Erstellt am: 4. 7. 2010 - 14:45 Uhr
Song Zum Sonntag: Ariel Pink
Ja, der musikalische Witz.
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Nicht alle wollen ihn, und sie haben - wie Kollege Thomas Kramar - auch oft recht: Nicht nur der Hauptpropagierer von (meist zotigen) Witzen gepaart mit Virtuosität (die man für den musikalischen Witz auch braucht, oft ist der ja ein Zitat aus einem fremden Genres), Frank Zappa, hat uns/mich mit seinem autoritären Humorterror zeitlebens genervt. Auch in Deutschland wird die Spaßfraktion von üblen Knechten wie Raab und Zander erfolgreich bestimmt - mit Ballermanntrinkern als Publikum im Rücken katapultiert dich der unsubtile deutsche Karnevalshit schnell in Richtung lebenslange Grundsicherung.
Trotzdem möchte ich etwa Deichkind, Fettes Brot oder Kinderzimmer Productions nicht missen, der deutsche Hiphop als Genre wäre ohne deren Anarchie und Sprüchemeisterschaft noch unerträglicher.
www.buddyhead.com
Die von Kollegen Kramar zitierte (und verneinte) Zappa Frage "Does Humor belong in Music" möchte ich gerne mit Zuhilfenahme von Ween, Butthole Surfers, Dufus, Spike Jones, Jonathan Richman oder Jazz Butcher bejahen - ohne erst von Leuten wie Cohen, Cramps oder Ramones zu reden, deren "straighte", oft tragische Kunst immer viel Humor in sich getragen hat.
Ariel Pink war bisher gar nicht so als Witzbold aufgefallen. Seine oft im Alleingang unter dem Namen "Ariel Pink's Haunted Grafitti" aufgenommenen Alben waren voll von Popzitaten und merkwürdigen Titeln, wie es sich für einen "Weirdo" gehört. Das hat ihn zum Star des kleinen Subgenres "Chillwave" werden lassen - der richtig platte musikalische Witzemacher war der Kalifornier aber nie gewesen. Und obwohl sich auf seiner neuen CD wieder fröhliche Sounds und bitter humorige Texte paaren: Einer euphorischen Meernummer wie "Bright Lit Blue Skies" den Refrain zu verpassen, dass die schöne Fassade eine Lüge sein kann, ist so un- hintergründig in der Message, dass es auch als straighter Hippie- Protestsong wider den schönen Schein durchgehen und von Bruce Springsteen gecovert werden könnte.
Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt