Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Oh! Next Generation "

Elisabeth Gollackner

Subjektivitäten, Identitäten und andere feine Unterschiede.

26. 8. 2010 - 13:25

Oh! Next Generation

"Liebe Eva", so beginnt jedes SMS von ihrer Mutter. "Liebe Eva, wie geht es dir?"

Oh! - Irritationen im Alltag

Mutter sei nicht imstande, sagt sie, die jahrelang antrainierte Höflichkeit eines gepflegten Briefwechsels abzulegen, auch wenn es sich um so etwas Banales wie ein SMS handelt.
"sonntag ok?" würde Eva schreiben. Mutter hingegen tipselt mit ihren gepflegten Fingern Bachmann'sche Romane in die kleine Tastatur ihres Handys.

Comicstil; jemand denkt an einen Brief

elisabeth gollackner, fm4

Dass die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern eine schwierige sein kann, steht außer Frage. Dass sich diese Schwierigkeiten eins zu eins auf die Telekommunikation übertragen lassen, ist überraschend und macht das Leben leider auch nicht leichter.

Manche Exemplare der Spezies Eltern legen sich Handys zu, ignorieren allerdings gekonnt die Zusatzfunktionen des kleinen Begleiters. Ein Telefon ist schließlich ein Telefon. Solange es nicht klingelt (oder eine polyphone Zauberflöte die Hosentasche zum Hüpfen bringt), ist alles egal.

Andere wiederum verweigern sich der transportablen Telefone vollends. Es scheint so, als wäre die Bürde der Elternschaft (immer verfügbar sein zu müssen für mindestens 15 Jahre) genug gewesen. Jetzt ist man froh, wenn der Nachwuchs nicht genau weiß, auf welcher Weinverkostungsfahrt samt Thermen-Testung man sich gerade befindet.

Schon wieder piepst Evas Handy. Mutter möchte wissen, ob alles in Ordnung sei, weil ihre Nachricht so "kurz angebunden" klinge. Und Eva sagt: "Ich glaub, ich ruf sie besser mal schnell an."