Erstellt am: 1. 10. 2010 - 15:10 Uhr
Cardiochaos
CARDIOCHAOS
Menschen, die im Laufe ihres Lebens einmal verloren waren. Die an sich stark gezweifelt haben. Menschen, die ein Handicap haben, die mit Unfällen oder Krankheiten zu kämpfen hatten, die "ein Binkerl zum Tragen haben". Das sind Menschen, die meistens auch die besten Geschichten zu erzählen haben.
Manchmal ist das ein kleiner Herzfehler und ein durchtrennter Nerv in der rechten Hand, weil man sich als Kind beim Spielen versehentlich geschnitten hat und somit niemals ein Profi-Gitarrist werden wird. So wie bei Cardiochaos.
Peter Cardiochaos
I am my worst enemy
Hinter Cardiochaos steckt kein großer Tross an Menschen, sondern nur ein einziger Musiker namens Peter Brunner. Den jungen Musiker "quält" ein obsessiver Schaffensdrang. Daran sind die "Extrasystolen" schuld, die er in seiner Brust spürt. Zusätzliche Herzschläge, die zwischen einem normalen Herzschlag klopfen. Auch Herzstolpern genannt. Angeblich ein harmloser Defekt, der aber einen Nebeneffekt hat: Sein Herz lässt den jungen Musiker nie zur Ruhe kommen und er fühlt sich immer ein wenig so, als hätte er gerade vier doppelte Espresso runter gekippt.
"Manchmal will ich mich zufrieden zurücklehnen um mich mal auszuruhen. Doch dann spüre ich immer wieder diese Extraschläge, die mich dann wieder antreiben etwas zu tun."
Diese Rastlosigkeit hat Peter dazu bewegt, sich neben seinem Studium an der Wiener Filmakademie bei Michael Haneke noch eine musikalische Nebenbeschäftigung zu suchen. Einerseits in einer Band namens
Figure in Frame. Aber da das immer noch nicht genug Beschäftigung ist, eben auch im Alleingang mit seinem Soloprojekt Cardiochaos.
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Peter Brunner produziert die elektronischen Beats, er singt, er spielt Gitarre und lässt allerhand Geräusche und Melodien in seine Stücke einfließen: Ein Potpourri an Kinderspieluhren, Aufziehplüschtieren die Musik machen, Kinderklavieren und sogar einem Theremin, dem wahrscheinlich interessantesten Instrument der Welt.
Außerdem finden sich Geräusche wie Silvesterkracher, sogenannte "Piraten", die einfach "mal so" im Kellerstudio in die Luft gejagt und Sternspritzer, die abgefackelt und aufgenommen werden, knarzender Elektroniklärm und collagenhaft darüber montierte Gesangsbilder. Und dann schlägt da immer dieser Beat im Hintergrund, der jedes der Stücke antreibt, sie zusammenhält und nicht von ungefähr an ein im ganz eigenen Takt schlagendes Herz erinnert.
Das alles findet seinen Platz in den melancholischen bis hymnischen Popsongs von Cardiochaos, die in vielen Momenten an andere ganz große KomponistInnen denken lassen: Jónsi, Björk und die im Badezimmer werkelnden CocoRosie-Schwestern etwa.