Erstellt am: 8. 8. 2010 - 16:25 Uhr
Are you stuck in the mud?
Wie ein Fluch hängen schwere Regenwolken schon am Donnerstag über dem Vorarlberger Himmel. Ein guter Freund meint lachend: "Manche sagen Starkregen, andere sagen Szenewetter." Tatsächlich wird das Szene Openair jedes Jahr von intensiven Regenfällen heimgesucht, aber so arg wie diesmal war es noch nie. Gummistiefel an, und durch.

Lisa Rümmele
Freitag - Regen, Schlamm und FM Belfast
Das Gelände steht unter Schlamm und Wasser - aber die Festivalgäste sind hartgesotten und lassen sich von ein bisschen Matsch nicht die Laune verderben - und so schlimm ist es ohnehin nicht, ein bisschen dreckig halt. Jedenfalls noch lange kein Grund, sich nicht auf FM Belfast aus Island zu freuen.
Vor dem Konzert treffe ich die Truppe aus Reykjavík zum Interview im Hotel, wo ich Árni und Örvar gerade beim Dehnen überrasche.

Lisa Rümmele
Als Belohnung beschenke ich die beiden während dem Interview mit Bergkäse - und die Freude ist groß. Ölvar erklärt mir: "Käse in Island schmeckt meistens nach Plastik." Auch sonst erzählen die vier einige Geschichten aus ihrem Festivalsommer: In Frankreich haben sie vor 20.000 Menschen mit geliehen Instrumenten gespielt, weil ihr Gepäck verloren ging. Und Sängerin Lóa wurde abwechselnd von Spinnen und Flöhen gebissen. Alles halb so wild.

Lisa Rümmele
Danach geht es gleich wieder zurück zum Festivalgelände am Alten Rhein in Lustenau - viel Wiese ist nicht mehr übrig. Auch der Platz vor der Hauptbühne gleicht einem schlammigen See - der wiederum trennt die erste Reihe vom restlichen Publikum.

Lisa Rümmele
Die sympathische Band gibt wirklich alles - feinster Elektro-Pop aus Island, und das mitten am Nachmittag. Bei Underwear stehen die drei Burschen dann tatsächlich in ihren Unterhosen auf der Bühne. Mein persönliches Highlight. Die Musik, nicht die Unterhosen.

Lisa Rümmele
Während der Regenpause versuchen die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen des Szene-Festivals, den Boden mit Stroh zu präparieren. Im Zirkuszelt dahinter stehen derweil die TV Buddas aus Israel auf der Bühne.

Lisa Rümmele
Chris Corner is not Pete Doherty
Wenig später freuen sich die Festivalgäste erwartungsvoll auf Chris Corner aka IAMX: Leider dauert der Soundchek wesentlich länger als das Konzert selbst. Bereits nach etwa 20 Sekunden brechen Chris Corner und Band während dem ersten Lied ab und verlassen wutentbrannt die Bühne. Nur um danach für etwa zwei Minuten wieder auf die Bühne zu kommen und mit ihren Instrumenten um sich zu werfen. Dann folgt ein abermaliger Abgang, diesmal für immer. Der Sound auf der Bühne ist Chris Corner viel zu leise und er hat auch keine Geduld dafür, den Soundtechniker das Problem lösen zu lassen. Stattdessen verbarrikadiert er sich lieber in seiner Garderobe. Bandmanager Reza entschuldigt sich und verspricht eine Wiedergutmachung. Das hilft dann aber auch nicht viel, das Publikum ist enttäuscht. Aber unterhaltsam war das Szenario dennoch.

Lisa Rümmele
Keine zwei Minuten nach dem Kurzauftritt von IAMX werden die Instrumente schon wieder von der Bühne gekarrt und wenig später steht der Schweizer Rapper Bligg auf der Bühne. Es ist sein erstes Konzert in Österreich

Lisa Rümmele

Lisa Rümmele
Samstag - Sonne, Schlamm und Adam Green
Sonne! Wenn man am Samstag in den Himmel schaut, würde man wohl kaum vermuten, welche Wassermassen die Tage zuvor auf das Festivalgelände niedergeprasselt sind. Ein Blick auf den Boden erklärt hingegen alles.

Lisa Rümmele
Am sonnigen Samstagnachmittag gibt es dann ein wildes Potpourri mit Musik aus allen Ecken und Genres zu hören. Amüsant.

Lisa Rümmele

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Und dann gab es noch Adam Green, den eigenwilligen Anti-Folk-King aus New York. Adam sucht wie gewohnt sehr viel Nähe zu seinem Publikum, das er pflichtbewusst mit Autogrammen vulgärer Art versorgt.

Lisa Rümmele
Schon bei seinem ersten Song verausgabt sich Adam Green wie andere Musiker bei ihren Zugaben und er zieht sich während seinem Auftritt etwa zehn mal um. Allerdings nicht mit seinen eigenen Klamotten, nein - viel lieber beraubt er die ersten Reihen ihrer T-Shirts und gibt allen die Chance, seinen verschwitzen Körper zu begrapschen.

Lisa Rümmele

Lisa Rümmele

Lisa Rümmele
Trotz allem Schlamm und Regen war es ein amüsantes Wochenende, das Szene Openair in Lustenau hat seinen eigenen Charme - auch bei Starkregen. Und ich möchte diesen Artikel mit einem innigen Wunsch an den Vorarlberger Himmel abschließen: Lass doch nächstes Jahr einfach die Sonne scheinen, nur einmal. Das wäre eine schöne Geste.