Erstellt am: 1. 7. 2010 - 11:29 Uhr

Oh! Sich die Finger gelb machen

"Die Österreicher sind leider ein Rauchervolk."

Der 1. Juli 2010 wird in vielen nikotingelben Spelunken der Schnitzelrepublik in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem die Gemütlichkeit starb.
Zumindest gehen wütende Wirte davon aus.
Denn Geldstrafen, Lungenkrebs und deckenhohe Trennwände seien alles nur Firlefanz, verglichen mit der wahren Gefahr: Dem Rauchverbot als persönlichkeitsverändernde Droge. Die wellnessverseuchte Obrigkeit habe in ihrem Eifer vergessen, dass die österreichische Seele ein Hauch ist, rauchschwadengleich, und dass sie zu verschwinden droht, wenn nicht regelmäßig nachgeheizt wird. Nimm dem Ösi seine Tschik, und er wird zum Schwammerl.

elisabeth gollackner, fm4

Denn es kämen zwar noch immer gleich viele Leute wie vorher, sagt beispielsweise (jetzt Rauchfrei-)Wirt Vratislav K. im Interview, aber es wären nicht mehr die gleichen. Zensurbedingte Zombies trudeln da in sein Lokal, die keinen Sinn mehr hätten für das Gute und Schöne in puncto Kneipenkonsum. Horden von Nichtraucher würden plötzlich die "Verabreichungsplätze" in den "Haupträumen" bevölkern, anstatt sich wie früher kleinlaut ins kühle Spaßbremsen-Kammerl zurückzuziehen. Alle Plätze seien voll, voll wie eh und je, aber, Zitat:
"Die teilen sich ein alkoholfreies Bier und essen ein Paar Frankfurter."

Wenigstens beim Fleisch langt er noch zu, der hedonismusfreie Warmduscher von Österreicher, den es plötzlich in die Wirtsstuben schwemmt. Wie lange das anhalten wird, darüber herrscht Zweifel. Angstvisionen von "Soja-Stüberl" und "Frischer Küche" hängen in der Luft, und Stammtisch/Stehimbiss-Connaisseure aus Nah und Fernsehen warnen vor einer Asketen-Apokalypse, die über das Land hereinbrechen wird, um es zu verderben.

Dass man den Schweiß der Mitmenschen in rauchfreier Atmosphäre viel stärker riecht als im Qualm, sollte allerdings kein Problem sein. Bei so seelenlosen, ungemütlichen Wesen, da stinkt nicht viel.