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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

22. 9. 2010 - 23:00

Die Verführung der Diskursverweigerer

Die Schrift-Version meines Beitrags zur Abschluss-Diskussion der 26. Sommergespräche der Waldviertel-Akademie in Weitra zum Thema "Hurra, wir haben noch Zukunft?! Jugend auf der Suche nach gelingendem Leben".

Das ist die verschriftlichte Version meines verbalen und ganz ohne Powerpoint auskommenden 15-Minüters im Abschluss-Panel der 26. internat. Sommergespräche der Waldviertel-Akademie in Weitra von Anfang September. Die Kurz-Version für Dummies findet sich ein wenig weitere südlich hier in der Seitenspalte, scrollen!

Ich zitiere in diesem Text einige Diskussions-Beiträge, Vorträge und Referate, die ebendort stattgefunden haben.

Das von Referenten wie Bernhard Heinzlmaier, Martina Leibovici-Mühlberger, Manfred Zentner, Erich Brunmayr, Herbert Buchinger, Gudrun Biffl, Sigrid Maurer, Christoph Bardelt und vielen anderen beackerte Generalthema "Hurra, wir haben noch Zukunft?! Jugend auf der Suche nach gelingendem Leben." sollte in der Abschluss-Diskussion mit The Gap-Herausgeber Thomas Weber, dem Autor Martin Leidenfrost und mir einer Analyse samt Ausblick unterzogen werden.

Präambel.

1) Ich werde das an sich Geplante und in der Abstract-Sammlung Enthaltene umstoßen - es gilt auf viel des hier im Verlauf der letzten Tage Gesagten einzugehen.
2) Im ersten Teil möchte ich auf ein spezielles Kommunikations-Problem, eine Falle, in der "Wir" (und dieses Wir im Symposions-Titel meint ja die Erwachsenen, die Nicht-Jugendlichen) gerne tappen, eingehen.
3) Im zweiten Teil möchte ich einen Lösungsansatz, einen Vorschlag präsentieren. Das ist ein Risiko, nahe an der Lächerlichkeit, ich weiß.

Das Leitmotiv...

... der bisherigen Tage könnte man als "Songs of Doom" zusammenfassen. Heinzlmaier hat am Donnerstag ein düsteres Bild gezeichnet (nachträgliche Anmerkung: seine wesentlichen Thesen hat der Jugendforscher hier in einem OÖN-Interview kurz und knackig zusammengefasst), Zentner und Brunmayr haben dieses Bild (auch aus soziologischer und demografischer Sicht) am Freitag verfestigt, Biffl hat heute den Arbeits-Markt draufgepackt. Trotz einzelner interessanter lokaler Initiativen wie etwa dem Lichtblick, der Plattform Epos4 gibt es, das haben die letzten Tage deutlich gemacht, keinen Ansatz die im jüngeren Segment so deutlich sichtbare gesellschaftliche Entfremdung zwischen den besser Ausgebildeten und den Kulturfernen im Bourdieu'schen Sinn, zu überwinden. Im Gegenteil: es entwickeln sich immer deutlichere Klassen-Grenzen.

Die Ratschläge der Experten sind, grob gesagt: "das bisherige besser" bzw "more of the same" - die Verteidigung dessen, was bislang geschehen ist, steht im Vordergrund, keine grundlegende Änderung der Ansätze.

Das heißt: die Praxis von der wir hier reden, das ist der Dialog mit den Ansprechbaren, mit den Bildungs-Affinen, den Bildungsbeflissenen. Die andere Gruppe, die der Bildungsfernen, der Unterschicht, die Abgehängten und Chancenlosen, die denken wir gar nicht mehr mit. Alle angesprochenen Partizipations-Modelle sind ohnehin nur jenen zugänglich, die diese Tools und die entsprechenden sozialen Codes beherrschen.

Selbst zu dieser Gruppe, die längst nicht die Gesamtheit der Jungen darstellt, verlieren sich aber die herkömmlichen Kommunikations-Kanäle zusehends.

Kulturelle Meinungsführerschaft der Jungen?

Und hier ist sie wieder, die allseits beliebte Kurzversion für Dummies und alle, die voll ur keine Zeit haben und nur noch mediale Kleinst-Happen verdauen können.

Jungsein heute - echt Scheiße. Entweder sowieso bildungsfern und chancenlos, aber selbst wenn irgendwie drin, dann gefangen im Medien- und Kultur-System der Älteren. Selbst die Audimaxisten haben erst an ihren Erfolg geglaubt, als sie in der Krone waren. Die Älteren, die öde Generation Papa, versitzen alle lässigen Jobs, rücken nichts raus und verlangen alles: bravsein, strebern und rebellieren gleichzeitig. Und alles praktikumsunbezahlt.

Außerdem: die Nachrücker, die Volldigitalen, die werden besser als die jetzt Jungen sein und sie aus dem Stand überholen.

Deshalb: alle ergeben, teilnahmslos und angepasst. Keine Macht und keine Chancen, jetzt nicht und später auch schwer.

Deshalb: Diskurs-Verweigerung. Wozu reden und nachdenken, wenn's eh nichts bringt. Deshalb lieber am Markt der Weltdeutung auf die Populisten reinkippen, die emotionale Wärme und Sicherheit vor dem Fremde geben und die keine Forderungen an die Jungen stellen, yeah!

Einziges Gegen-Modell zur ganzen Scheiße: Verführung durch progressiven Populismus. Emotion und Sicherheit ohne billige Abkoche. Wird schwer, weil das nur mit Haltung, authentisch und auf Augenhöhe klappt.
Aber: no one ever said it was gonna be easy!

Song zum Thema:
I Want You von den Inspiral Carpets featuring Mark E. Smith.

Heinzlmaier sagt in seinem Vortrag, dass die Jungen nichts haben, außer der kulturellen Meinungsführerschaft.
Ich denke, dass das ein Irrtum ist. Auch diese Themenführerschaft, auch diese verbliebene Definitionsmacht hat in Wahrheit die aktuell aktive Generation der 35 bis 50jährigen.
Die Jungen, von mir aus die bis 35jährigen, können machen, entwickeln und sich ausdenken, was sie wollen - WIR, die Älteren, ordnen es ein und zu. Erst wenn WIR das approbiert haben, erreicht es eine Öffentlichkeit - weil wir diese Gates blockieren, weil wir an den entsprechenden Hebeln sitzen.

Praktisches, drastisches Beispiel: der mediale Erfolg der Audimaxisten.

Die waren mit ihrer Agenda sehr schnell in allen neuen Medien und haben alle Unterstützer erreicht und informiert. Sie selber waren von ihrem Erfolg aber erst in dem Moment überzeugt, in dem sie in den Mainstream-Medien waren und dort positiv behandelt wurden.
Es ist absurd, aber: selbst der beste Press-Room, den Österreich je hatte, selbst die Audimax-Besetzer-Zentrale glaubte erst an sich als "Unsere" Medien sie akzeptiert hatten.

Ich kann mir keine schrecklichere Demuts-Geste vorstellen.

Alles verlangen und nix hergeben

Biffl hat heute gesagt nicht der von den Medien gern hochgekochte Konflikt zwischen Jung und Alt wäre relevant, sondern die Konkurrenz der aktuell Mächtigen mit den Jungen. Ich halte das für einen wesentlichen, unterbeachteten Punkt. Die 35 - 50jährigen, die sich selber als noch fast-Jugendliche sehen, verstellen den Nachrückern den Weg, nicht die Pensionisten.

Diese aktuell Mächtigen fahren eine Strategie, die an (womöglich unabsichtlicher) Bösartigkeit nicht zu überbieten ist.
Ihr Credo lautet: Alles verlangen und nix hergeben.

Verlangt wird: eine höchst strebsame und gut ausgebildete Jugend, die (aufgrund der neuen tollen technischen Möglichkeiten, mithilfe der Globalisierung, die ja weltweite Chancen zulässt) gefälligst besser sein soll als alles, was bislang da war.
Verlangt wird aber auch das, was man aus der eigenen Biografie verklärt: ein rebellischer Gestus, eine gefinkelte Radikalität, Widerständigkeit.

Ein Siegertitel des Protestsong-Contest hat diesen Widerspruch schon auf den Punkt gebracht: "Lehn dich auf, so wie wir damals!". So satt und paternalistisch wie das klingt, ist es auch gemeint.

Hergegeben wird: nichts.
Alles ist zugestellt, die Wege sind mit unbezahlten Praktikas verbarrikadiert, die gläsernen Decken sind so früh eingezogen, dass Resignation oder die Flucht in ein Unternehmertum, das an die chinesischen Wanderarbeiter die einzigen Möglichkeiten bleiben.

Die zerquetschte Überangs-Generation

Dazu kommt ein dritter, noch viel wenig offen aus/angesprochener Grund, für die so oft angesprochene und so heftig kritisierte Sprach- und Wehrlosigkeit der aktuell 18-30jährigen. Diese heute Jungen spüren instinktiv, dass sie eine Übergangs-Generation sind, die nichts zu melden haben werden. Früher sprach man von (durch Kriege verursachten) verlorenene Generationen - die aktuelle lost/fucked generation ist ein Opfer der gerade passierenden Umstellung der analogen Welt auf den Voll-Digital-Modus.
Die heute bereits existierenden Digital Natives, die die alte analoge Welt ja noch in einem gehörigen Mass mitbekommen haben, werden von den Nachrückern überrollt werden.

Die gestern hier angesprochene Hoffnung, dass sich die Jetzt Jungen künftig als Dolmetscher zwischen den Alten (Analogen) und den Jungen (Voll-Digitalen) hervortun könnten, wird meiner Meinung nach deshalb nicht zum Tragen kommen, weil die dann Nachrückenden keinen seriösen Dialog mit den/m Alten führen wollen oder müssen.

Die Übergangs-Generation wird also zerquetscht werden: die noch viel besser ausgebildeten Nachrücker nehmen ihnen die Zukunft, wir, die aktuellen Versitzer, nehmen ihnen die Gegenwart.
So etwas wie eine digitale Normalisierung, die wieder klassische Verhältnisse der Ablösung des Wissens schaffen wird, steht noch einige Jahrzehnte aus.

Nichts mehr zu entdecken und erreichen

Kurz noch ein paar Worte zu den von mir zitierten Referenten und ihren Diskussionsbeiträgen:

Bernhard Heinzlmaier ist Vorsitzender des Instituts für Jugendkulturforschung, berichtete in seinem Einleitungs-Vortrag von der Front der Fakten und der Feldforschung.
Eine verknappte Zusammenfassung ist hier in einem OÖN-Interview nachzulesen. Heinzlmaier spricht weiters von einer Indiviualisierung der Diskurse und stellt fest, dass die Jungen die "Kunst des Ankommens" nicht mehr beherrschen - weil sie dafür kein Instrumentarium mehr erhalten. Heinzlmaier spricht weiters von einer Ökonomisierung des Sozialen, also dem Einbruch des Kapitalismus in alle Bereiche (wettkäpfen statt helfen), die so etwas wie eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit möglich machen.

Manfred Zentner, Österreichs Vertreter beim European Youth Research Network, spricht vom Verlust von Leitkulturen und der fehlenden Chance auf Ausbruch. Früher waren den Jungen die Wege vorgezeichnet - also war auch Ausbruch aus diesen Bahnen leicht; heute würde ständiger Entscheidungsdruck gut zu performen dies verhindern.

Erich Brunmayr, Sozialforscher, beklagt den Rückzug in die Unterhaltungswelten und hielt ein Plädoyer für kommunale Angebote, die als einzige in die demokratische Praxis einführen könnten.

Gudrun Biffl, Sozialforscherin, brachte die Zahlen ein: die 15-19jährigen machen nur 5% der Österreicher aus, die "Arbeitsmarkt-Flexibilisierung" trifft sie überproportional. Der aktuell größten bildungstechnische Rückfall trifft Mädchen mit türkischem Background. Overall ist die zweite Generation der Migranten besser gebildet - bemerkenswert, weil diese Zahlen in Deutschland teilweise anders aussehen.

Aus all diesen Gründen haben die aktuell Jungen aufgegeben.
Resultat: Teilnahmslosigkeit, Ergebenheit und - im Optimalfall - totale Angepasstheit.

Die letzte analoge Generation (aufgrund der Demoskopie auch noch zahlenmäßig stärker als die gerade sehr wenigen Jungen) denkt nicht daran ihre lässigen Jobs in den Entscheider-Positionen in Real-Wirtschaft oder den Tempeln der kulturellen Themenfüherschaft frühere freizugeben als sie das will.

Was bleibt ist:
... das Gefühl nichts neues mehr entdecken zu können und zu dürfen (wie der Hase, der überall einen "Kennichschonlange!"-Igel vorfindet).
... die Machtlosigkeit, was Deutungs-Hoheit betrifft. Selbst die Neuerungen im digitalen Bereich werden noch von den Älteren definiert.

Weil WIR, die definitionsmächtige Generation, instinktiv spüren, dass wir die letzten unserer Art sind, töten wir alles ab, was mit Platzmachen/Hofübergabe etc zu tun hat und sitzen unsere Zeit ab.

Es ist kein Zufall, dass bei dieser Veranstaltung die Servierkräfte des Empfangs am Donnerstag die Panel-Teilnehmer aus der jugendlichen Praxis am Freitag sind. Genau diese Arbeitsteilung ist unser Ideal.

Für diesen Problem-Komplex sehe ich keine Lösung.

Auch weil sich die Übergangs-Generation bereits arrangiert hat, aus rein ökonomischen Gründen, aus purer Existenzangst.
Und auch weil wir, die Definitionsmächtigen unter Ausnutzung sämtlicher postmoderner Tricks alles, was mit Jugend und Jugendkultur verbunden ist, vereinnahmt haben und uns auf die Fahnen schreiben.

Es gibt keine Lösung, weil es zu spät für eine umfassende Bewußtseinswerdung ist.
Dazu ist die Pose des Selbstmitleids zu stark - und auch zu schön. Das Gefühl eine viel zu brave und angepaßte Jugend im ewigen Schwitzkasten, in der Dauer-Zwickmühle zu haben, sie wegen ihres geringen Rebellions-Potentials anpöbeln zu können und im gleichen Atemzug Bravheit einzufordern, wird niemand aufgeben wollen.

Die Überwindung der Diskurslosigkeit

Ich möchte aber nicht ohne einen möglichen und vielleicht sogar positiven Ansatz enden.

Mein Credo seit ewigen Zeiten (auch schon vor meinem journalistischen Engagement) lautete: Überzeugung durch Diskurs, Interessantmachung durch das Erzählen von aussagekräftigen Geschichten.

Das funktioniert zunehmend schlechter; das merkt jeder, der mit jüngeren Menschen kommuniziert.
Heinzlmaier fasst das so zusammen: er spricht von zunehmender Diskurs-Verweigerung. Und zwar in allen Bereichen. Verweigerung heißt: die Alten redenlassen, gar nicht mehr mitdiskutieren, sich braushalten.
Und das, was bei den bildungsfernen Schichten eh schon seit Jahren festzustellen ist, hält jetzt bei allen Einzug.
Diese Diskurs-Verweigerung ist jetzt nicht mehr nur bei den Kulturfernen da, sie hat auch die Bildungsaffinen, die Neugierigen, die jungen Forscher, Entdecker und Hyperg'scheiten erreicht.

Der Grund in einem Wort: Machtlosigkeit. Es gibt keine reele Chance auf baldige Veränderung. In keinem Bereich. Politisch schon gar nicht, kulturell kaum. Eine weiter werdende Welt engt alles noch zusätzlich ein.

Der Aufruf zum Diskurs ist nichts anderes als ein weiteres Kapitel des "Ausgenützt werden"; wieder einmal ist man ein prekär Beschäftigter im zweifachen Sinn; wieder wird verlangt und verlangt (nämlich Einsatz und Nachdenken und Formulieren) und nichts mehr gegeben, nicht einmal kulturellen Kapital, gesellschaftlicher Distinktions-Gewinn ist unerreichbar.

Nur noch wenige wollen überzeugt werden.

Der Markt der Weltdeutung

Und es gibt eine zunehmende Übereinkunft der Diskurs-Verweigerer, eine große Koalition zwischen Jungen und denen, die die Diskurslosigkeit ausnützen um ihre Politik der Gefühligkeit reinzusetzen, den Populisten also.

Sie setzen auf einen "Markt der Weltdeutung" wie das gestern Brunmayr genannt hat; oberflächliche Themen setzen, die Lösungen gleich mitliefern, in einfachen Botschaften verpacken, die drüber diskutieren irgendwie deppert aussehen lassen.

Die Rechtspopulisten sind die einzigen, die die Jungen nicht fordern, sondern nur streicheln.

Wie das in der Praxis geht?
Durch Verführung statt Überzeugung. Und zwar auf zwei Ebenen.
Zunächst via Emotion.
Hallo, ich bin wegen dir hier, genau, wegen dir. Schau mir in die blauen Augen. Ich mag dich; ich schätze dich, ich trau dir was zu. Ich nehme dich ernst, du hast meine Wertschätzung; und die hat nicht jeder, das weißt du. Du wählst mich jetzt, das weiß ich auch.

Natürlich ist diese Inszenierung der Zuneigung eine blanke riesenhafte Lüge, ein reines Märchen.
Aber, und das ist nachvollziehbar, besser ein Sich-Wärmen an einer Lüge als ein Umgehen-Müssen mit dem Gar Nichts. Als die Kälte, die einem sonstwo entgegenschlägt.

Die zweite Ebene ist die der Sicherheit.
Weißt eh, ich pass auf. Auf dich sowieso, du hast ja meine Aufmerksamkeit und meine Wertschätzung, das weißt du. Ich pass auch auf die anderen auf, die so sind wie wir. Und unser gemeinsames Ding. Und unser Land. Ich verteidig es gegen die, die was wollen, die die dir unangenehm sind, die Sündenböcke deiner Wahl, die Moslems, die Gstudierten, die Kosovaren, die Roten, die anderen halt.

Dieses Implementieren eines Bedrohungs-Szenarios, das im selben Atemzug Schutz anbietet, hat was von der Vorgangsweise derer, die Schutzgeld nehmen.

Die neue Praxis der Verführung

Das ist die aktuelle österreichische Praxis der Verführung.

Dabei ist die Verführung an sich nichts Böses.
Den alten Griechen gilt sie als Erziehungs-Ideal und Methode.

Anstelle des alten Modells (Überzeugung durch Diskurs, mit Storytelling unter Mithilfe eines wahrhaftigen Narrativs) muss ein neues, gar nicht so weit Entferntes treten: Verführung durch Storytelling.

Dass dabei der Diskurs implizit mitgeliefert wird/werden kann, ist kein Problem.
Natürlich ist das ein Lockangebot, eine Honigfalle.
Aber: ist das böse?
Verführen wir nicht alle täglich Menschen? Versuchen sie dazu zu bringen das zu tun, was wir wollen?

Funktionieren tut das natürlich nur "auf Augenhöhe", auch so einer dauerverwendeten Phrase dieser Verabstaltung.
Und da, bei der Augenhöhe, haben wir die Defizite. Dort wird der Knackpunkt sein.

Verführung und Lockung ist natürlich schwerer, wenn die dahinterstehenden Angebote tatsächlich halten müssen, und nicht nur - wie die der Populisten - auf ein paar Emo-Knöpfe drücken muss.
Dafür braucht es Haltung, dafür braucht es Werte, dafür braucht es eine persönliche Authentizität.

Die/das gibt es im aktuellen politische-gesellschaftlichen Angebot aber nicht. Daran knabbern die Parteien, die Interessensgemeinschaften, alle.

Letztlich mündet dieser Vorschlag in einen progressiven Populismus.
Das heißt: mit den Mitteln der Populisten Themen setzen, Interessantheit säen, anregen statt frontal beglücken.

Dieser Text ist die Ausgangs-Basis der heutigen Bonustrack-Sendung, der FM4-Mitternachtseinlage am Mittwoch. Diskussion dazu ist erwünscht.

Nachdem das praktisch jeder, der sich jetzt hier im Raum befindet leisten kann - weil das im Privaten sicher bereits mehrmals passiert ist, die Verführung mit Anspruch, mit durchaus populistischen Mitteln - ist es auch möglich.

Die Schwierigkeit wird sein diese Modell ins Große zu übertragen, in den gesellschaftlichen Mainstream zu bringen.
Ich halte eine solche Vorgangsweise für das Einzige, was der Einzelne leisten kann - demzufolge für unverzichtbar.

Dazu wünsche ich jetzt schon allen gutes Gelingen.