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Functionist

Looking for the perfect beat

15. 10. 2010 - 10:48

Danke, Bomb The Bass

1988 hat mir Tim Simenon in einem Gmundner Schulbus eine neue musikalische Welt eröffnet, am 29.10 spielt er beim FM4 Unlimited Club im Wiener Rathaus.

1988. Gmunden, Oberösterreich. 7 Uhr Früh. Kotzübel ist mir und trotzdem schleppe ich mich und meine große, eckige Schultasche in den Schulbus. Es läuft wie immer das Radio. Aber an diesem Morgen klingt das, was aus den Lautsprechern kommt, extremer. Es piepst wie ein Wecker, die Beats sind druckvoller als sonst, ich verstehe Wortfetzen wie "Get down to the funky beat oder "Beat, beat, beat this". Es muss entweder Udo Huber oder Brigitte Xander gewesen sein, einer der Ö3 Wecker Moderatoren jedenfalls, die mir von Bomb The Bass, dem Neueinsteiger in die österreichischen Charts erzählt haben.

das plattencover, mit einem großen smiley

Bombt the bass

Nach der Schule bin ich sofort los ins Musikhaus Klaus, habe 109 Schilling für die Maxisingle von "Beat Dis", mit dem großen Smiley drauf hingeblättert - und war glücklich.

Bands wie Bomb The Bass und S-Express ("Theme from S-Express") oder M.A.R.R.S. ("Pump Up the Volume") haben, zusammen mit einer Welle an Hip Hop-Releases, die ab 1987 auch in Österreich verfügbar waren, nicht nur meinen Musikgeschmack in eindeutige Bahnen gelenkt. Den NME kannte ich damals nicht, es hat ihn in Gmunden auch nicht gegeben, aber am Cover war Tim Simenon, er hat mit den Worten "Hail the DJ" die üblichen Indiebands vom Cover verdrängt.

Flyer für den FM4 Unlimited Club im Wiener Rathaus

Radio FM4

FM4 Unlimited Club im Wiener Rathaus
29.10.2010
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Richtig umgehaut hat mich das erste Bomb The Bass Album, "Into the Dragon". Nach ein paar Platten (Hip Hop?) made in USA von Public Enemy, Run DMC und der Breakdancewelle in den Jahren davor war "Into the Dragon" eine starke Message aus England, mit einer eigenen europäische Samplesprache, die kleinteilige Einblicke in die UK Underground Dance Szene geboten hat. Für mich waren das damals mehr als nur Beats, es war ein Hörspiel.

Seit den frühen 90ern gab es stetige Lebenszeichen von Tim Simenon, mit Produktionen für Depeche Mode, Björk oder David Bowie, mit seinem Projekt Bomb The Bass selbst hat er bis heute acht Alben veröffentlicht. Die letzten Beiden in den vergangengen zwei Jahren auf !K7 - Future Chaos (2009) und Back to Light (2010). Für Back to Light ist Simenon mit Gui Boratto in Sao Paolo ins Studio gegangen und hat in Rekordzeit das Album, ein melodisches Techno-Kaleidoskop produziert.

"Danke, Bomb The Bass" werde ich zu Tim Simenon am 29. Oktober sagen. 23 Jahre nachdem wir uns kennengelernt haben, damals im Schulbus.