Erstellt am: 9. 8. 2010 - 15:28 Uhr
Interactive Media Academy
Niki Laber hat österreichische Games-Geschichte geschrieben: "Der Clou!" aus dem Jahr 1994 gilt als einer der ersten internationalen Erfolge eines österreichischen Entwicklerstudios, mit den gelungenen Xbox-Versionen von "GTA 3", "GTA Vice City" oder "Max Payne" stürmte der Wiener in den Nuller Jahren die internationalen Gamescharts. Heute ist Niki Laber Chef des Österreichischen Verbands für Unterhaltungssoftware ÖVUS. Die Notwendigkeit zur Gründung einer neuen Schule für Gamedesign hat sich unter anderem ergeben, weil das Games College - bisher die wichtigste heimische Bildungseinrichtung für Spieleentwicklung - in finanzielle Probleme geraten war und seine Pforten geschlossen hat. Studierende, die am Games College bereits kurz vor dem Abschluss gestanden wären, wechselten - um weiterzustieren zu können - im vergangenen Frühling an die neu gegründete Interactive Media Academy, obwohl diese offiziell erst im Herbst ihren Betrieb aufnimmt.
SAE
Zu finden ist die Interactive Media Academy im 6. Wiener Gemeindebezirk, und zwar im Haus der SAE, einer weltweit 50 Schulen betreibenden Bildungseinrichtung für Audio- und Videoproduktion. Steht man vor dem Gebäude der Wiener SAE, könnte man glauben, dass sie nur ebenerdig ist, tatsächlich verfügt das Institut auch über den Keller und vier Stockwerke des Hauses. Im zweiten Stock präsentierten Studierende Anfang August Abschlussarbeiten eines Game-Development-Kurses, zum Beispiel Jonathan: "Ich werde hier meinen Bachelor absolvieren. Heute präsentiere ich das Ergebnis eines Praxisprojekts: Wir haben ein iPhone-Game gemacht. Das waren ca. drei Monate Arbeit." Auf die Frage, wieviel Prozent der Kenntnisse und Fähigkeiten er sich für die Entwicklung des Spiels im Kurs angeeignet habe, sagt Jonathan: "Über neunzig Prozent."
SAE
Die Kooperation mit der SAE hat für die neu gegründete Interactive Media Academy einige Vorteile. Zum Beispiel die Möglichkeit, vier Tonstudios der SAE zu nutzen, und sogar ein Filmstudio, das mir Schulleiterin Barbara Skoda stolz zeigt: "Das ist unsere Greenbox. Unser Filmstudio, wo die Studenten auch Techniken wie Motion Capturing oder Motion Tracking anwenden können." Techniken, die beim Game-Design immer wichtiger werden. Abgesehen davon lernen die Studierenden auch Theoretisches: Was eigentlich ein gutes Spiel ausmacht, oder die Strukturen internationaler Gamespublisher. Ein guter Gamedesigner muss auch wissen, wie man in weltweiten Teams von hunderten Mitgliedern arbeitet. Dem Spieleentwickler-Veteran und ÖVUS-Vorsitzenden Niki Laber geht es letzlich auch um die Suche nach lokalen Talenten, die zu solcher Vernetzung überhaupt willens und fähig sind: "Ausgegangen ist das ganze eigentlich davon: Als ich das Entwicklerstudio Rockstar Vienna geleitet habe, haben wir sehr viele Programmierer oder Grafiker aus aller Welt angeheuert. Wir haben sie aus fernen Ländern, teilweise aus Neuseeland, mitsamt ihrer Familie hierhergeholt. Man kann sich vorstellen, dass es nicht gerade billig ist, solche Leute nach Wien zu holen. Daraus ist die Idee entstanden, in Wien eine Ausbildung zu schaffen und den Nachwuchs zu fördern."
SAE
Eigentlich hat die SAE auch in den letzten Jahren schon einen international ausgerichteten Gamedesign-Kurs angeboten: Und zwar in Koperation mit dem australischen Qantm College. Diese Ausbildung dauert allerdings nur ein Jahr. Hingegen dauert die Ausbildung der neu geschaffenen Interactive Media Academy zwei Jahre, den Bachelor-Abschluss erhält man von der Donau-Universität Krems. Ein Qualitätssprung, sagt SAE-Schulleiterin Barbara Skoda: "Es ist neues Know-How da. Es ist engere Zusammenarbeit mit der Industrie möglich. Das Wissen, das Niki Laber mitbringt. Die Internationalität und das Standing der SAE in Wien. Jetzt können wir die Game-Ausbildung größer und attraktiver als je zuvor gestalten."
Billig ist ein Studium an der Interactive Media Academy allerdings nicht: Pro Monat sind über 400 Euro zu bezahlen. Informationsmateralien und Preislisten gibt es hier, die Anmeldung fürs Wintersemester 2010/2011 ist bis Ende September möglich.