Erstellt am: 11. 7. 2010 - 16:40 Uhr
WM-Journal '10-82.
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Die Fakten zum Finale Niederlande - Spanien.
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Johan Cruyff ist Gott.
Warum, das hab ich hier eh schon ausgeführt.
Cruyff hat als Spieler und Leader in den 70ern den holländischen Total Football erfunden, den aktuell Coaches wie Louis Van Gaal oder eben Bert Van Marwijk perfektionieren.
Cruyff hat als Spieler, aber dann vor allem als Trainer Ende der 80er / Anfang der 90er dann auch den FC Barcelona geschaffen, den wir heute noch kennen: das offensive, alles überrollende Powerhouse, das Coaches wie Rijkaard oder Guardiola (allesamt Cruyff-Schüler) zuletzt perfektioniert haben.
Seit endlich auch die spanische Nationalmannschaft diesen Stil übernommen und weiterentwickelt hat, ist Cruyff (auch Ehren-Coach der katalanischen Nationalmannschaft) noch mehr Spanier als zuvor. Sein Stolz war schon bei der Euro 08 unüberhörbar - und genauso gilt er als der schärfste Kritiker, wenn im holländischen Verband, in der Liga oder im niederländischen Nationalteam etwas gegen seine alte Philosophie läuft.
Die 8A spielt gegen die 8B um den Titel im Cruyff-Gymnasium
Das heutige Finale ist ein Finale zweier Cruyff-Schüler. Beide Nationalteams verfolgen eine Philosophie, die er ausgegeben und erarbeitet hat. Natürlich erweitern und bereichern beide Verbände, beide Coaches, beide Teams diesen abstrakten Kern mit ihren jeweiligen Erfahrungen - aber das ist das Wesen einer Denkrichtung, einer Handlungsanleitung: dass der Schüler sie mit Leben, am besten dem eigenen, erfüllt.
Johan Cruyff ist heute also der König der Welt und der glücklichste Mensch auf Erden. Dass seine Saat aufgeht, weiß er seit Jahrzehnten. Dass sich das aber auch einmal im wichtigsten Spiel des Planeten manifestiert - das ist ein wunderbares Geschenk.
In der Gazzetta dello Sport von gestern sagt Cruyff in einem hübschen Interview mehrere "Eh-logisch"-, aber auch mehrere "Aha!"-Dinge.
Und was Mijnheer Direktor dazu sagt
Brasiliens Problem wäre es einen zu defensiven Stil angenommen und so die eigene Identität verraten zu haben. Argentiniens Problem verstehe er nicht: da wäre alles da, vom Personal her gesehen. Zu Diego Maradona gefragt sagt er den schönen Satz: Di lui preferisco non parlare.
Dass es für ihn ein sentimentales Derby der Emotionen wäre, die aus seinen beiden großen Lieben, aus Amsterdam bzw. Barcelona gespeiste Entscheidung. Dass ihm das viel lieber ist als eine Wiederholung des 74er-Finales gegen Deutschland.
Dass er mit dem Herzen bei Holland wäre, dass aber das Spiel für Spanien spricht, auch weil dort vielleicht sogar mehr seine Schüler Einfluss genommen hätten. Sie würden besser spielen, also auch gewinnen.
Nun, wer bin ich, um Gott Cruyff zu widersprechen; auch wenn meine Fazits seit der KO-Runde Holland, also das Herz, vorne haben, wo er den Verstand, also Spanien, sieht.