Erstellt am: 2. 9. 2010 - 17:15 Uhr
Und es bewegt sich weiter
Alles hat 2006 in einer Lehrveranstaltung an der TU Wien begonnen. Anders als üblich, ging es dort weniger um technische Fähigkeiten als vor allem um Kreativität. In diesem Seminar zum Thema Game Design sollte technisches Know-How in Spielideen umgesetzt werden. Jedes Jahr gehen viele kleine Games aus dieser Lehrveranstaltung hervor, doch bisher hat nur eines danach den internationalen Durchbruch geschafft.

Robert Glashüttner
Rund um die eigene Achse
"And Yet It Moves", bei dem die Spielwelt zu jeder Zeit drehbar ist, hat Jan, Felix und Peter bis heute begleitet. Es hat sie innerhalb weniger Jahre von der Uni hin zur eigenen Firma namens Broken Rules und damit zum Job als unabhängige Videospielentwickler geführt. Der Wechsel von Studenten zu Jungunternehmern mit allen Verpflichtungen und Notwendigkeiten war naturgemäß ein großer Schritt - zwischenmenschlich, finanziell, strukturell. Dennoch hat sich Broken Rules von wirtschaftlichen und organisatorischen Hürden weder einschüchtern lassen, noch ist das Team unkreativer geworden. Mittels Fördergelder und Dank unaufdringlicher, aber konsequenter Pflege des eigenen Images und der Einbettung in die internationale Indie-Games-Community hat die Firma schnell gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen.

Robert Glashüttner
Drehende Welten
Auf den ersten Blick ist alles wie im Vorjahr, wo "And Yet It Moves" für PC und Mac erschienen ist. Wir steuern eine in schwarzweiß gezeichnete Figur, die durch eine Umgebung aus ausgeschnittenen Papierstücken läuft. Neben Laufen und Springen können wir auch die Welt drehen. Früher ging das per schnödem Tastendruck in 90 Grad-Winkeln. Jetzt, auf der Wii, ist jede Drehung möglich. Wie beim Aufsperren mit einem Schlüssel dreht man die Wii Remote zum Weltendrehen nach links und rechts.

Broken Rules
Die ursprünglichen Levels sind gleich gelieben, aber etwas verzeihender geworden. Verzeihender deshalb, weil beim Drehen der Welt ab sofort die Zeit stillsteht. So kann man in aller Ruhe die richtige Position und den passenden Winkel einstellen. Das ist vor allem in den neuen Levels wichtig, die in Sachen Schwierigkeit einen Gang nach oben schalten. So muss man etwa im Inneren eines drehenden Würfels überleben oder vor einem Bienenschwarm flüchten, der einen verfolgt. Bleibt man zu lange stehen, stechen die Bienen und es geht von vorne los.

Robert Glashüttner
Irrtümer ausgeschlossen
"And Yet It Moves" für Wii ist als Download über den "WiiWare"-Kanal für 1000 Nintendo Punkte (umgerechnet knapp 10 Euro) erhältlich. Die PC/Mac/Linux-Version ist weiterhin verfügbar.
Das alte Problem von "And Yet It Moves" war die ewige Unsicherheit, ob man im Eifer des Gefechtes in die richtige Richtung dreht oder nicht. Die bewegungssensitive Wii-Steuerung ist für das Game perfekt geeignet und darüber hinaus hat das Broken Rules-Team ganze vier verschiedene Steuervarianten konzipiert. Sind alle durchprobiert, weiß man bestimmt, bei welcher Einstellung man garantiert nicht mehr in die falsche Richtung dreht.
Für Hartgesottene sind einige neue, herausfordernde Spielmodi hinzugekommen. Dabei spielt man die Levels dann beispielsweise mit einem Zeitlimit oder einer beschränkten Anzahl an möglicher Drehungen. Multiplayer-Modus gibt es leider keinen, dafür macht das Zusehen und abwechselnd Spielen fast ebensoviel Spaß.
Ein eigener Song zu Ehren von "And Yet It Moves" von Jonathan Mann aus den USA - dem ehemaligen "GameJew".
Hoffen auf gute Verkäufe
Trotz positiver internationaler Kritiken und dem guten Renommee der Firma müssen jetzt auch noch die Verkäufe mithalten. Hier erweist sich leider der prominente Auftragsgeber als größte Bremse: Nintendo promoted nämlich seinen eigenen "WiiWare"-Kanal leider so gut wie gar nicht. Doch wie auch immer sich das Game nun verkaufen wird: Nach vielen Monaten disziplinierter Arbeit kann sich Broken Rules nun endlich zur Gänze neuen Projekten widmen. In den analogen und digitalen Laden der Wiener Spielemacher lagern dafür schon genügend Ideen.