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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

3. 9. 2010 - 13:08

Something For The Weekend

Was ist fresher: U-Bahnfahren oder Blink 182?

Was ist schon eine Woche im Vergleich zu 12.000 Jahren? Wer trotzdem ausgehen möchte, findet alle Termine fürs Wochenende und danach auf termine.orf.at/fm4

Die Evolutionsgeschichte des Planeten Erde ist ungeheuer spannend. Und es gibt immer was Neues zu entdecken.

Aktuell zum Beispiel die Erkenntnis, dass es schon vor 12.000 Jahren fette Partys zu Ehren von Toten gegeben hat. Zwar nicht für Jacko Jackson oder eine verstorbene Videothek, aber eine schamanische Seherin ist ja zumindest was ganz Ähnliches.

Und auf halbem Weg von der 12.000 Jahre alten Schamanin zur Einführung der 24-Stunden-U-Bahn in Wien ist die Website zum Event entstanden, die letzteres promoten sollte.

Vermutlich hat's da im Abverkauf beim Libro nebeneinander Webdesignratgeber aus dem Jahr 1996 (Untertitel: X-Treme kewl 4 U!), ein Parteiprogramm der SPÖ und eine Gratiszeitung mit der Überschrift "Facebook ist jetzt total trendy" gegeben. Von der auch inhaltlich derb verwahrlosten Timetableseite will ich da noch gar nicht reden. Vollkommen überfordert, lieblos, hingewichst, mein Vokabular reicht für die Lineup-Liste, in der aus dem Boban i Marko Markovic Orkestar zwei Acts werden, von denen einer "Boban Marko" heißt, leider nicht aus.

Insgesamt tun sich da in meinem Kopf mindestens 27 Fragen auf, von denen zwei willkürlich ausgewählte lauten:

Wenn diese 24-Stunden-U-Bahn ein Marketing-Gag ist, warum wird dann ausgerechnet beim Marketing gespart?

Und wieso verheimlicht man uns das Highlight der Nacht, nämlich den Gratisauftritt von Turntablerocker? Und verschweigt uns, dass Laserkraft 3D abgesagt haben?

Camo & Krooked - die Sieger.

Pamela Rußmann

So haben Camo & Krooked ihren FM4 Award diese Woche gefeiert. Wer sie noch nie auflegen gesehen hat, kann das auf der Mainframe Tour nachholen. Am Freitag im Rockhouse und am Samstag in der Arena. Ebenfalls dabei: Dirtyphonics.

Freitag / nightride / Turntablerocker etc. / Volksgarten etc. / Wien

Michi Beck ist ein lustiger Mann. Nicht nur, weil er Michi heißt (Mein aktueller Lieblingsname: hat ein "i" hinten und klingt trotzdem voll seriös!) oder weil er einen Job als Mainzelmännchen im Fernsehen hat.

Nächste Woche dann wieder weniger Massenveranstaltungen, versprochen.

Er legt seinen Job als DJ (sprich: Dee-Jottttt) auch sehr rampensauig an. Beim FM4 Frequency Festival hat sich das darin geäußert, dass er auf der Bühne einen auf Cowboy macht, mit seinem Kopfhörerkabel Lasso spielt, dann allerdings loslässt, worauf sein Arbeitsgerät aus dem Stecker springt und in hohem Bogen mitten ins Partyvolk hinein. Der Beckhörer ist danach zwar weg, aber wir haben da gern ausgeholfen. Turntablerocker Michi Beck hat den Rest seines Sets dann beinhart mit dem FM4-Kopfhörer bestritten, den er sich bei Eva Brunner und mir ausgeliehen hat.

Den hätten wir bloß jetzt gern mal wieder zurück. Wir werden ihn im Volksgarten einfach mal drauf ansprechen. Solang er dann nicht mit Laserkraft 3D antwortet, ist alles gut.

bis Samstag / Two Days A Week + 1 / Placebo, Blink 182, etc. / Festivalgelände / Wiesen

Mit Themenverfehlung brauchst du mir da gar nicht kommen. Von Partyfeiern haben nämlich Skatepunktweens viel mehr Ahnung als sämtliche Undergrounddubstepminimalhipster zusammen. Bereit für die totale Zerstörung? Ja?

Sicher?

Also:

Fahr zum Two Days A Week nach Wiesen und lass dir erklären, wie du trichterartige Vorrichtungen konstruierst, durch die du dir Motoröl in die Gurgel schütten lässt. Mach dich unkenntlich, indem du dich nach einer Getränkedusche im Staub wälzt, setz dir einen bescheuerten Hut auf und erbeute dann dermaßen maskiert im Moshpit Trophäen: Ein Zahn bringt zwei Punkte, ein Milchzahn fünf, ein Tanga zehn, ein Tanga von Milchzahnträgern zwanzig.

Wenn dir das als Spaß allein noch nicht reicht, lassen sich auch funny demütigende Preise ausverhandeln, oder der Sieger kotzt dem Verlierer einfach ins Zelt.

Wer am Samstag bei Placebo noch hören kann, ist selber schuld.

Samstag / Freakwave / Digitalism etc. / Festspielhaus / Bregenz

Na gut. Vielleicht musst du ja auch nicht jeden Trend mitmachen und verzichtest auf die Moshpit-Trophy. Man kann ja auch sonst irgendwie Spaß haben.

Manche Menschen haben etwa große Freunde an ausgedehntem "Vorglühen". "Vorglühen" schreib ich deswegen unter Trottelanführungszeichen (a.k.a. Maggie Entenfellner Anführungszeichen), weil ich diesen Trend so ganz und gar nicht verstehe. Da trifft man sich bei irgendwem zu Hause und hat sich oft nicht einmal besonders viel zu sagen.

Deswegen schaut man sich irgendwelche Dinge am Rechner oder im Fernsehen an, oft Folgen von Serien, die die Anwesenden a) nicht interessieren, b) schon mal gesehen haben und deswegen immer Mal wieder pass auf, jetzt gleich, ur lustig prusten oder c) nicht einordnen können, weil sie die Folgen davor nicht kennen.

Was bei Schwanger und im Koma noch egal ist, aber bei Lost vermutlich nervt.

Okay, ich hab grad gegoogelt: Schwanger und im Koma gibt's gar nicht. Dabei hätte ich schwören können, ich hätte einen Trailer gesehen dafür. Aber egal, du weißt, worauf ich hinaus will. (Note to self: Trademark für eine Trasharzttelenovela namens Schwanger und im Koma sichern und beizeiten ein Drehbuchskript zu schreiben beginnen. Telefonnummer von allen Kusinen von Britney Spears herausfinden zwecks Besetzung der Hauptrolle.)

Potenzielle Ghostwriter, Partyveranstalter und andere gutaussehende Menschen schreiben gern an update.fm4@orf.at

Wo waren wir? Ja, beim "Vorglühen". Das wird dir jetzt endlich professionell abgenommen. Zumindest in Bregenz bei Freakwave. Das ist nämlich nicht nur eine schnöde Party mit ziemlich tighten Acts, sondern auch ein Wakeboardcontest (das ist so ähnlich wie Surfen, glaub ich?), ein Filmfestival, ein Street Art Jam und ein Strand.

Damit erübrigt sich "Vorglühen" für ein ganzes Wochenende, und neben Digitalism sind am Samstag auch Rex The Dog oder Gudrun von Laxenburg mit von der Party im Festspielhaus.