Erstellt am: 27. 6. 2010 - 17:09 Uhr
Sex, Sex, Sex! Und Adam Green.
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Wie kann sich die FM4-Bühne am frühen Nachmittag gegen das WM-Schlagerspiel England-Deutschland behaupten? Richtig: mit nackter Haut. Abgesehen von all den feschen Menschen im Publikum, hat sich die Bandcontest-Gewinnerband Royal Kombo gleich eine GoGo-Tänzerin auf die Bühne geholt. Sie räkelte sich an der Stange und man glaubt kaum wieviele Fotografen auf einmal da waren.
Katarina Huber
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Anyway, zu diesem Zeitpunkt sind Klose, Rooney und Co. noch nicht aufgelaufen. Die begannen erst, als der erste größere Act des heutigen Tages die Bühne betrat: I Am Cereals. Ich möchte durchaus behaupten, dass auch die sechs Herren aus Niederösterreich extra Bonuspunkte mit ihrem Outfit landen wollten, um allen WM-Verweigerern was Gutes zu tun.
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Innere Werte zählen aber auch und I Am Cereals, die ihren Stil selbst als "Elegant Trash Pop" bezeichnen, überzeugen mit einer Kombination aus Disco und Pop. Jedes Bandmitglied ist für sich selbst schon eine Erzählung wert, sei es Ben Martin, der in mehr Bands spielt als ich Finger an einer Hand habe oder Gerald Huber, der Human Vocoder von Bauchklang, der selbst in Anzug bei dieser Hitze bestehen kann. Ausgezogen hat sich keiner, aber in feschen Suits kamen Hits ihres selbstbetitelten Debüts ("French Parade", "Two Faces") und noch unbekannte Songs von ihrem im Jänner erscheinenden Album. Gerade feilen sie noch dran, oder wie Gerald "The Body" Huber meint: "beschmutzen" sie es noch. Deutschland führt nach der ersten Hälfte übrigens mit 2:1.
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Gegen die zweite Hälfte von England-Deutschland mussten nun die Schotten Cinematics antreten. Schottland hat meines Wissens bei Fußball-Weltmeisterschaften nie viel gerissen, aber die vier Herren aus Glasgow liefern einen elegischen Indierock-Brei aus The Cure und Franz Ferdinand und machen damit ihrer Nation durchaus Stolz. Das ist eine wuchtige Mischung aus Dance-Punk-Grooves in Zusammenspiel mit zielstrebigen Gitarren und Sänger Scott Rinnings inbrünstigen Vocals.
Das Schöne an solchen Sets ist ja, dass jeder Song dem anderen gleicht, aber nicht negativ, sondern als gesamter Fluß eine stimmige Mischung abgibt. Und nach dem Set haben die Cinematics noch eine kleine Akustik-Session für uns im herrlichen Ambiente vor der Donau gespielt. Watch out for the Video. Inzwischen hat Deutschland gegen England 4:1 gewonnen. Skandal mit Stangenschuss und aberkanntem Tor. Aja und Adam Green ist eingetroffen. Angezogen.
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Wer ist nun am besten geeignet die englische Niederlage zu beweinen? Selbstverständlich die österreichischen Brits, die Curbs. Wenn man bei Wikipedia nachschaut, was eigentlich ein Curb ist, dann weiß man, dass es sich um Randsteine auf einer Rennstrecke handelt. Sozusagen zwischen Grün und Asphalt. Ein Zwischending, und daher sind die Wiener Curbs auch mehr als passend an der Mitte des Tages angesetzt. Die Curbs werden immer gern als Britpop bezeichnet. Ihr aktuelles Album ist eine Huldigung an die "City Of Dreaming Spires", also Oxford. Hier ein Verweis auf die Worte meines Kollegen Andreas Gstettner. Herrlich ist ja auch die "org.uk"-Domain der Curbs-Website, die in großen Lettern auf der Bühne angepriesen wurde. Also durch und durch verenglischt, das Ganze. Und irgendwie waren die Curbs der passende Trost für alle, die England bei der WM die Daumen gedrückt haben. Wenigstens gute Musik haben sie, die Brits. Aus Wien.
Katarina Huber
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Vor ein paar Wochen hat das sympathische Duo von Stereo Total noch ein FM4-Überraschungskonzert in Graz gespielt. Und jetzt feiern Françoise Cactus und Brezel Göring schon wieder une féte in Österreich. Der französische Akzent ist einfach herzallerliebst, Bühnenansagen wie "Ich bin eine Waschmaschine" sind am heutigen Tag, an dem Adam Green im Interview von seiner Erektion erzählt, keineswegs deplatziert. Manche sind "gut zu vögeln", Männer wollen eine Mama werden, das ist so unglaublich absurd, dass es einfach Niveau haben muss. Und der Sex begegnet uns auch wieder.
Bereits meine Kollegin Maria Motter hat wunderbar geschildert, wie der Alltag einer Klofrau nicht nur textlich bei Stereo Total fasziniert. Seit heute wissen wir, ein solches Leben gehört auch auf die Bühne eines Open-Air-Festivals.
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Schwarz und rot dürften die neuen Modefarben werden, zumindest wenn es nach den Incredible Staggers geht. Der Zeitgeist ist an der Band etwas vorüber gegangen, die Band wirkt wie eine Mischung aus Rocky Horror-Frankenstein und 60's Trash-Garage-whatever-Rock, wo man die Bierdosen noch auf der Stirn zerdrückt und sein Publikum mit Schweiß und Spucke bedankt. Die Namen der Herrschaften muss man sich auch mal geben: Sänger Wild Evel, Los Fixos, Lightning Iris, The Earl of Krigor, Candee Beat und Shakin' Matthews (Rocky Horror wo man nur hinschaut!) stürmen am Beginn ihres Sets auf die Bühne. Das Publikum hat sich in der Zwischenzeit wieder verjüngt: Die Mode der Band hat aufs Publikum abgefärbt, praktisch, dass sich Wild Evel öfters hinter der Bühne umgezogen hat. Herrlich find ich ja auch seine konsequenten Publikumsansagen auf Englisch. Geile Typen, die Steirer!
Katarina Huber
So ganz ernst darf man die Band, die mit 80 Personen Anhang kam, nicht nehmen und das ist auch ihre Stärke. Ich würde mich auch nicht wundern, wenn da gleich einer Fledermaus der Kopf abgebissen wird. Und tatsächlich: Mr. Evel drohte uns, dass wir Adam "fucking" Green nicht lebend sehen würden. Vorher würde er von der Bühne runterkommen und our fucking heads abschneiden. Do the Ripper, Jesus Christ!
Katarina Huber
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Und dann kam er. Everyone´s talking about Jesus, aber nichts ist der gegen Adam Green. Oder hat Jesus ein Bändchen bei Suhrkamp veröffentlicht? Nein. Also. Soviel kann ich vorwegnehmen: So ziemlich jeder und jede hat Adam Green im Laufe seines Auftrittes anfassen können, der kleine Poet hat sich nämlich mehrfach ins Publikum geschmissen.
Stage-Diving in Perfektion, Hüllen fallen lassen, Schuhe an den Kopf gekommen und dazwischen bei "Emily", "Friends of Mine", "Buddy Bradley", "Hard to be a Girl" und "Gemstones" bis in die oberen Reihen geshakt. Im Publikum große Plakate: "Adam, I want Sex, Sex, Sex!". Wahnsinn!
Katarina Huber
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Bewunderswert ist immer wieder wie Green, der bereits gefühlte 80x in Österreich war, seinen schlaksigen Körper sowas von nicht im Rhythmus bewegt und dabei trotzdem noch gut ausschaut. Aja, er hat ja von seiner ersten Erektion berichtet und dann doch nur sein Leiberl ausgezogen. Das Adamskostüm blieb uns bei Adam erspart. Schön passend zu "Jessica" als Abschlussnummer. Vielleicht besser so, man kanns mit dem Sex auch übertreiben.
Nächstes Jahr wieder zur FM4-Bühne pilgern? Aber sowas von. Freu mich ja schon auf Depeche Bilgeri.