Erstellt am: 25. 8. 2010 - 07:10 Uhr
Bock Ma's
Beim Flüchtlingsprojekt Ute Bock gibt es keine Sommerpause. Im Gegenteil: Die Menschen drängen sich dichter in das Gassenlokal im zweiten Wiener Gemeindebezirk als je zuvor. Grund dafür ist die ständige Verschärfung des Fremdenrechts. Ute Bock: "Ich habe tausende Leute vor der Tür sitzen, die kein Geld haben. Die werden von heute auf morgen auf die Straße gestellt. Letztens war ein russisches Ehepaar mit Sohn und Schwiegertochter hier. Die Kontrolle war bei ihnen und hat festgestellt, dass sie einen Fernseher und einen Computer haben – also wurde ihnen die Grundversorgung gestrichen. Jetzt kommen die jeden Abend zu mir und holen sich ein Brot. Das kann's doch nicht sein! Und solche Sachen passieren am laufenden Band. Ach so, die können sich einen Fernsehapparat kaufen? Zack, ist die Grundversorgung gestrichen."
Kontrollen
Im Innenressort setzt man seit Anfang Juli sieben "koordinierte Kontrollteams" ein: Sie überprüfen die Hilfsbedürftigkeit jener Asylwerber, die die Grundversorgung beziehen. Die Kontrollen gibt es seit rund zwei Jahren, aufgrund ihrer Verschärfung möchte das Innenministerium 17,5 Mio. Euro pro Jahr einsparen. Bisher wurden 21.000 Asylwerber kontrolliert. In rund der Hälfte der Fälle ist die Grundversorgung danach gestrichen oder gekürzt worden.
Ute Bock sagt, dass es noch nie so schwierig war, Flüchtlingen und Asylwerbern in unserem Land zu helfen. "Ich arbeite 16 Stunden am Tag. Das habe ich immer getan, es macht mir nichts aus. Aber ich sehe, dass es immer weniger bringt. Es gibt einen Brief des Innenministeriums, in dem man sich damit brüstet, wievielen Menschen heuer schon die Grundversorgung gestrichen wurde. Darauf ist man stolz. Früher waren wir in Österreich stolz, dass wir Menschen helfen. Es ist zum Genieren."
fraubock.at
Das Bock Ma's Festival wird - wie auch schon die letzten fünf - bei der Ruine Altwartenburg in Timelkam, Oberösterreich veranstaltet. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer arbeiten alle gratis mit: Über 110.000 Euro haben sie in den letzten Jahren gesammelt und an Ute Bock gespendet. Beim heurigen Bock Ma's Festival werden mehr als 30 KünstlerInnen auftreten, nicht nur Bands wie Bunny Lake oder Velojet, sondern auch Autoren wie Robert Misik und die Flüchtlingshelferin Ute Bock selbst. Letztere wird auf dem Festival keinen Vortrag halten. Sondern sie setzt sich hin und beantwortet die Fragen von Menschen. So hat sie das auch schon in den letzten Jahren auf der Ruine Altenburg gemacht. "Liab war des, ausgesprochen nett. Erstens einmal, zu erleben, wieviel Leute überhaupt keine Ahnung haben von der Situation der Flüchtlinge. Das ist das eine. Und zweitens wieviele Leute eigentlich gegen diese Art von Politik sind, wenn sie davon erfahren."
Monika Paschlberger vom Kulturverein Freiwerk ist eine der Veranstalterin des Bock Ma's Festivals. Die gebürtige Oberösterreicherin lebt zwar schon seit einigen Jahren in Wien. Sie will aber auch in Oberösterreich ein Zeichen der Solidarität mit Flüchtlingen setzen. Auf dem Bock Ma's Festival gibt es keine kommerziellen Sponsoren und Werbebanners - dafür jede Menge Information: "Das Fest findet in der Nähe des Erstaufnahmezentrums St. Georgen statt. Das ist neben Traiskirchen das zweite große Erstaufnahmezentrum in Österreich. Es ist uns wichtig, die Menschen in der Region über die wirkliche Lage von Asylwerbern zu informieren – denn die Medien dort berichten oft in die entgegensetzte Richtung." Auf dem Festival präsentieren sich deshalb viele NGOs mit Infoständen, und im Rahmen des Kunst- und Kulturprogramms finden Workshops, Lesungen und Filmvorführungen statt.
Nicht nur die Organisatoren, sondern auch alle Künstler verzichten bei Bock Ma's auf ihre Gagen. Trotz der nichtkommerziellen Herangehensweise haben letztes Jahr 3000 Menschen das Festival besucht. Vielleicht werden es heuer noch mehr – das Gelände wurde noch größer angelegt. Bock Ma's findet allerdings das letzte Mal bei der Ruine Altenburg in Timelkam statt – 2011 will sich der Kulturverein eine neue Location suchen. Letzte Chance also, dieses ungewöhnliche Event zu erleben! Das Fest startet am Donnerstag und geht bis Sonntag Früh.