Erstellt am: 1. 9. 2010 - 18:10 Uhr
Gaming and Shaming
Nach den Flops mit dem Extrem-Familienplanungs-Sims - addon "President Evil" rund um nicht weniger als 10 hochzuzüchtende Kinder und dem Gräueltaten-Verdrängungs-Rollenspiel "Final Solution Fantasy" samt seiner 7 Sequels steht die Software-Werkstätte der FPÖ nun unter Zugzwang. Zum achten Mal hintereinander nicht mit einem eigenen Stand an der weltgrößten Gaming-Convention in Los Angeles vertreten, dürfte ihr die internationale Anerkennung auch mit ihrem neuesten Produkt verwehrt bleiben. Zu sehr leidet "Moschee Baba", das am ehesten in das Genre der Grundloser-Hass-Shooter einzureihen ist, vor allem an der Beliebigkeit des Themas. Dem Vernehmen nach sollen sich die Entwickler erst nach einem Münzwurf darauf geeinigt haben, mit ihrer Kreation nicht gegen Kaminsimse oder Müsliriegel, sondern gegen Anhänger des Islam zu hetzen.
Diese Unausgereiftheit merkt man leider an Ecken und Enden. In Tandem mit den politischen Profilierungsversuchen der FPÖ als ganzes wiederholt sich das selbe Level immer wieder, die Grafik ist so grobschlächtig wie eine Bierzeltrede und die Story ungefähr so zusammenhängend wie die Struktur des dritten Lagers in Kärnten. Auffällig sind die Übereinstimmungen der Spielmechanismen mit den paramilitärischen Jugend-Hobbys des aktuellen Parteiobmanns, der zur Enttäuschung seiner Fanbase diesmal nicht in die Rolle seines steroid-zerdunsenen Comic-Superhelden-Alter-Egos schlüpft. Letzten Endes lässt einen "Baba Moschee" aber genauso unbefriedigt zurück wie all die anderen bemühten, menschenverachtenden Trash-Provokationen des Hauses. Denn egal, ob man sich zu den lasziv gezeichneten Waldelfen und den gestählten Parteiobmann-Oberkörper im FPÖ-Comic "Der Blaue Planet" einen abwichst, oder eben unbescholtene bärtige Männer auf Bildschirmen tötet: Letztlich verbringt man mit sowas doch immer nur noch mehr Zeit allein zu Haus.