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Pia Reiser

Filmflimmern

5. 8. 2010 - 11:53

Der Phoenix mit der Masche

2008 spielte Joaquin Phoenix eine Runde Pubertät, war mit Bartwachstum und dem Wunsch, Rapper zu werden, beschäftigt. Eine Doku über sein eigenbrötlerisches Jahr kommt im Herbst in den USA in die Kinos.

Wir erinnern uns: Ein Mann ließ sich einen Bart wachsen und halb Tinseltown wusste nicht mehr, wo einem der Kopf stand, an den man sich so gerne vor Verwunderung fassen wollte. Jener Mann heißt Joaquin Phoenix und der Nebensatz, der an seinen Namen angehängt wurde war 2008 nicht mehr der Bruder von River oder der aus "Walk the Line", sondern der mit dem Bart. Dabei war jener Vollbart ja nur Teil eines mehrstufigen Programms, von dem man bis heute nicht weiß, meint er es ernst oder macht er einen auf Hoax und Tollerei. Es folgte ein wortkarg-kauziger Auftritt bei Letterman und die Absicht, die Schauspielerei aufzugeben, um von nun an Rapper zu sein.

Joaquin Phoenix

huffingtonpost

Der Schauspielerei Bye Good Phoenix Joaquin sagte

Im Hollywood der 30er bis Ender der 70er Jahre wäre das Phoenix'sche Verhalten nicht weiter aufgefallen, wer jemals Kenneth Anger oder Peter Biskind gelesen hat, dem erscheint die Traumfabrik anno 2010 ohnehin wie ein aseptischer Fiebertraum aus dem Hause Mattel. Phoenix Verhalten aber schaffte es bis in die heiligste Halle Hollywoods, die Verleihung der Academy Awards, wo Ben Stiller bärtig, bebrillt und brabbelnd einen auf Phoenix machte.

Ich glaube ja immer noch (und wenn ihr mir nicht glaubt, vielleicht glaubt ihr ja Gwyneth), dass Phoenix uns alle narrt und sein 2008er Eigenbrötlertum einzig einem Zweck diente: Erstens: In Andy Kaufmans Fußstapfen zu treten und aus der Fußstapfentreterei einen Film zu machen. Sein Schwager Casey Affleck, der momentan wegen sexueller Belästigung angeklagt wird, hat Joaquin Phoenix im Jahr 2008, dem Jahr, das als Phoenix meltdown in den Hollywood Annalen zu finden ist, mit der Kamera begleitet. Die Doku, die dezidiert keine mockumentary sein will, heißt "I'm still here" und wurde bereits potentiellen Verleihern gezeigt. Viel ist noch nicht durchgesickert, man könne Zeuge werden von "Phoenix snorting cocaine, ordering call girls, having oral sex with a publicist, treating his assistants abusively and rapping badly". Magnolia Pictures war interessiert und bringt "I'm still here" voraussichtlich am 10. September 2010 in die amerikanischen Kinos. Das Monster namens "virales Marketing" hat bereits ein paar Phoenix-Stencils in Chelsea an die Wände gespuckt.

Das Filmplakat wurde vor einigen Tagen veröffentlicht und treibt einem wegen grafischer und typografischer Schönheit die Tränen in die Augen. Ein Plakat, als hätte das "Fantastic Man" und das "Purple Magazin" ein Baby bekommen. Und was für ein schönes Baby.

Poster des Films "I'm still here"

Magnolia Pictures