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Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

13. 8. 2010 - 11:35

Viel Lärm um Nichts

Das "A-Team" ist nur der Vorläufer einer neuen Welle der Achtziger-TV-Nostalgie im Kino.

Beschäftigen wir uns also zwischendurch wieder einmal mit der Dekade, die niemals enden will.

Dass die achtziger Jahre nun bereits so lange als Quelle der musikalischen Inspiration herhalten, wundert mich ja beispielsweise nicht. Schließlich verbergen sich unter der Oberfläche des schultergepolsterten Mainstreampop, der von vielen Revivalisten am offensichtlichsten geplündert wird, bekanntlich unzählige spannende, innovative, bisweilen subversive Styles.

Trotzdem sind gewisse Ermüdungstendenzen nachvollziehbar, irgendwann hat auch der letzte Editor seinen Ian Curtis ausgegraben, wurden sämtliche DX7-Keyboards entstaubt und die Gitarren à la The Jesus and Mary Chain verstimmt.

Während sich die Musikszene aber den Umgang mit den offensichtlichsten Eighties-Referenzen mittlerweile ziemlich gut überlegt, scheint im Kino der unverfrorene Raubzug an der Vergangenheit erst so richtig zu beginnen. "Footloose" wird etwa wieder aufgewärmt, ein weiterer "Ghostbusters"-Teil steht ebenso in den Startlöchern wie "Red Dawn" oder "Robocop".

Knight Rider

Universal TV

Besonders gerne werden aber seit geraumer Zeit Remakes von TV-Serien aus dem umstrittenen Jahrzehnt produziert.

Kein Wunder, blickt doch eine ganze Generation mit nostalgisch verklärten Augen auf die föhnfrisierten Helden ihrer Kindheit zurück, ob es sich nun um Michael Knight, Sonny Crockett oder McGuyver handelt.

US-Fernsehshows aus den Achtzigern werden von riesigen Fanscharen verehrt und auch schon mal gerne mit dem inflationären Prädikat "Kult" geadelt.

Dazu passend drückt Hollywood die entsprechenden Knöpfe. Nachdem die 70s-JüngerInnen mit Leinwand-Varianten von "Starsky & Hutch" oder "Charlie's Angels" bereits ausgiebig versorgt wurden, bieten sich die Bildschirm-Kids der Achtziger als Zielgruppe an.

The A-Team (TV)

Stephen J. Cannell Productions

Nach der Reanimation von "G.I. Joe" und dem Megaerfolg der "Transformers"-Filme wagt jetzt "The A-Team" einen Kinoeinsatz. Die Serienvorlage rund um den zigarrenpaffenden Hannibal Smith und seine toughen Söldnerjungs gehörte in den mittleren Achtzigern zu den ganz großen amerikanischen TV-Hits.

Vier kernige Männer, allesamt brave Soldaten, die unschuldig in Verruf geraten selber auf der Flucht sind, helfen in Not geratenen Menschen: Diesen Kern der Geschichte behält die Reboot-Version bei.

Allerdings spielen Liam Neeson, "Hangover"-Star Bradley Cooper, Mixed-Martial-Arts-Champion Quinton Jackson und "District 9"-Entdeckung Sharlto Copley in der 2010er-Variante keine Vietnamveteranen mehr. Das moderne A-Team besteht aus Golfkriegs-erfahrenen Raubeinen, die es heftig krachen lassen.

The A-Team

Centfox

Und krachen und knallen tut es andauernd in diesem Film. Abseits diverser effektvoller Sprengungen demonstriert Joe Carnahan, der seine Karriere einst vielversprechend mit dem Drogenthriller "Narc" begonnen hat, aber auf katastrophale Weise das Dilemma rund um 80er-TV-Adaptionen.

Im Grunde sind Serien wie das "A-Team" nämlich völlig in ihrer Entstehungszeit verhaftet und versperren sich einem Update.

Blickt man hinter den Schleier aus infantilen Reminiszenzen, zieht man die Feel-Good-Aura einer nur vermeintlich unschuldigen Ära ab, als Fernsehen noch von überlebensgroßen poppigen Mythen lebte, subtrahiert man auch noch den enormen Trashfaktor und den sehr speziellen 80er-Humor, bleibt nur ein einziges Vakuum übrig.

The A-Team

Centfox

Diese Leere der Originale ist heutzutage schwer zu füllen. "Miami Vice"-Erfinder Michael Mann schaffte es als einer der wenigen auf kreative Weise. Im Kino verwandelte er 2006 die legendären Schickimicki-Cops in gebrochene Gegenwartsfiguren, schraubte den bereits vorhandenen Romantik-Faktor hinauf und machte aus pinkfarbenem Kitsch tödlichen Ernst.

Joe Carnahan dagegen fällt nicht mehr ein als das übliche hektische Schnittgewitter, digitaler Hokuspokus und schlechte Bubenwitze. Womit sich das "A-Team" perfekt in eine Tradition sinnentleerter Sommer-Blockbuster einreiht. Viel Lärm und gar nichts dahinter.

Manches sollte man eben einfach lieber in der schundigen Wühlkiste und im Reich der Erinnerungen ruhen lassen. Weil Hollywood aber keine Gnade kennt, befindet sich ein neues "Masters Of The Universe"-Spektakel angeblich in der Planungsphase und freut sich der TV-Bulle "T.J. Hooker" auf Kinoabenteuer.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer Michael Knight wieder in sein Auto steigt.