Erstellt am: 19. 7. 2010 - 17:45 Uhr
Fuck AIDS
Während sich die Fachwelt auf der AIDS-Konferenz über den Stand der HIV-Neuinfektionen, die letzten wissenschaftlichen Kenntnisse und mehr oder weniger erfolgreiche Strategien gegen das Virus austauscht, geht es im Global Village bei aller gebotener Ernsthaftigkeit wesentlich lockerer zu.
NGOs aus aller Welt finden sich hier zusammen und bieten jede Menge Programm zum Informieren und Mitmachen. Irina Baumgartner hat das letzte Jahr damit verbracht, die verschiedensten Gruppen des Global Village unter den Hut der Halle A der Wiener Messe zu bringen und führt mich durch das bunte Labyrinth.
APA/HERBERT PFARRHOFER
Das Global Village ist direkt bei der U2-Station Messe Prater, hat bis Donnerstag von 08:30 bis 20:30 geöffnet, am Freitag dann nochmal bis 12 Uhr. Donnerstagabend ab 20 Uhr wird das Dorf zur Partyzone samt Condom-Couture-Modeschau, DJ Jesse Voorn und jeder Menge Freigetränken und natürlich -Kondomen.
Beim Harm-Reduction-Raum geht es um HIV und Drogenkonsum. Da machen zum Beispiel Methadone Man und Buprenophine Babe darauf aufmerksam, dass Substitutionsprogramme dafür sorgen, dass Drogensüchtige keine Nadeln mehr teilen. Irina Baumgartner: "In Russland zum Beispiel ist die Substitutionstherapie verboten. Es geht darum Drogenkranke auch wirklich als Kranke zu sehen und entsprechende Behandlungsangebote bereit zu stellen." Überhaupt bezieht sich sehr viel hier auf das Motto dieser AIDS-Konferenz: "Rights here, right now".
So auch im stilechten Rotlichtviertel mit Neonbeleuchtung und Samt, wo Sexarbeiterinnen ihre Rechte einfordern. In vielen Ländern ist Prostitution verboten, in Österreich typisch: sittenwidrig. Das bedeutet etwa, dass Sexarbeiterinnen ihre Honorare nicht einklagen können. Faika El-Nagashi vom Netzwerk für Migrantinnen in der Sexarbeit: "Es gibt aber eine Registrierungspflicht für Sexarbeiterinnen und verpflichtende Gesundheitsuntersuchungen. Diesen Pflichten steht eine Rechtlosigkeit gegenüber." Mit HIV hat das nur mehr am Rande zu tun, aber schließlich sind Prostituierte einem stark erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt.
APA/HERBERT PFARRHOFER
Das gilt für Frauen generell: Im Frauennetzwerkbereich - sehr gut erkennbar an den quer zwischen den Ständen gespannten Wäscheleinen mit Spitzenhöschen und BHs - erfährt man zum Beispiel, dass sich Frauen leichter bei Männern anstecken als umgekehrt. Und gleich gegenüber ist der Stand der Condomize Campaign, von wo aus während der Konferenz eine Million Kondome verteilt werden. Es gibt T-Shirts mit Kondomtaschen, Frauenkondome (die allerdings wesentlich unsicherer sind als herkömmliche Kondome) und an der Bar könnt ihr euch durch die verschiedenen Geschmacksrichtungen aromatisierter Kondome und Gleitgels kosten.
APA/Georg Hochmuth
Alleine die Gratiskondome sind schon Grund genug, das Global Village zu besuchen, das Programm (.pdf) bietet aber weitaus mehr: Jede Menge Ausstellungen und Vorträge, Diskussionen und Filme, Workshops, und und und.
Gesponsert wird das alles natürlich von Pharma- und Kondomfirmen und von gänzlich HIV-fernen Unternehmen, die sich durch ihr Engagement ein positives Image erhoffen. Es sei ihnen vergönnt.
Menschenrechtsmarsch:
Am Dienstag, 20. Juli, findet ab 18.30 (Treffpunkt Schottentor Universität) der Menschenrechtsmarsch statt. Die Kundgebung wird als Teil der Kampagne "Menschenrechte und HIV/AIDS: Heute mehr denn je" von einem globalen Zusammenschluss von Organisationen veranstaltet. Im Anschluss an den Menschenrechtsmarsch und die Kundgebung gibt es eine musikalische Performance von Annie Lennox am Wiener Heldenplatz.