Erstellt am: 12. 9. 2010 - 15:51 Uhr
Song Zum Sonntag: Lloyd Cole
Es ist ja nicht so dass ich zuviel Würde übrig hätte. Besonders hat mich auch nicht überrascht, als sie dann am Ende weggegangen ist. Aber dieses Lied haben wir nur so oft schon gesungen, so oft ist sie gegangen, dass man wie ein Kratzer in einer Schallplatte klingt
Torch Song-Definition
Eine kleine Torch Song Liste aus der Vergangenheit
myspace.com/lloydcolemusician
Der Torch Song. Ein gutes Genre für Pubertierende, die ihren Schmerz über die Kurzlebigkeit einer kurzlebigen Beziehung in einem wilden Fanal hinausschreien, am besten in einer in der jeweiligen Erscheinungszeit gerade besonders "wilden" Musik (Blues, Rock'n'Roll, Punk). Von diesen Menschen wurde er erfunden - Bessie Smith, Elvis Presley, Buzzcocks.
Das "Verlassenwerd"-Genre lässt aber auch die andere Sicht auf die verflossene Beziehung zu: Die des abgeklärten, graumelierten Mannes, der schon alles erlebt hat und den neue Schicksalsschläge nicht mehr aus der Bahn werfen können - oder auch seines weiblichen Pendants, der bitter lächelnden, rauchenden Lebedame à la Hildegard Knef (und die Queere Version, Marc Almond, laut Mojo Magazine der "greatest Torch Singer Out There" mit all der gebotenen Emphase).
Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.
Looyd Cole
Lloyd Cole ist dieser graumelierte Zyniker, dieser eben nicht explizite Torch Singer, dessen Leid Gegenstand einer romantisch-melancholischen Nummer wäre, sondern der sich lebensklug und fast abgebrüht darüber beklagt, dass das gute alte "Boy meets Girl"-Spiel lähmend ewig mit dem "My Baby left me"-Spiel verwoben ist. Das muss schon mal gesagt werden, am besten von einem graumelierten Zyniker von Altmeister und am besten in einer romantisch-melancholischen Nummer, in der das Banjo einen Country Waltz imitiert und die Pedal Steel den Geigenhimmel ersetzt.