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Barbara Köppel

Durch den Dschungel auf die Bühne des Lebens.

16. 7. 2010 - 12:18

HIV-Theater in Moldawien

Anlässlich der Welt-Aids-Konferenz in Wien sind Anti-Aids-AktivistInnen aus aller Welt zu Gast. Eine Jugendarbeiterin erzählt von der HIV/AIDS-Prävention in ihrem Heimatland.

Die AIDS 2010 ist das größte Treffen von WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen, Betroffenen, UN-Organisationen und der Öffentlichkeit, um die jüngsten Entwicklungen zum Thema HIV/AIDS zu diskutieren. Sie findet vom 18.-23. Juli am Wiener Messegelände statt.

Im Vorfeld treffen sich 300 Jugendliche aus 95 Ländern zum Informationsaustausch und Netzwerken bei der dazugehörigen Jugend Vor-Konferenz, der YOUTH AIDS 2010 .

Die bereits 18. Welt-Aids-Konferenz setzt dieses Jahr einen geographischen Schwerpunkt auf Osteuropa und Zentralasien. Dort sind etwa 1.5 Millionen Menschen HIV-positiv, wobei die Zahl der Neuinfektionen im weltweiten Vergleich rasant steigt.
Noch verbreitet sich das Virus in erster Linie durch intravenösen Drogenkonsum, immer mehr Menschen infizieren sich allerdings beim Geschlechtsverkehr.

Besonders wegen dem Ansteigen von Infektionen durch heterosexuelle Sexualkontakte ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Epidemie von den sogenannten Hochrisikogruppen wie DrogenkonsumentInnen, SexarbeiterInnen oder Häftlingen auf die allgemeine Bevölkerung übergreift.

In Moldawien ist das bereits geschehen. 80% aller Neuinfektionen sind dort auf heterosexuellen Kontakt zurückzuführen. In Österreich sind es 45%.

Anna Susarenco aus Moldawien bei der Jugend Vor-Konferenz der AIDS 2010.

Barbara Köppel

Anna Susarenco nimmt an der YOUTH AIDS 2010 teil.

Diese Entwicklung betrifft größtenteils junge Menschen, erzählt Anna Susarenco. Die 21-jährige Wirtschaftsstudentin koordoniert die Aktivitäten von Y-PEER in Moldawien - ein NGO-Netzwerk, das Sexualerziehung und HIV-Prävention vor allem in Osteuropa und Zentralasien organisiert.

Schuld an der wachsenden HIV-Epidemie unter den Jugendlichen ist ein eklatanter Informationsmangel. Laut einem Bericht der UNAIDS wissen nur 26% der 15-29-jährigen MoldawierInnen, wie sie eine HIV-Infektion vermeiden können.

Anna führt das darauf zurück, dass sie weder zuhause noch in der Schule Informationen darüber erhalten.

Die Eltern vieler Jugendlicher arbeiten im Ausland, z.B. in Russland oder Italien, wo sie mehr Geld verdienen können. Die Kinder eignen sich ihre Vorstellungen von Sexualität und HIV/Aids inzwischen auf der Straße, bei Freunden oder im Internet an.

Zudem ist Sexualkunde im Lehrplan moldawischer Schulen nicht vorgesehen - weder als eigenes Fach, noch im Rahmen des Biologieunterrichts oder einer Life Skills-Based Education, die in Moldawien als Wahlfach angeboten wird. Die orthodoxen Kirchenoberhäupter haben Unterricht mit sexualgesundheitlichen Inhalten verhindert.

Anna und ihr Y-PEER-Team schaffen es trotzdem immer wieder, Informationsveranstaltungen in Schulen zu organisieren, um dort über Sex, Aids und Kondome zu sprechen. Nur brauchen sie dafür jedesmal die Zustimmung von Direktion und Unterrichtsministerium.

Ärzte ohne Grenzen-Beach

Im Rahmenprogramm von AIDS 2010.

17. bis 23. Juli 2010, Wiener Donaukanal/Höhe Salztorbrücke

  • 17. Juli (19.00): Eröffnungsparty (mit Trishes)
  • 19. Juli (19.30): Sunny Without Borders (mit John Megill)
  • 21. Juli (19.30): Bholoja live in concert

Zusätzlich organisieren sie freiwillige Sommercamps und verteilen Info-CD-Roms. Der Großteil ihrer Jugendarbeit spielt sich allerdings auf Theaterbühnen ab. Y-PEER hat fünf Theaterclubs gestartet, die vor allem in ländlichen Regionen Moldawiens auftreten, weil die Jugendlichen dort noch weniger Zugang zu Informationen haben. Gespielt werden Szenen aus dem täglichen Leben, z.B. vom One-Night-Stand ohne Kondom. Die SchauspielerInnen haben zuvor Trainings in Theaterpädagogik und HIV-Prävention absolviert und beantworten nach der Vorstellung Fragen aus dem Publikum.

Dieser interaktive Zugang funktioniere gut bei den Jugendlichen, ist Anna begeistert. "Die Leute haben Spaß und werden zum Nachdenken gebracht, weil sie Situationen sehen, in die sie sich wirklich hineinversetzen können."

Dennoch erhofft sich Anna, bei der YOUTH AIDS und der anschließenden Hauptkonferenz noch mehr kreative Methoden zur Wissensvermittlung kennen zu lernen. Denn vielleicht gibt es Programme aus anderen Ländern, die sich auch in Moldawien erfolgreich adaptieren lassen.