Erstellt am: 23. 7. 2010 - 15:15 Uhr
Mshini Wam
Mshini Wam, ihr wollt wissen was das ist?
spoek mathambo
Es ist die Band von Spoke Mathambo, die er für seine Live-Shows zusammengeführt hat. Mshini Wam, der Titel ist eine Referenz an die südafrikanische Geschichte. Ein populäres Widerstandslied aus Zeiten der Apartheit heißt Umshini wami.
Ich habe mit Spoek Mathambo vor Jahren einmal gesprochen. Damals war er als eine Hälfte des Duos Sweat X beim Icke Micke zu Gast. Er erzählte dadaistische Geschichten von seiner Oma, die in der Steppe von Südafrika sitzt und ihn ausgebildet hat und ihn auf eine Mission in die Welt geschickt hat, bevor er zurückkehrt, um seinen Thron zu benaspruchen. In seinen Worten klang das weniger martialisch als vielmehr versponnen komisch.
"Spoek Mathambo is a slippery post-Apartheid glam-rap prince from Soweto" kann man als akzeptierte Definition auf seiner Seite lesen.
So richtig Fan wurde ich bei der Zusammenarbeit von Spoek mit Schlachthofbronx auf Man Recordings. Mit dabei sein Partner in Crime Frau Gnucci Banana.
Das Hip Hop und Humor eine gut funktionierende Kombination sind, zeigt sich wieder einmal bei der Old School verliebten Nummer "Pop Like This" von Playdoe, dem Duo, das Spoek mit Sibot aka DJ Fuck bildet.
Mshini Wam, Machine Gun
"Mshini Wam", das Album von Spoek Mathambo, erschient nächste Woche. Chöre, Horns, Pfeifen, Klaps - das ganze Inventar von Blockparty Sounds, Trommeln, Minimal Beats. Ein Echo von Berlin, südafrikanischer Hip House, eine ganz eigene futuristisch monströse Ästhetik, die uns eine Ahnung gibt, das die Zukunft nicht nach klinischen Apple-weiß, sondern eher nach rostigem Müllplatz aussieht. Es dauert eine Zeit, bis man Spoek Mathambos "future african primitivism electro rap" verdaut hat. Das Intro ist eine Auforderung keine Angst zu haben.
Der Titeltrack von "Mshini Wam" ist in zwei Versionen auf dem Album erschienen. Er erzählt eine Township Geschichte: Kinder, die in einer Welt aufwachsen, in der sie AK-47 für Spielzeug halten.
Werte Leserschaft, gestatten sie mir einen kurzen Exkurs zur Begründung des Fantums:
Ich mochte M.I.A sehr für ihr störrisches Beharren darauf, dass eine hybride Pluralität von Perspektiven möglich ist. Für ihren Versuch zu zeigen, dass durch die universelle Verfügbarkeit von Technologien Orte, die ökonomisch gesehen Galaxien voneinander entfernt sind, geistig Zusammenwachsen können. Innovation bedeutet andere Realitäten und eine Pluralität von Perspektiven zuzulassen, ohne dass man auf einen romantisch verklärten Worldmusic-Kolonisationsfeldzug geht. Elektronische Musik, die ihre Perspektive über den Äquator in Richtung Süden erweitert, ein mehr an lokalen Ästethiken, Codes und Fragen in sich trägt, finde ich spannend. Wenn M.I.A heute in einem sauteueren Studio in L.A. sitzt, sich mit Bit Crushing spielt, um das ganze Lotek klingen zu lassen und sich auf Grenzen der Privatsphäre grob missachtende Medienschlachten einlassen muss um zu legitimieren, dass sie Spurenelemente, politische Gesten in ihrem Pop hat, dann sieht das so aus, als wäre sie Opfer ihres Erfolges. Die "Ich kenne mehr als den sicheren Westen"-Perspektive, die sie versuchte in ihrem Werk hör- und sichtbar zu machen und mit der sie, wie Kritikerinnen meinen, zu sehr hausieren gegangen ist - Stichwort radikal chique - bröckelt, weil das Ganze zu groß geworden ist.
Während die Welt nun streitet, ob jemand, der sich Freedom Fighter nennt, Trüffelpommes essen darf oder nicht, fürchte ich, dass die Welt, die Spoek Mathambo zwischen Soweto, Berlin und London gebaut hat, nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient hätte.
Dieses Video ist zwar eine mehr oder weniger getarnte Turnschuhwerbung, aber es gibt einen Einblick in die Welt und Geschichte von Spoek Mathambo. Der südafrikanische Musiker und Konzeptkünstler Xander Ferreira aka Gazelle war an der Produktion beteiligt. Immerhin: die Geldgeber waren cool genug, die in Soweto hergestellten Bootlegs im Video zu lassen.
Mshini Wam von Spoek Mathambo erscheint am 30 August auf BBE.