Erstellt am: 28. 8. 2010 - 14:33 Uhr
Die Faszination der Welle
Der Filmtitel The Ultimate Wave - Tahiti 3D ließ mich an ein effektreiches Surfspektakel denken - lässig genug, um es anzuschauen, aber viele Hintergrundinformationen oder neue Erkenntnisse erwartete ich mir nicht. Dann entpuppte sich der Film als Dokumentation, in der geschickt Elemente aus Geologie, Wetterkunde, Anthropologie und Surfsport kombiniert werden.
Der 3D-Boom ist vorbei?
Von wegen. Hier zeigen sich die Stärken der jungen Technologie. "The Ultimate Wave - Tahiti 3D" ist nicht nur schön, sondern geht überaus intelligent mit der zusätzlichen Dimension im Kinosaal um.
Fantasiafilm
Der neunfache Weltmeister Kelly Slater und die tahitianische Surflegende Raimana Van Bastolaer bringen uns die Geschichte der berüchtigten Teahupoo-Welle näher. Teahupoo ist eine der schönsten und gleichzeitig gefährlichsten Buchten der Welt, sozusagen die Kitzbüheler Streif des Surfsports. Und wie das auch bei Skiübertragungen manchmal üblich ist, wurden für diese Dokumentation Kameras auf die Sportgeräte der Akteure montiert - und zwar hochempflindliche 3D-Kameras, die im Kino den Eindruck erwecken, selbst auf dem Brett zu stehen, mit Booten zu fahren und zwischen Korallenriffen und Haifischen zu tauchen.
"Ich habe keine Angst vor den Haien", sagt Kelly Slater im Film, "gefährlich wird es nur, wenn du dich an einem Korallenriff verletzt und blutest. Dann würde ich sofort aus dem Wasser gehen."
Nirgends sind die Korallenriffe so knapp unter der Wasseroberfläche wie in Tahiti - zum Teil nur einen halben Meter. Die "Dämonenwelle" hingegen erreicht bis zu zwölf Meter Höhe, Tonnen von Wasser bauen sich über den Köpfen der Surfer auf.
Stephen Low
Der aus Montreal stammende Filemacher gehört zu den aktivsten IMAX-Regisseuren der Welt. 15 Großformatfilme sind unter seiner Leitung entstanden. "The Perfect Wave - Tahiti 3D" ist seine bisher aufwändigste Produktion.
Fantasiafilm
Bevor das im Film gezeigt wird, sehen wir einheimische Kinder, die gekonnt auf den Brettern balancieren, wir hören über die historischen Vorläufer der Surfsports auf den Inseln Polynesiens, wir sehen alte Wetter-Rituale, gefolgt von Computeranimationen mit wissenschaftlichen Erklärungen zur Entstehung der Welle. Mond und Erde rotieren vor unserer Nasenspitze, dann geht es zurück ins Meer. Während die Surfer bei windstillem Wetter auf die Riesenwellen warten, trainieren sie das Luftanhalten unter Wasser, indem sie Steine am Meeresgrund herumschleppen. Schildkröten und bunte Fischschwärme schwimmen durch den Kinosaal.
Neuerliche Computeranimationen veranschaulichen die vulkanische Entstehung Tahitis oder das exponentielle Wachstum von Wellen aufgrund der Einflüsse von Wind, Gezeiten und Meeresboden.
Filmstart
ist am 26. August 2010
(Lugner Kino)
Die von den Surfern geliebte und gefürchtete Teahupoowelle bildet den - nach nur 60 Minuten etwas frühen - Abschluss des Films. Die Welle wird zuerst am Computer simuliert, dann folgen Aufnahmen, die Kelly Slater inmitten der Naturgewalten zeigen. Respektiert wird der neunfache Weltmeister nicht nur als weltbester Surfer, sondern auch als Umweltaktivist. "The Ultimate Wave - Tahiti 3D" ist darum auch ein gelungener Aufruf zum Schutz des fragilen Ökosystems, unweit dessen bis 1996 Frankreich ja auch mal 188 Atombomben gezündet hat.