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Nina Hofer

Krach. Bumm. Zack. Mittendrin und doch so fern.

21. 7. 2010 - 16:47

You grow and grow, Boy lilikoy!

Jónsi am Samstag in der Arena Wien

jonsi

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Jónsi Birgisson

Ich muss zugeben, es überkam mich eine gewisse Skepsis, als der fragil wirkende Frontmann von Sigur Rós, Jónsi Birgisson, seine ersten Solowerke publizierte und ja, ich hatte Berührungsängste: wie soll das klingen, so ohne göttliches Kollektiv? Riceboy Sleeps, gemeinsam mit seinem Partner Alex Somers hat meine Befürchtungen leider noch bestätigt: das selbstbetitelte Album hat mich so gar nicht berührt. Aber, über Geschmack wird nicht diskutiert, andere fanden es genialst. "Go" wurde längere Zeit gemieden, um es dann zuerst ganz leise im CD Player zu hören. Jetzt hat er mich, der Mann aus Rejkjavik. Auch solo.

jonsi-tour

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Go, Go!

Die Songs seines Albums hatten sich im Hinterstübchen angestaut und laut Jónsi passten sie einfach nicht mehr zu Sigur Rós - ich protestiere hier massivst: "Go" zeigt eine ganz deutliche Verbindung, eigentlich Weiterführung der letzten beiden Sigur Rós Alben, die immer zugänglicher wurden: fast schon wieder unheimlich fröhlich und den Verlust der Scheu vor den künstlerischen Möglichkeiten der allgemein verständlichen Sprache: Englisch.

jonsi costume

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Schenkt man nun den überschwänglichen Begeisterungsrufen derjenigen Gehör, die Jónsi solo schon live erlebt haben, dann wird diesen Samstag in der Arena-Halle ein launiges Konzert, ähnlich dem von Sigur Rós 2008. Sein zeitlich später Auftritt am Melt!-Festival des vergangenen Wochenendes soll überragend impressiv gewesen sein.
Auch optisch wird der Auftritt ein Fest: die befederten Kostüme, die Jónsi momentan auf der Bühne trägt, sind übrigens alle zu 100 Prozent aus Recyclingmaterialien und stammen von der Isländerin Bára Hólmgeirsdóttir, Besitzerin von Aftur in Reykjavík.

"I wonder if I'm allowed just ever to be", so klingt es in einem der schönsten Tracks des Albums, Tornado. Nein, vorerst nicht, Hr. Birgisson. Jetzt wird aufgetreten und hoffentlich noch Ewigkeiten Musik gemacht. Obwohl das klangliche Erbe des gesamten Sigur Rós Umfelds jetzt schon unermesslich und einzigartig ist.