Erstellt am: 16. 9. 2010 - 12:27 Uhr
Oh! Iron Ladies
Oh! - Irritationen im Alltag
- Alle Folgen unter fm4.orf.at/oh
Auch Politiker machen einen auf Retro-Chic, wer hätte das gedacht. Bei der Mode, bei den Modelfrauen, und auch bei den Feinden, die man aus der Schublade holt, um sich selbst ein bisschen mehr Profil zu verpassen. Maria Fekter beispielsweise. Die "Iron Lady" von Österreich ziert nicht nur derselbe Spitzname wie Margaret Thatcher, sondern sie hat sich jetzt, 20 Jahre später, auch die gleiche gefährliche Jugendkultur herbeigeredet: Die Raveparties seien zurück, sagt sie.
"The Second Summer of Love is a name given to the period in 1988-89 in Britain, during the rise of acid house music and the euphoric explosion of unlicensed MDMA ("Ecstasy")-fuelled rave parties. The term generally refers to the summers of both 1988 and 1989 when electronic dance music and the prevalence of the drug MDMA fuelled an explosion in youth culture culminating in mass free parties and the era of the rave." (Wikipedia)
elisabeth gollackner, fm4
"Sie finden in abgelegenen Waldstücken, Steinbrüchen oder Lagerhallen statt", erklärt eine Stimme aus dem Off. "Illegale Raveparties sind dabei häufig Ort exzessiven Drogenkonsums." Eins meiner Lieblings-Archivbilder wird gezeigt: Koks, das per zusammengerolltem Geldschein von einem Spiegel geschnupft wird. Menschen mit eigenartigen Frisuren und Sonnenbrillen tanzen im Strobo-Licht, und der Fernsehbeitrag klärt uns in abgeschmackter 90s-Ästhetik darüber auf, wie unglaublich sexy man sich eine große rot-weiße Pille in den Mund stecken kann.
"Das, was so schädlich daran ist, ist der Mischkonsum," sagt Maria Fekter im Interview. "Da wird nicht nur Marihuana geraucht oder eine Tablette geschluckt, sondern da gibt es meistens alle Drogen."
Aha.
Wir fassen also zusammen. Erstens: Maria Fekter schläft nicht. Jetzt, wo die Feinde von außen durch "Mitwirkungspflicht" versorgt sind, wird der Feind im Inneren bekämpft.
Und zweitens: Dieser Beitrag richtet sich an ängstliche Erziehungsberechtigte mit Scheuklappenreflex. Denn dass sich Drogenkonsum durch sämtliche Schichten und Alter in Österreich zieht, weiß ein Großteil der Menschen bereits (vor allem die jungen). Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Aber so zu tun, als gäbe es "alle Drogen" nur in Lagerhallen oder abgelegenen Waldstücken, ist nichts anderes als die doch recht praktische Dämonisierung von Subkultur und dient der Aufrechterhaltung eines "sauberen Inneren".
Maria Fekters "Summer of Love" hat also gerade erst begonnen. Wir dürfen gespannt sein, ob er die anziehende Kaltfront übersteht.