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Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

8. 8. 2010 - 14:40

Song Zum Sonntag: Danger Mouse & Sparklehorse

Sie zeigt allen wo's lang geht: "Little Girl"

Ein Trick der Leute die klug aussehen wollen, ist Selbstbewusstsein, auch wenn man gerade im Dunkeln tappt. Nur kindische Menschen behaupten, sie würden "wachsen", in Wirklichkeit stürzt man eine Lawine hinuter und dann taucht das Leben auf. Kleines Mädchen, du bist das coolste Wesen das es gibt, Ich möchte dich allen zeigen. Kleines Mädchen, du bist verwirrt und wurdest gequält, du bist merkwürdig, aber du zeigt ihnen allen, was es bedeutet, zu Lieben, zu Lachen und zu Leben.

Gruppenbild Dark Night of the Soul: David Lynch, Danger Mouse und Mark Linkous

magyar.mashkulture.net

Wie eine junge Wienerin nach einem dieser lebensgefährlichen Meet and Greets in der Lugner City sagte, gefragt warum sie so ausflippe und rumkreische, angesichts der objektiv gesehen doch ziemlich öden und talentarmen Figur Menowin: "Weil wir Mädchen sind" - Mädchen wollen alle sein.

Die kleinen Mädchen. Die Projektionsfläche des pubertären männlichen Popstars und seines Fans. Die teils verniedlichten, teils zur absoluten Glaubwürdigkeitsreferenz verklärten Gradmesser der Unmittelbarkeit und Verkörperungen der stürmischen, rücksichtslosen, von einer komischen Urkraft getriebenen Begeisterung. Die Radikalen Tester des aufkeimenden Individualismus.

Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt

cover von dark night of the soul

emi

Neben Julian Casablancas, der diese Zeilen auf dem nunmehr nach einem Jahr nach seiner Fertigstellung herausgekommenen All Star Album "Dark Night of the Soul" von Sparklehorse und Danger Mouse singt, haben die "kleinen Mädchen" viele auch auch direkt besungen: Alex Chilton, The Doors, The Knack, Stranglers, Pulp. Angesprochen sollten sie nach diesem beschriebenen Gesetz des Pop immer sein.

Denn wenn es eine pubertäre Zuschreibung der Popgeschichte gibt, dann die: Die kleinen Mädchen haben immer recht. Vergiss die Jungs, vergiss die Kenner, vergiss die Kritiker, die kleinen Mädchen sind der Gradmesser, ob ein Popsong oder eine Figur als solche funktionieren. Wenn ein Lied ihren sprichwörtlich kurzen Aufmerksamkeitsspannen entschwunden ist und sie sich langweilen, dann hätte man immer noch Zeit, Popkunstwerke mittels Kategorien wie "musikalischer Qualität" oder "künstlerischer Dauerhaftigkeit" oder etwas ähnlich Langweiligem zu messen.