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29. 9. 2010 - 13:33

Equal Pay Day 2010

Der Equal Pay Day zeigt die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern auf. Die Frauenministerin Heinisch-Hosek dazu heute im FM4 Connected-Interview.

Der Equal Pay Day markiert jenen Tag im Jahr, ab dem Frauen im Vergleich zu Männern bis Jahresende „gratis“ arbeiten. Heuer fällt er auf den 29. September, bis Jahresende sind es noch 94 Tage.

Fakt ist: Mit einem durchschnittlichen Verdienstabstand von 27 Prozent liegen die Erwerbseinkommen der Frauen deutlich hinter denen ihrer männlichen Kollegen. Der Equal Pay Day verfolgt das Ziel, den konstruktiven Dialog rund um das Thema Lohngleichheit zu fördern. Denn Einkommensunterschiede wirken sich indirekt auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes aus. Weniger Einkommen fährt zu weniger Investitions-Spielraum und Konsum und zu einer verminderten Rücklagenbildung und Vorsorge.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek im Interview

Was unternimmt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek gegen die Lohnungleichheit? Was wurde aus ihrem vor zwei Jahren angekündigten nationalen Aktionsplan? Was kann ihr neues geplantes Gesetz zur Einkommenstransparenz ohne Sanktionen? Warum braucht es mehr Transparenz insbesondere in Österreich?

Frauenministerin Heinisch-Hosek

APA (Herbert Neubauer)

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek

Dazu steht die Frauenministerin Claus Pirschner Rede und Antwort im Interview in FM4 Connected. Erste Frage: Verdienen Minister und Ministerinnen gleich viel in der Regierung?

Heinisch-Hosek: Absolut gleich viel. Wir verdienen etwa um 16.000 Euro brutto. Wir liefern auch viel ab, nicht nur an den Finanzminister, sondern auch an die Partei, das ist auch richtig so. Im Schnitt bin ich aber viel viel besser dran als viele Österreicherinnen.

Claus Pirschner: Im Oktober soll das von Ihnen initiierte Gesetz zur Einkommenstransparenz beschlossen werden. Betriebe über 1000 Mitarbeiter müssen dann anonymisiert offen legen, wieviel Männer und Frauen verdienen. Sanktionen gibts keine, muss man da nicht befürchten, dass es nicht umgesetzt wird?

HH: Zum ersten Mal gibt es ein Gesetz, das ist ein schon mal ein ganz wichtiger Schritt. Jedes Jahr müssen Einkommensberichte gelegt werden. Die Betriebe werden auch kleiner, d.h. in vier Jahren haben wir fast die Hälfte aller ArbeiternehmerInnen damit erreicht. Und damit wird Klarheit herrschen, dass Männer- und Frauengehälter doch sehr unterschiedlich sind für die gleiche Arbeit. Aber Sanktionen für Betriebe, auch wenn es die jetzt noch nicht gibt, werde ich mir vorbehalten und jene Betriebe auflisten und fragen, warum das so ist.

CP: Es ist ja ein besonderes österreichisches Problem, dass viele Frauen oft nicht wissen, wieviel ihre männlichen Kollegen verdienen. Genau darauf zielt das Gesetz ab, oder?

HH: Oft sitzen Mann und Frau in einer Abteilung und nach Jahren kommt sie drauf, dass er um 300-400 Euro mehr verdient hat, dh. in Österreich spricht man nicht darüber. Im Gesetz haben wir, dass es anonymisiert ist. In Österreich ist es wichtig, dass es nicht einzeln offen gelegt wird, aber trotzdem wir einen Überblick bekommen, was die Frauen in etwa verdienen könnten für die gleiche Arbeit und dass sie etwas tun können dagegen, wenn sie diskriminiert werden.

CP: Ein fragwürdiges Detail des Gesetzes ist: Spricht ein eine Mitarbeiterin öffentlich über den Einkommensbericht der Firma, drohen ihr Strafen bis zu 2000,- Euro. Also konkrete Strafen für jene, die ihrer Unzufriedenheit über das mickrige Gehalt Luft machen?

HH: Wir sind mit den Verhandlungen fast am Ende. Ich hätte das selbstverständlich gerne draußen. Denn die Verschwiegenheitsklausel, also Unsinn über das eigene Unternehmen erzählen, ist ohnehin ein Kündigungsgrund. Warum also doppelt bestrafen?

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