "Use Somebody" beim ersten Hören nicht zu entdecken sind.
Dennoch gibt es viel Luft nach oben, vor allem Songs wie "Pony Up" oder das große "The End" haben das Zeug die erste Single "Radioactive" verdammt in den Schatten zu stellen.
Den Ruf als eine der größten Rockbands der Gegenwart haben die Kings damit jedenfalls zementiert, vor allem unter denen, die viele Millionen Platten verkaufen und auch untertags bei den größten Radiostationen Airplay bekommen.
Und auch wenn ihre Konzerte immer größer und gewaltiger werden – ein kleines Restrisiko bleibt immer.
So wurden sie im Juli dieses Jahres bei einem Konzert in St. Louis von Tauben im wahrsten Sinne des Wortes von der Bühne geschissen.
"It was awful. You can´t really say in words you´d just had to been there. Most people thought it was one pigeon, but no, it was like thirty pigeons up there just no stop shitting all over the stage. When Jared was hit right in the face, that was it."
Das kann ihnen am 4. Dezember 2010 in der Wiener Stadthalle nicht passieren.