Erstellt am: 2. 7. 2010 - 17:36 Uhr
Vor dem Dialog ist nach dem Dialog
Unimäßig blicken wir ja auf ein turbulentes Jahr zurück:
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Nachzulesen gibt’s das alles auf fm4.orf.at/uni
Der Hochschuldialog wurde diesen Mittwoch abgeschlossen, wobei weder die Rektoren noch die Studierenden bei diesem Dialog noch dabei waren. Beide beklagten mangelnde Gesprächsbereitschaft der Wissenschaftsministerin bei den heißen Themen Zugangsbeschränkungen und Budgets beklagten – wenn auch von zwei sich gegenüberstehenden Pro- und Contra-Seiten.
Bei der Abschlussveranstaltung selbst nahmen daher hauptsächlich PolitikerInnen und VertreterInnen der Wirtschaft und NGOs teil. Und es wurde sich in den Schlussstatements hauptsächlich selbst auf die Schulter geklopft, und betont, dass alleine das Miteinander-Reden bereits eine große Leistung gewesen sei.
APA/ROLAND SCHLAGER
Empfehlungen nicht Ergebnisse
Herausgekommen ist beim Hochschuldialog ein 35-seitiges Papier, es enthält 92 Empfehlungen, die der Nationalrat ab kommenden Herbst diskutieren soll. Kritisiert wurde im Vorfeld, dass sämtliche Ergebnisse des Hochschuldialogs nur Empfehlungscharakter hätten, dass sie zu schwammig seien und konkrete Ansagen fehlten.
Konkret angegangen werden im Herbst zwei Dinge: Einerseits das Projekt "Bologna reloaded". Denn bei der Bologna-Jubiläumskonferenz vergangenen März wurde im Schlussstatement ja immerhin eingestanden, dass bei der Umsetzung in den Österreichischen Studienplänen einiges schiefgegangen ist. Hier sollen inhaltlich überfrachtete Bachelor- oder Master-Studienpläne nun erneut geprüft und gegebenenfalls entleert werden.
Ab Herbst soll auch die Studienberatung für SchülerInnen ausgebaut werden, vorrangiges Ziel: MaturantInnen sollen mehr als die zehn großen Studienfächer kennen(lernen) und bessere Voraussetzungen für eine fundierte Wahl haben. Dieses Vorhaben der Wissenschaftsministerin wird von der ÖH auch unterstützt und durchgeführt.
Eingangsphase "neu"
Damit hört die gute Zusammenarbeit zwischen Beatrix Karl und der ÖH auch schon wieder auf. Denn die Ministerin hat auch vor, eine "Studieneingangsphase neu" einzuführen. "Das heißt, es soll in der Studieneingangsphase qualitative Aufnahmeverfahren geben.", erklärt Beatrix Karl. Sie möchte damit einer Drop-Out-Quote von bis zu 80 Prozent entgegenwirken.
Für die HochschülerInnenschaft ist diese "Studieneingangsphase neu" eine Zugangsbeschränkung durch die Hintertür: "Da ist ganz klar das Bekenntnis zu einer Selektionsphase und nicht zu einer Orientierungsphase", sagt Thomas Wallerberger von der ÖH. "Und das wird im Herbst noch einmal spannend. Es ist auch interessant, wie sich die SPÖ dazu verhält". Konkret passieren wird im Herbst also nichts, meint Karl: "Das muss noch mit den Koalitionspartner ausverhandelt werden, im Herbst werden wir darüber erste Ergebnisse liefern."
Geheimnis Budget
Ein weiterer Kritikpunkt der ÖH – und mit ein Grund warum sie aus dem Hochschuldialog ausgestiegen ist: Über das Budget wurde offiziell nie gesprochen. Vor wenigen Monaten ist ein Papier aufgetaucht, laut dem die Unibudgets bis 2015 angeblich eingefroren werden. Ansonsten ist über mögliche Entscheidungen nichts bekannt. Dazu Wallerberger: "Was die Ergebnisse des Hochschuldialogs für Studierende bedeuten, ist schwer einzuschätzen. Karl hat gezeigt, dass ihr die Ergebnisse des Dialogs eigentlich egal sind – siehe Budget, siehe Studierendenzahlen. Sie hat weder versucht das Budget zu erhöhen, noch will sie höhere Studierendenzahlen."
Karl selbst quittiert die Frage nach Budget und Studiengebühren damit, dass es hier keinen Konsens gebe und daher beim Dialog auch kein gemeinsamer Standpunkt herausgekommen sei. Und, so meint sie: "Ich habe aus meiner Meinung ja nie ein Hehl gemacht und immer gesagt, dass ich Studiengebühren für sinnvoll und zielführend halte. Mir ist aber auch klar, dass es dazu keine politische Mehrheit gibt und deswegen gibt es von meiner Seite auch keine konkreten Pläne zu Einführung einer Studiengebühr."
FM4
Déja-vu?
Nach dem Hochschuldialog ist also vor dem Hochschuldialog. Die Unis stehen vor der gleichen Misere wie schon letzte Herbst: zu hohe Studierendenzahlen, zu wenig Studienplätze, schlechte Betreuung bzw. Lehre und dann wieder hohe Drop-Out bzw. niedrige AbsolventInnen-Quoten.
Wenn sich hier nichts ändert, dann könnte der kommende Uniherbst ähnlich heiß werden wie der letzte. ÖH und die Protestbewegung "unsereuni" sind jedenfalls für Proteste gewappnet: "Vor allem der Kampf gegen Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen wird im Herbst wieder ein großer sein." Sagt Thomas Wallerberger. Auch bei unsereuni wartet man ab, hält aber große Demonstrationen im Herbst wieder für möglich. "Es könnte ein Déja-Vu werden" meint Thomas Wallerberger "Nur diesmal mit einem anderen Gesicht im Wissenschaftsministerium."