Erstellt am: 24. 8. 2010 - 14:14 Uhr
Ich stimme für Kommando Elefant
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Schon allein mit dem Titel ihres Debüts "Kaputt, Aber Glücklich" hätte das Elefanten-Duo perfekt die Speerspitze unseres alternativen Österreichpops bilden könne. Schließlich erregen gerade die kaputten Identitäten des Showbusiness die Aufmerksamkeit des Publikums. Und wenn man trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – dazu auch noch Glück ausstrahlt, dann sind selbst die Leute mit im Boot, deren Leben unbedingt hitverdächtig ablaufen sollte. Mit ihrem zweiten Album sind die beiden Musiker, Produzenten und gewitzten Nachdenker Alf Peherstorfer und Bernhard Luis Pasching nicht nur musikalisch und lyrisch einige Schritte weiter, sondern überflügeln die von manchen gehegte Erwartungshaltung gleichermaßen, wie sie die Bedenken ihrer Kritiker mit entschärften Popgranaten atomisieren.
Ingo Pertramer
Was im Herzen vergraben bliebe
Es sind nicht mehr die vereinsamten, schmuddeligen Bars und das schon warme Bier, von denen uns Kommando Elefant erzählen. Auch kommen nicht mehr die Philosophen oder verzweifelt mutlosen gebrochenen Herzen zu Wort.
Kommando Elefant
Man fasste den Mut, diesmal die größeren Themen, die schon damals unter der Oberfläche schlummerten, unverblümt anzusprechen. Selbst wenn diese von unserer turbokapitalistischen Ich-AG-Gesellschaft vielleicht als naiv belächelt werden. So darf "Komm wir hauen Granaten rein. Das kleine bisschen Leben" von ewiger Liebe, den falschen Helden der Jugend und dem noch immer ununterdrückbaren Drang nach der nicht enden wollenden Party sprechen, sowie auch mal melancholisch auf die Vergangenheit und unabwendbare Tragik der Gegenwart blicken.
Gerade die Musik bietet Luis die Möglichkeit, das auszudrücken, was sonst im Herz vergraben bliebe - was jammerschade wäre, schließlich hätten uns die Elefanten dann nicht einen solch großartigen, orchestralen, luftigen Popflug nach Alaska beschert. Wenn wir weit unter uns die Iglus, herumschleichenden Wölfe und kleine Lagerfeuer im Eis entdecken, dann stellt sich nämlich ein Gefühl der Hoffnung ein, dass selbst der abgelegenste Ort dieser Welt einen Platz für uns bereitstellen kann.
Soundtrack für die alternde Jugend
Wer wird schon gerne erwachsen, fragt sich nicht nur Peter Pan. Auch Alf und Luis bewegen sich in der Welt der "Berufsjugendlichen", die eine große Schnittmenge mit der des Musikbusiness hat. Insofern klingt es ganz stimmig, wenn einer der beiden Elefantenkommandeure meint, ihre Songs wären der perfekte Soundtrack für die alternde Jugend. Denn neben den schönen Beobachtungen des kleinen Lebens, die aus erwachsenerer Perspektive resultieren, spielt man in jugendlichem Leichtsinn gerne mit Granaten, um verkrustete Alltagsvorurteile und einzementierte, opinion leader-hörige Gruppen aufzusprengen. Ganz im Sinne von: Wenn schon ein Popsong nicht die Welt ändern kann, reibt er sich wenigstens an der unmittelbaren Umgebung, sodass sich mancher beschämt am Hinterkopf kratzen muss.
Ingo Pertramer
Es ist eine gewagte Post-Pop-Zitat-Welt, in die uns Kommando Elefant mit ihrem teils romantisch schleppenden, teils rotzig rockenden Sloganpop entführen. Hier hat fast alles Platz. Man tanzt den verdrehten L'amour-Hatscher, springt zum Udo Lindenberg-Stadionrocksong, nickt zur Indie-Mitsingnummer mit dem Kopf und stolpert zum betrunkenen Partytango um sechs Uhr früh übers Parkett. Diese uneingeschränkte Toleranz wünscht man sich auch im erwachsenen Leben, und mit jeder abgegebenen Stimme für Kommando Elefant lassen wir diese Utopie ein Stück weit Wirklichkeit werden.