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Mari Lang

Moderiert, beobachtet und probiert aus – neue Sportarten, Bücher und das Leben in der Ferne. Ist Ungarn-Fetischistin.

22. 7. 2010 - 19:53

Sich im öffentlichen Raum kugeln

Im Freibad, im Wohnzimmer und im Hinterhof - Crossboule kann man überall spielen. Wir haben die moderne Variante von Boule ausprobiert.

"Das ist doch ein Alte-Männer-Spiel", bekomme ich von meiner Schwester zu hören, als ich sie frage, ob sie mit mir Boule spielen will. "Stimmt so nicht ganz", sage ich und packe meine Crossboule Kugeln aus. Das Kugelspiel, das angeblich schon 460 v. Christus in Griechenland gespielt wurde, und das man vor allem aus französischen Filmen kennt, gibt es jetzt nämlich in einer modernen Variante.

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Statt aus Stahl sind die Kugeln dabei aus weichem Kunstleder und mit Kunststoffgranulat gefüllt, sodass sie wie Hacky-Sacks ausschauen und sich genauso anfühlen. Gespielt wird nach den leicht abgeänderten Boule-Regeln – im Freibad, im Wohnzimmer und im Hinterhof. Denn Crossboule braucht keinen eigenen Spielplatz – der gesamte öffentliche Raum mit seiner Dreidimensionalität wird zum Spielfeld.

Wir suchen uns also ein schattiges Plätzchen im Park und packen die Crossboule-Sets aus. Jede von uns bekommt drei gleich große und gleichfarbige Kugeln. Die siebte und kleinste Kugel ist die Zielkugel, um die es bei Boule genauso wie bei Crossboule im Grunde geht. Denn die Idee ist es mit den eigenen Wurfgeschossen so nah wie möglich an die Zielkugel heranzukommen. Was anfangs total einfach aussieht, stellt sich als ziemliche Herausforderung dar. Die Kugeln fallen und rollen überall hin, nur nicht in die Richtung der Zielkugel. "Ich war in der Schule im Kugelstoßen auch immer voll schlecht", sage ich zu meiner Verteidigung und versuche ein Gefühl für die Kugeln zu bekommen, die je nach Untergrund schneller oder langsamer rollen.

Crossboule-Kugeln im Grass

Mari Lang

Nach einer knappen Stunde, in der wir Sträucher, Parkbänke und Mistkübel bespielt haben, lande ich meinen ersten Wurm, eine Combo, bei der zwei meiner Kugeln in einer Reihe neben der Zielkugel liegen, aufgefädelt wie ein Wurm eben. Das bringt drei Punkte und erhöht die Chance auf einen gewonnen Satz ungemein. Denn um einen Satz zu gewinnen, muss man 10 Punkte erreichen. Bei drei gewonnen Sätzen ist das Spiel zu Ende.

"Eigentlich ein super Spiel für Festivals", meint meine Schwester, nachdem sie mich mit Combo-Würfen übertrumpft. "Die Kugeln sind so leicht, dass man sie überallhin mitnehmen kann. Die Regeln sind babyleicht und das Spiel macht richtig Spaß." Und es bringt einen ordentlich ins Schwitzen. Ob das an den derzeitigen Temperaturen oder an meinem krampfhaften Versuch "King of the Hill" (eine hochdotierte Combo, bei der die eigene Kugel direkt auf der Zielkugel landet) zu werden liegt, sei dahingestellt.

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Beim Eisschlecken in der kühlen Wohnung haben wir dann auch noch den Esstisch zum Boule-Spielfeld umfunktioniert und Kerzenständer und diverse Deko-Objekte umgeworfen. Zum Titel "King of the Hill" hat es aber leider auch drinnen nicht gereicht, zum "Destroyer of the Livingroom" eher schon.