Erstellt am: 7. 9. 2010 - 20:13 Uhr
Fußball-Journal '10-51.
Meisterschaft und Cup, das "europäische Geschäft", das Nationalteam, der Nachwuchs, aber vor allem auch das hiesige Medienverhalten und die Wahnsinnigkeiten im Umfeld: das Fußball-Journal '10 begleitet die Saison mit ungeschöntem Blick.
Heute mit dem ersten Qualifikations-Spiel des ÖFB-Teams gegen Kasachstan.
Das U21-Team ist am späten Nachmittag bereits an der EM-Quali gescheitert nach ein paar durchaus überflüssigen Unentschieden und Niederlagen, die auf seltsame Aufstellungen von Teamchef Herzog (Innenverteidiger auf Außenpositionen etc), auf unkluge Wechsel-Politik und unrunde Systemumstellungen zurückzuführen ist. Durchaus zupass kommt dieses Ausscheiden dem A-Teamchef Dietmar Constantini, der seit Anbeginn seines ÖFB-Engagements gegen die Nachwuchs-Mannschaften arbeitet und - ohne Absprachen - Jugendspieler ins A-Team abzog, um sie dann dort großteils auf der Bank zu lassen.
Diese Dauersorge ist Constantini nunmehr los. Und Alaba, Baumgartlinger, Dragovic, Jantscher und Kavlak können heute, ebenfalls wie das nächstemal auch Beichler, Pehlivan oder Arnautovic ohne Gewissenskonflikte ins Spiel gehen.
Das Team gegen Kasachstan:
1 Macho (Panionios/GRE) - 18 Dag (Besiktas/TUR), 15 Prödl (Werder/D), 4 Pogatetz (Hannover/D), 5 Chr. Fuchs (Mainz/D) - 19 Harnik (Stuttgart/D), 3 Schiemer (Salzburg), 13 Kavlak (Rapid), 10 Jantscher (Salzburg) - 20 Linz (Austria), 21 Janko (Kapitän, Twente/NED).
Bei der U21: Arnautovic, Drazan, Pehlivan uvam
Verletzt: Ortlechner, Beichler, Hölzl, Junuzovic, Okotie, Ulmer.
Ohne Spielpraxis: Scharner.
Blacklisted: Ivanschitz, Garics, Stranzl, Manninger, Ibertsberger, Prager, Säumel, Stankovic, Markus Berger, Hoheneder...
Ersatz: 12 Gratzei (Sturm); 2 Dragovic, 17 Klein und 14 Baumgartlinger (Austria), 16 Alaba (Bayern/D), 22 Maierhofer (Duisburg/D), 9 Hoffer (Lautern/D).
Tribüne: Gspurning (Xanthi/GRE), Schrammel (Ried), Leitgeb und Wallner (Salzburg)
Verletzt: Korkmaz (Frankfurt/D).
Kasachstan spielt mit: 1 Sidelnikov (Aktobe) - 5 Kislitsyn (Schachtjor Karaganda), 4 Abdulin (Tobol Kostanai), 16 Aleksey Popov (Perm/RUS), 3 Kirov (Lok Astana) - 13 Nurgaliyev (Tobol Kostanay), 2 Geteriyev (Nalchik/RUS), 6 Karpovich (Kapitän, Aktobe), 10 Zhumaskaliyev (Tobol Kostanay), 7 Averchenko (Aktobe) - 9 Maltsev (Irtysh Pavlodar), also ein 4-5-1, in aller Vorsicht.
Kein Team also, dass eine seriöse Gefahr darstellen dürfte. Trainer ist der Deutsche Bernd Storck.
Ersatz: Mokin; Rozhkov, Shomko, Chernyshov; Skorykh, Khizhnichenko; Asovskiy.
Getereyev spielt bei Nalchik, Popov bei Amkar Perm (also unter Rachimov) in Russland, die beiden "Deutschen" Halbamateure Schmidtgal und Karimov sind nicht im Kader.
Das Schiedsrichter-Team kommt aus Kroatien.
Problemzonen
Erstmals seit Ewigkeiten spielen zwei echte Außenspieler. Zwar ist Ekrem Dag klein klassischer Rechtsverteidiger, aber ein Akteur, der offensiv zu denken vermag. Hier wurde also eine Problemzone gelöst.
Kavlak soll zentral spielen, vor Schiemer - er wird etwa so eingesetzt wie von Gludovatz bei der U20-WM. Eine Rolle, die er bei Rapid selten bis nie spielen darf.
Harnik soll einen echten rechten Flügel geben - etwas, was er im ÖFB-Team oft war, aber auch eine Rolle, die er in Deutschland bereits seit Ewigkeiten nicht mehr spielt; seit Monaten ist der dort als vorderste Spitze erfolgreich. Ob es sinnvoll ist, ihn auf die alte Position zurückzuholen, wird sich weisen.
Janko-Linz vorne ist neu, aber klingt nach gar keiner schlechten Idee; zumal Linz in den letzten Wochen wirklich konstant gespielt hat.
Die Aufstellung an sich macht in jeder Hinsicht Sinn: ein offensives 4-4-2 mir drei offensiv Orientierten im Mittelfeld, das ist gegen einen Gegner, den man ausspielen muss, nachvollziehbar.
Ob Constantini und Co diesem Team auch ein taktisches, ein strategisches Marsch-Konzept für den Fall der Fälle mitgegeben haben, werden wir sehen. Ob und wie die Trainer das System umstellen können, wenn es nicht wie erwünscht klappt, ebenso. Dafür keinen Plan zu haben, ist im modernen Fußball ein Todesurteil. Auch wenn niemand annimmt, dass es soweit kommen wird.
Die letzten Vorbereitungen zum Spiel...
... bestehen in Salzburg unter anderem auch daraus, dass das Publikum die Hymne des Gegners nicht beklatscht. Was weltweit (in zivilisierten Gegenden) Usus ist - in Österreich muss man dankbar sein, wenn die Hymne nicht ausgepfiffen wird. Das ist der Beleg der inexistenten Fußball-Kultur in diesem Land. Und schlicht peinlich, und das noch dazu am Fair-Play-Tag.
Ansonsten scheint die Stimmung gut zu sein, 22.000 Zuschauer schätz ich einmal. Endlich wieder in Salzburg, danke an die Naturrasen-Verfechter, denen das zu verdanken ist.
Es ist kalt, die Kasachen spielen in blau, die Österreicher in rot-weiß.
Das Spiel beginnt...
Die Österreicher wie erwartet: Linz hängt ein wenig in der Etapppe, halbrechts, was nicht so schlau ist, weil er dort eher Harnik den Weg verstellt.
Kavlak wirkt, als wüsste er nicht genau, wo im Mittelfeld er spielen soll, tendiert auch zum Zentrum, was zur Folge hat, dass zu viele Österreicher rechts rumwuseln, während links (außer Jantscher) nichts stattfindet.
Das läuft in der Anfangs-Phase nicht rund.
Nach ein paar Minuten merkt Linz, dass da was nicht passt und verzieht sich eher auf die linke Seite. Und auch Kavlak checkt das und wird linker.
Problem gelöst.
Bleibt aber schon die Frage, wie so ein Wirrwarr in der Grund-Formation entstehen kann - denn die ist ja vom Trainerstab so hingestellt worden...
... und kommt auf Touren
Österreichs Offensive powert ganz schön los.
Denn: die kasachische Offensive besteht aus dem zu schweren Maltsev und einem breiten Vierer-Mittelfeld, hinter dem noch das Kapitän, der blonde Karpovich lauert, wobei sich dahinter dann noch die Vierer-Abwehr befindet - also ein 4-1-4-1.
Weil da offensiv nichts kommt, können sich die Österreicher nach vorne orientieren. Und weil die kasachische Abwehr einige Schnitzer anbietet, kriegt vor allem Harnik einige Chancen.
Janko blockt und legt auf, Linz arbeitet im Raum zwischen Mittelfeld und Angriff, wie ein 8er, die Außenverteidiger trauen sich mit vor, nur von Jantscher sehe ich noch zuwenig. Und auch Kavlak nimmt zu wenig Risiko, fügt sich eher in eine 6er-Rolle.
In der 16. Minute vergibt Janko die gefühlt fünfte oder sechste Chance und zwar durchaus im Bewusstsein, dass eh noch 50 weitere folgen werden.
Die Kasachen können durchaus Fußballspielen, sind aber deutlich zu gehemmt und übervorsichtig, sehr respektvoll.
Ruhephase
Nach etwa 20 Minuten versickert das Spiel - die österreichischen Angriffe sind unkonzentriert und ineffektiv, Kasachstan kommt ins Spiel, verzögert, kommt zu Standards und befindet sich nun auch im Spiel. Und kommt zu Szenen aus denen Chancen entstehen können.
Wohingegen die Unseren minutenlang gar nicht stattfinden.
Meine Schätzung war nicht so schlecht: 22.500 Zuschauer sind es.
Linz, Kavlak und Harnik halten sich weiterhin und wiederholt zu sehr auf einer Seite (rechts) auf - das ist raumaufteilungstechnisch nicht sehr schlau.
Dass dann ein toller Weitschuss von Schiemer und, nach dem anschließendem Corner ein Kopfball von ihm die ersten Chancen nach dieser Dös-Phase ist, ist bezeichnend. Denn nur mit Distanzschüssen oder Standards kommt man aus solchen Tiefs raus. Gut gemacht, Schiemer, gut mitgedacht.
Für eine offensive Schlussphase in der 1. Halbzeit ist jetzt der Boden bereitet. Nur die Rechtslastigkeit des Spiels, die übrigens Ekrem Dag am Vorwärtsspiel hindert, stört aktuell.
Ein richtiger Coach, also jemand, der auch von der Seitenlinie aus eingreifen kann, hätte schon was unternommen.
Ein schwächerer Coach wird das in der Halbzeit-Pause ansprechen.
Eine Pfeife wird nichts unternehmen und alles so belassen - entweder, weil er den Missstand nicht erkannt hat, oder weil er sich bei den Spielern nicht durchsetzen/einbringen kann (was manchmal auch damit zu tun hat, dass gute Kicker schlechte Coaches einfach nicht ernstnehmen).
Wir werden zu Beginn der 2. Halbzeit sehen, woran wir im aktuellen Fall sind.
Pfiffe hin zur Halbzeit
Das Mode/Schönwetter-Publikum in Salzburg wird eben schneller ungeduldig als ein kundiges, das viel Erfahrung im Umgang mit Heim-Teams hat.
45.) gelb für Nurgaliyev.
46.) noch eine Chance für Harnik.
Aber es bleibt beim 0:0.
Auch deshalb, weil sich die Kasachen nach einer enorm fehleranfälligen Anfangs-Phase, nach achtzehn Horror-Minuten, halbwegs erfangen, und danach kaum noch geschnitzt haben.
Leider hat das ÖFB-Team sich zunehmend auf diese Fehler verlassen und ihre Angriffe in die Lücken der Abwehr hinein aufgebaut, anstatt ein eigenen Angriffs-Spiel aufzuziehen.
Das ist kein Zufall: die einzige Taktik, die Constantini jemals spielen ließ (also die einzige, die er beherrscht) ist der schnelle Konter.
Das ist gegen Deutschland, vielleicht die Türkei (obwohl das gegen die im Testspiel 08 glorios schief ging) und vielleicht auch Belgien ein wirksames Mittel.
Es gegen Kasachstan (oder dann Azerbeidjan) auf Konter anzulegen ist hingegen, vorsichtig formuliert, gewagt. Man könnte auch hirnverbrannt sagen.
Auch hier folgt in dieser Halbzeit der erste Elchtest für Constantini: kann er den Konter-Blödsinn in der 2. Hälfte abstellen und zu einem eigenen Spiel finden oder schafft er das (mangels taktischen Könnens) nicht?
Dazu kommt noch die vorhin angesprochene Problemzone der überlaufenen rechten Seite - wird es hier in Halbzeit 2 eine Korrektur geben, oder haben die ÖFB-Coaches das gar nicht bemerkt?
We'll see.
2. Halbzeit
Das war ein logischer Wechsel. Der zu langsame Maltsev ist draußen, Khizhnichenko (11, Atyrau) wird wohl eher ein schneller Konterspieler sein.
Und prompt sorgt ein Angriff der Kasachen für die ersten Schwierigkeiten bei Macho. Bei denen ist nämlich sowas wie ein sinnhaftes taktisches Konzept zu erkennen - etwas, was als kleine Nation einfach unabdingbar ist, wenn man gegen einen Größeren zu spielen hat.
Denn die Kasachen spielen plötzlich brauchbare Konter; und für sie ist das der richtige Trick.
50. Minute Linz läuft bewusst in Verteidiger Abdulin hinein und will einen Elfer. Ich habe eine Vision: sollte es beim 0:0 bleiben, wird Constantini mit Leichenbittermiene genau diese Szene herauskramen und die Ungerechtigkeit der Götter beklagen. Auch das, was ich an Geseier aus dem TV-Kommentar raushöre, geht in diese jammervolle Richtung. Gnade! Allein um dieses unwürdige Schauspiel zu vermeiden, wünsch ich mir einen seriösen Sieg des Teams, bitte!
53.: Gelbe Karte für Kislitsyn.
Das ÖFB-Team kontert weiter statt zu spielen; und manchmal entstehen daraus auch Torchancen - Jantscher kreiert so eine.
Trotzdem entsteht keine Stimmung - nach der guten Anfangs-Phase ist das Schönwetter-Publikum in einer Wurschtigkeits-Laune gefangen. Nicht dass es in der Anfangs-Phase der 2. Halbzeit Grund zu Euphorie geben würde, aber richtiges Anfeuern klingt anders.
59. Asovskiy (10, Lok Astana) kommt für Nurgaliyev (13), wohl als rechter Mittelfeldspieler.
Wie oft die Österreicher in den letzten paar Minuten ohne Not hängengeblieben sind, das geht auf keine Kuhhaut.
Reality Check
Ein echtes Aufbauspiel, mit Geduld und Spucke nach spanischem Vorbild (weil das bemüht der Teamchef ja gerne) gibt es nicht; stattdessen wird weiter "gekontert".
Die Antwort auf die Halbzeit-Frage 1 ist also: die Coaches waren nicht imstande umzustellen. Nicht genügend.
Die Rechtslastigkeit (Harnik, Linz und Kavlak stehen dort einander im Weg herum) ist zwar ein wenig geringer geworden, bleibt aber in der Grundaufstellung bestehen. Denn auch hier, bei Halbzeit-Frage 2 hat das ÖFB-Coaching-Team nichts unternommen. Noch ein "Nicht genügend".
Vier Kasache verstolpern gegen drei Österreicher eine Konter-Chance. Ein Weckruf?
Alaba und Hoffer werden kommen. Für Linz und Jantscher?
Wird sich dadurch etwas ändern, taktisch?
66. Hoffer kommt für Harnik. Wird er rechts spielen? Dafür hatte man Karel Brückner gekreuzigt, kann nicht sein, oder?
Alaba kommt für Jantscher.
67. Wieder ein Konter der Kasachen, ein guter! Khizhnichenko lupft, Zhumaskaliyev schießt, Macho rettet. Oida!
68. Sidelnikov schlägt sich einen Ball fast selber rein. Die bislang beste Szene für Österreicher, arm ist das. Dann eine kurze Druckphase, dann aber wieder ein viel gefährlicherer Konter der Kasachen.
Nach den Wechseln...
... schaut das ÖFB-Team so aus:
Kavlak ist fast gleichauf mit Schiemer im defensiven Mittelfeld, und er bleibt auch halbrechts, im überfüllteren Raum. Nicht gut.
Alaba spielt statt Jantscher im linken Mittelfeld offensiv. Okay.
Hoffer spielt ernsthaft rechter Flügel, also in der Harnik-Position. Und Linz ist weiterhin direkt daneben, auch wieder rechts. Irrsinnig, sowas zuzulassen. Hat die ÖFB-Bank keine freie Sicht aufs Feld?
Dass Hoffer nicht in der Spitze spielt, sondern rechts als Offensivkraft aus dem Mittelfeld kommt, ist keine schlechte Idee, an sich.
Als dies der von den Medien ungeliebte Ex-Coach Brückner einmal ausprobierte, war das der Anlass ihn zu zerfetzen und öffentlich zu dementieren. Weil sowas einfach "unmöglich" ist!
Wieviel dieses mediale Geblöke wert ist, wie sehr die damalige Hetzjagd verabredet war, wird die Rezeption des heutigen Hoffer-Einsatzes zeigen.
Ich wette: dadurch, dass der von den Mainstream-Medien aufgepäppelte Constantini das macht, ist alles super und lässig. Da geht es nicht um zweierlei Maß - da geht es um mediale Machtpolitik.
Solange, so rechnet der Boulevard, "unser" Mann, der, den wir gängeln können, dort sitzt, ist alles super; auch das, was wir bei seinem Vorgänger, dem wir nicht die Schneid abkaufen konnten, noch zum Anlass der Demontage genommen haben.
Ein widerliches Sittenbild des heimischen Fußball-Klüngels.
Das Finish
74.: Zhumaskaliyev, der kasachische Zehner, der jetzt angriffiger werdende, ohnehin vorderste der Mittelfeldspieler, verfehlt einen Cross allein vor dem Tor hauschzart. Danke!
75.: Rozhkov (14, Lok Astana) kommt für Kislitsyn, den Rechtverteidiger.
78.: der letzte Wechsel überhaupt: 22 Maierhofer für Janko, der Längere für den Langen. Kapitän ist jetzt nicht Fuchs, sondern Linz, der große Comebacker des heutigen Spiels.
80.: gelb für Rozhkov. Und der Anlaß für den TV-Kommentator den Schiri als Sündenbock für die etwaige Remis-Schlappe aufzubauen. Gruselig.
Die Österreicher spielen lange Bälle nach vorne.
Weil immer noch nicht gespielt, kombiniert, ganz normal angegriffen wird. Weil man ja mit diesem Constantini-Konter-Schmäh aufs Feld geschickt wurde.
Das System, das 4-1-3-2, ist im übrigen nicht geändert worden. Und sonderlich flexibel ist das Spiel auch nicht. Keine Flankenwechsel, keine Rochaden. Kavlak klebt in der Etappe, nur Linz agiert freigeistig; die anderen verlieren sich im Nicht-Konzept des Dietmar Constantini, des Vercoachers.
Dass es just Linz ist, der in der 91. Minute zufällig einen Ball reinrollt, kein Zufall.
Und dass es dann flutscht, und Hoffer seine Schnelligkeit ausspielt (und auch da war das Assist von Linz, oder?), auch nicht.
Trotzdem: dieser Sieg ist eine Katastrophe.
Wieder einmal gibt es keine Alternative zu dem, was gescheitert ist, wieder einmal gibt's keinen Plan B.
Meine Fragen von vor dem Spiel: "Ob Constantini und Co diesem Team auch ein taktisches, ein strategisches Marsch-Konzept für den Fall der Fälle mitgegeben haben, werden wir sehen. Ob und wie die Trainer das System umstellen können, wenn es nicht wie erwünscht klappt, ebenso. Dafür keinen Plan zu haben, ist im modernen Fußball ein Todesurteil. Auch wenn niemand annimmt, dass es soweit kommen wird."
Und genau die Fragen, die ich vor dem Spiel gestellt haben, sind eben nicht gelöst, genau darum hat sich eben niemand gekümmert.
Und es ist keinesfalls "alles wieder gut", wie uns die Kommentatoren einreden wollen.
Ganz im Gegenteil.
90 Minuten lang ein rechtlastiges Konterspiel durchzuziehen, anstatt das Feld zu nützen, in Bewegung zu bleiben, das ist (wieder einmal) deutlich zu wenig. Es ist auch der völlig falsche Zugang einer an sich deutlich schwächeren Mannschaft wie der kasaschischen zu begegnen.
Die Mannschaft hat sich blamiert, keine Frage.
Aber der Schuldige sitzt auf der Bank. Der Mann, der kein System, keine Idee und keine Philosophie hat, der auch keine Taktik braucht, weil das was für Professoren ist. Der Mann, der außer dem Gute-Laune-Herbergsvater eben nichts kann.
Als solcher kann er ja bleiben, als Spaß-Kanone und Medien-Ruhigsteller, als Mohnzutz für den dümmlichen Boulevard, der seine flachen Sprüche so schätzt.
Diese talentierte Mannschaft hätte sich aber einen echten Trainer verdient.
Alles andere zieht nur einen entsetzlichen, mühsamen Krampf, ein peinliches Schauspiel nach sich, dem wir 90 Minuten lang beiwohnen mussten.
Noch schlimmer als das systemlose Spiel...
... ist nur die mediale Bewertung. Gerade eben hat ein TV-Interviewer allen Ernstes die Frage gestellt, ob es eine gute Idee war, Roland Linz hinter Janko hängen zu lassen. Da wird also die einzige sinnvolle Maßnahme, die strategisch getroffen wurde und der beste Mann am Platz in Frage gestellt - weil es ungewöhnlich war, weil man's nicht kannte.
Diese Angst vor dem Fremden und Neuen, die die populistische Grundstimmung des Landes, die vom Blut-und-Boden-Schmäh Constantinis laufend geechot wird, ist bereits so tief in den Menschen drinnen, dass sie gar nicht mehr anders können, als sich zu fürchten.
Das ist eine weit über der Fußball hinausreichende entsetzliche Erkenntnis dieses Spiels.
Und das ist übler als das jammervolle Ausscheiden der U21 und die eben gesehene strategische Bankrott-Erklärung des Teams Constantini.