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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

25. 8. 2010 - 18:28

Platine Cologne

Während die gamescom alle kommerziellen Seiten der Videospielbranche vertritt, trifft man im Kölner Stadtteil Ehrenfeld auf alternative Spielformen.

Ein mit weiß auf schwarz gezeichneter, schematisch dargestellter alter Homecomputer.

Platine Cologne

Zuerst dachte ich, es sei ein Hackerspace. Ganz kurz sah ich ein paar alte Homecomputer, in weißen Linien auf schwarzem Hintergrund gezeichnet. Auf kleinen Plakaten auf dem Weg von der Xbox Pressekonferenz zurück in die Stadt.

Einen Tag später sehe ich den selben gezeichneten Monitor auf einem Programmheft wieder. Es liegt etwas versteckt auf einem Steinmäuerchen nahe des Südeingangs der Koelnmesse, umringt von Promotoren, die Coladosen und Flyer verteilen und den Weg zum Tohuwabohu der größten europäischen Games-Messe einleiten. Während die Kölner gamescom Mitte August große Marketing-Geschütze auffährt, passiert im Stadtteil Ehrenfeld zur selben Zeit etwas inhaltlich dazu passendes - und dennoch völlig anderes: Das "Platine"-Festival. Es ist eine Plattform für digitale Medienkunst mit Schwerpunkt Videospielkultur.

Ein Bildschirmfoto aus einem Spiel, bei dem man das Ende der Spielwelt erkennen kann.

Platine Cologne

"The End Of The Virtual World" von Robert Overweg

Elektronische Kunst und alternative Spielformen

Zwei Game Boys und eine "Tetris"-Cartridge aus Karton gebastelt.

Robert Glashüttner

"Paper Game" von Zim & Zou

Ich treffe den Kurator Lukas Höh am Donnerstag spätnachmittags in der Bar "Zoo" auf der Venloer Straße - für Köln Ehrenfeld ein ähnlich kreatives Zentrum wie etwa die Neubaugasse für Wien Neubau. Es laufen die Vorbereitungen für den Abschlussabend, ein Chiptunes-Club mit Mini Roc und pocketmaster. Noch bis Ende des Abends können an sechs anderen Orten des Stadtteils die Installationen und ausgestellten Werke von "Platine" besichtigt werden - hauptsächlich in Art Spaces, aber auch für Kunstprojekte ungewöhnlichen Plätzen wie einem Nebenraum einer örtlich ansässigen Tischlerei.

Ein Veranstaltungsort von "Platine Cologne", der sich in einer Tischlerei befindet.

Robert Glashüttner

Veranstaltungsort Buchal & Krings

Da werden Game Boys und Tetris-Streckkarten aus buntem Papier nachgebaut, ein Super Mario Level auf die Straße gemalt und eine ungewöhnliche Fotostrecke aus zeitgenössischen 3D-Spielewelten ausgestellt. Klassiker, wie die "PainStation", bei dem der schlechtere Spieler vom Automaten mit Schmerzen wie kleinen Peitschenhieben oder Hitzeimpulsen bestraft wird, sind ebenso dabei wie neu erschaffene Modifikationen von Spielen, die eine künstlerische Aussagen beinhalten sowie Machinima- und Hardware-Experimente.

Das erste Level von "Super Mario Bros.", auf den Gehsteig gemalt.

Platine Cologne

"Super Mario Bros. On A Sidewalk" von Andreas Heikaus

Die Werke werden bei "Platine" grob in zwei Kategorien eingeteilt: Jene, die neue Spielerlebnisse mit künstlerischem Anspruch bieten wollen und andere, die von Ästhetik, Haptik und inhaltlichen Strukturen von Games beeinflusst sind. Auch abseits von Game Art bietet die "Platine" digitale Kunst - vor allem Werke, die sich mit technischen und ästhetischen Aspekten von Licht und Video auseinandersetzen.

Bildcollage zum Kunstwerke "Angry Gamers" von Nia Burks.

Platine Cologne

"Angry Gamers" von Nia Burks

Als die gamescom am Donnerstag erstmals für alle zugänglich ist, endet das Festival schon wieder. Demnächst werden Videos und Bilder online gestellt, und für nächstes Jahr sucht das Team um Lukas Höh schon jetzt nach neuen Ideen, eingereichten Kunstwerken und interessantem Austausch mit anderen Kulturschaffenden. Für das kommende Jahr wünschen wir uns eine Verlängerung der "Platine" bis ins Wochenende!