Erstellt am: 9. 9. 2010 - 16:20 Uhr
FM4 Draußen Sommerpanorama: Noch einmal aus Tirol
Michael Fiedler Radio Fm4
Angela Eiter
Geburtsdatum: 27.01.1987
Momentaner Homespot: Kletterturm Imst
Beruf: Kletterin
angela-eiter.com
An sich ist Schönwetter angesagt und Angela Eiter plant, mich zum Götterwandl mitzunehmen oder zur Muttekopfhütte zu gehen und danach von dort mit dem Alpenrollercoaster ins Tal zu düsen. Aber schon auf dem Weg nach Imst nieselt es und dann sagt Radio Tirol, dass es Gewitter geben könnte. Bei Eiseskälte ist Fels am griffigsten und selbst bei glühender Hitze kann man klettern gehen, aber wenn es nass ist, geht gar nichts. Also werfen wir die Pläne über den Haufen und machen das einzig richtige: Wir gehen zur momentan wichtigsten Kunstwand Europas. Und sind dabei sogar unter den Ersten überhaupt, die dort einsteigen können. Denn der Kletterturm in Imst befindet sich bei unserem Besuch noch im Bau, da muss gebaggert und betoniert werden und es sind noch nicht besonders viele Routen eingeschraubt. Aber die wenigen sind verdammt eindrucksvoll.
Michael Fiedler Radio FM4
Das Teil ist zwanzig Meter hoch und erinnert an die Grande Arche. Eine Allwetterwand, die wie der sie umgebenden Berglandschaft zum Hohn stolz am Ortsrand von Imst steht. Imposant ist vor allem die Tiefe: Eine Strecke von acht Metern, die man an Händen und Füßen von der Decke hängend überwinden muss, unter sich lange nichts und dann Asphalt. Das ist selbst mit guten Griffen eine Herausforderung.
Angela Eiter wärmt sich mit ein paar Routen auf, die weit außerhalb jenes Schwierigkeitsgrades liegen, den ich in den nächsten Jahren vielleicht einmal werde klettern können, meint danach aber wenigstens: "Jetzt bin ich aber ganz schön lange unterwegs gewesen." Denn am Imster Kletterturm sind sehr lange Routen möglich, wie sie sonst nur bei wenigen Wettbewerben üblich sind. "In Arco beim Rock Master ist die Wand schon auch hoch. Das ist auch eine ewige Kletterei", sagt Angela.
Den Rock Master, mit der wichtigste Kletterbewerb überhaupt, hat sie bisher fünf Mal gewonnen. Das ist sonst nur der lebenden Legende Lynn Hill und dem Spanier Ramón Julián Puigblanque gelungen. Die Ausdauerkletterei liegt ihr also, was ein gutes Zeichen für die anstehende Europameisterschaft ist, die von 15. bis 18. September in Imst und Innsbruck stattfindet. Die EM ist der Höhepunkt der heurigen Saison: "Im Grunde haben mein Trainer und ich das Training ganz auf die Europameisterschaft ausgerichtet. Alle anderen Wettbewerbe sind eigentlich Testläufe." Wenn das so ist, läuft es bisher ganz gut: Angela Eiter liegt momentan an zweiter Stelle in der Weltcup-Gesamtwertung.

blue tomato
- presented by Blue Tomato Shop
Michael Fiedler Radio FM4
Training, das heißt sieben Einheiten an fünf Tagen pro Woche, an den Pausetagen Ausgleichssport oder Therapien. Da sage noch jemand, das Leben als Profisportlerin ist ein Zuckerschlecken. Wo bleibt da die Zeit fürs Klettern auf echtem Stein? "Das ist natürlich eine schwierige Geschichte, aber ich plane mir dann die Trainingseinheiten so, dass ich sie am Fels machen kann. Ich muss am Fels gehen und da passe ich mir das an."