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Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

4. 8. 2010 - 13:02

Schöne Sätze

Alltagsweisheiten, Banalitäten und Oneliner, aufgeschnappt von einem bekennenden Magazinjunkie. Heute mit M.I.A, Arcade Fire, Glenn Danzig und anderen.

Arcade Fire, Musiker, über das digitale Zeitalter
Régine Chassagne: Es dauert zwei Sekunden, und man hat jede Information. Aber bloß weil man etwas auch bekommen kann, heißt es nicht, dass man sich damit besser fühlt. Das ist doch kein Wert.
Win Butler: Gerade in Bezug auf Musik interessiert mich das nicht. Mir wäre es viel zu anstrengend, jedes Detail über mich zu twittern. Ich finde ja schon die ganze Mailerei schlimm: Morgens nach dem Aufstehen checkt man seine E-Mails – und abends vor dem Zubettgehen ist es das Letzte, was man tut. Aber die Leute vergessen, dass sie die Wahl haben!
(Musikexpress)

Rene Pollesch, Dramatiker, über Stücke für die Ewigkeit
Ich glaube nicht an das Werk. Dem abzuschwören fiel mir irgendwie leicht, weil ich in keinem Bildungsbürgerhaushalt aufgewachsen bin. Ich glaube ans "Werden". Ich hoffe, dass unsere Gesellschaft in 200 Jahren so viel weiter sein wird, dass sie die Probleme, die wir in unseren Stücken beschreiben, gar nicht mehr versteht.
(Kurier)

M.I.A., Musikerin, über die Gegenwart
Gorillaz summed up the decade by saying that we are becoming a nation of 'voyeurs and typists'. I think that is 100 per cent true. If we were voyeurs and typists, then the typists need to write history with some integrity and the voyeurs need to see things without the walls.
(Dazed & Confused)

M.I.A

XL Recordings

Glenn Danzig, Metal-Ikone, über den Sinn des Musikmachens
Du solltest wirklich nur Musik machen, wenn es dir Spaß macht, Musik zu machen. Und wenn du auf Tournee gehst, sollte es dir Spaß machen, live zu spielen. Wenn es dir keinen Spaß macht, live zu spielen, solltest du nicht auf Tour gehen, weil die Leute dafür bezahlen, dich zu sehen, und dann nicht sehen wollen, wie du dich da oben langweilst. Das ist Schwachsinn.
(Vice)

M.I.A., Musikerin, über ihr Skandalvideo "Born Free"
Ich habe schon schlimmeren Kram auf YouTube gesehen, ich meine, hallo! Die Videos von Justin Bieber sind wie Folter für mich. Seine Videos sind doch genauso gewalttätig.
(Musikexpress)

Nicolas Winding Refn, Regisseur, über Kunst
Kunst muss spalten. Liebe und Hass kosten gleich viel Energie. Über Kunst muss man nachdenken und dann eine Entscheidung treffen. Das ist Kunst. Emotional und schwarz und weiß.
(Splatting Image)

Georg Seeßlen, Autor, über das aktuelle Vampirkino
Wenn früher das Fantastische als unheimliche Kraft ins Normale einbrach, so ist in "Twilight" der Einbruch des Normalen ins Fantastische gelegentlich so erschreckend, dass man die Untoten vor den Menschen bewahren möchte und nicht umgekehrt.
(Spex)

Twilight: Eclipse

Summit Entertainment

M.I.A., Musikerin, über das Web 2.0
I want the kids to be aware of this digital circumstance. Infotainment is what I make, not entertainment. On the Internet everyone is like, 'Oh my God, come and join Facebook! Come and join MySpace!' They're all so optimistic, everything is so great. And really, everone's fucking you up behind screens. (...) It's difficult for me to interact with my fans knowing that. Google and Facebook were developed by the CIA, and when you're on there, you have to know that.
(Nylon)

Rene Pollesch, Dramatiker, über das Theater als moralische Anstalt
Das war doch das Letzte, was Schiller im Sinn hatte! Im Theater wird man gerade von der Moral befreit. Da kann man lügen und betrügen und das Publikum applaudiert dazu. Man kann sogar fliegen. Schiller sagt, der Mensch ist nur da Mensch, wo er spielt. Und zwar befreit von all den Zwängen, zu denen ihn die Gesellschaft zwingt.
(Kurier)

Jake Shears, Sänger der Scissor Sisters, über Prostitution
Ich habe früher viele Wohnungen mit sehr vielen Strichern geteilt. Ich habe kein Problem mit Prostitution. Ich respektiere diesen Job. Als Popstar verkauft man sich ja auch, das meine ich gar nicht negativ – es ist vielleicht eher eine mentale Prostitution auf der Bühne, aber die Leute kommen ja doch auch, um meinen Körper zu sehen. In den besten Momenten unserer Konzerte habe ich mich immer als Prostituierter gefühlt.
(Spex)

Scissor Sisters

Universal Music

Jamie Reynolds, Musiker bei den Klaxons, über schamanistische Rituale
I saw a winged lizard ascending a spiral staircase. At the top of which was a glowing white ball. The next day I was watching that terrible Nicolas Cage movie "Knowing" and I saw the exact same image. I looked it up and discovered it was 'Ezekiel's vision' from The Bible. The white ball was God. The awaiting power. Everyone goes to these sessions with questions. Mine was, 'How do I write this new album?' And it gave me the answer, 'You don't need anything. Just go and do it.' So we did.
(NME)

Dave Gahan, Depeche-Mode-Sänger, über die außenseiterischen Fans seiner Band
Es sind immer die Kids, die in der Schule gehänselt wurden, die irgendwie nicht reinpassten, wo irgendwas nicht stimmt. Als ich jung war, ging es mir genauso, auch wenn ich mein Fremdsein gut verstecken konnte. (...) Und es gibt eine Menge Kids, denen es ähnlich geht. Und irgendwie scheint Depeche Mode diese Sonderlinge instinktiv anzuziehen – Leute, die nach etwas suchen, das außerhalb des Mainstreams liegt.
(Musikexpress)

M.I.A., Musikerin, über die Zukunft
The future is about making a decision between becoming a robot or becoming something more human. It's human versus robot and those are the issues that we have to make decisions on. That's the battle.
(Dazed & Confused)

M.I.A

XL Recordings